Berlin pulsiert im Fieber der Ungeduld Anfang der 20er-Jahre, als sich Renée und Ringel begegnen, zwei Autodidakten im Spannungsfeld zwischen beruflicher Behauptung und privaten Sehnsüchten. Zwei, die ewig jung scheinen, weil sie für immer unfertig bleiben. Die spielerisch-eleganten Plastiken der Bildhauerin und Illustratorin Renée Sintenis (1888-1965) zieren die Salons des Großbürgertums und werden international ausgestellt. Einen exquisiten Lebensstil bevorzugend, pflegt sie Kontakte u.a. zu Alfred Flechtheim, Ernst Barlach, Gottfried Benn, André Gide, Rainer Maria Rilke, Asta Nielsen. Joachim Ringelnatz, dem Matrosen, Schriftsteller und Kabarettisten, verhilft sie zum Durchbruch als Maler. Als faszinierender Stern der Weimarer Bohème und Paradekünstlerin der Galerie Alfred Flechtheim wurde Sintenis 1931 in die Akademie der Künste aufgenommen und 1934 von den Nazis als „nicht arisch“ ausgeschlossen. Neben ihren Tierfiguren griff die Künstlerin Themen aus der griechischen Sagenwelt auf. Mit ihrer Kleinen und ihrer Großen Daphne schuf sie Sinnbilder der Angst und Entsagung, als wollte sie dem aufkommenden nationalsozialistischen Ungeist mit seinem Sieg- und Heldenkult entfliehen. Viele ihrer Werke sind infolge von Nazibarbarei und Krieg verloren gegangen. Ihr wohl populärstes Werk, der „Sintenis-Bär“ – 1932 als kleinformatige Skulptur modelliert – erinnert seit 1957 als 1,60 m große Bronzeplastik an die Teilung Berlins und Deutschlands an den Autobahnen und erfreut als Auszeichnung die Sieger der Berlinale. Am Lesungsabend präsentiert Silke Kettelhake ihre Romanbiographie: "Renée Sintenis: Berlin, Bohème und Ringelnatz" (2023), unterstützt durch einen Spaziergang in Bildern zu Ringel und Renée.
Zur Autorin
2008 veröffentlichte die Journalistin und Autorin „Erzähl allen, allen von mir! Das schöne kurze Leben der Libertas Schulze-Boysen 1913-1942". 2010 folgte „Renée Sintenis – Berlin, Bohème und Ringelnatz“, 2014 erschien „Sonja – negativ-dekadent, eine rebellische Jugend in der DDR“. 2023 kam die Neuauflage ihrer Romanbiografie zu Renée Sintenis beim Verlag ebersbach & simon heraus. Silke Kettelhake war langjährige Redakteurin im Bereich Film bei der Bundeszentrale für politische Bildung und am Aufbau der Marke fluter.de beteiligt. Als freie Journalistin schreibt sie für zahlreiche Zeitungen und Magazine. Sie studierte Publizistik sowie Film- und Fernsehwissenschaften an der FU Berlin.
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