Iran, 1960. Der junge Reza wird vom Schah-Regime als Spion nach Europa verschickt. Studieren soll er, sich ein Leben aufbauen, Wissen sammeln und es in die Heimat transferieren. Über Umwege verschlägt es ihn ins erzreligiöse Westfalen, wo er auf Clara trifft, die in ihrer Heimat fremdelt und gegen die ständige Angst ankämpft, zu enttäuschen. Auch Reza taumelt in der Fremde. In ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung finden sie zueinander, doch die Fliehkräfte ihrer Geschichten torpedieren ein dauerhaftes Miteinander. Daran ändert auch die Geburt ihres Sohnes Niklas nichts, der sich schämt für die überbordende Liberalität seiner Eltern.
Als Reza 1979 die Islamische Revolution live im Fernsehen verfolgt, begreift er, dass es kein Zurück gibt. Er kollabiert und gerät in Abhängigkeit – von einer Familie, deren Hoffnungen er selbst stets enttäuscht hat.
Fesselnd, sinnlich und einfühlsam dringt Marius Hulpe bis zum Kern dessen vor, was ein Familienleben heute bedeuten kann. Eindrucksvoll erzählt er davon, wie Ideologie und Repression, aber auch ein ungerichteter Freiheitsdrang ein Labyrinth ohne Ausweg bilden können. Ein souveränes, abgründiges, hellsichtiges Debüt. Ein Roman unserer Zeit.
[DuMont Verlag]
Marius Hulpe wurde 1982 in Soest geboren, heute lebt er nach Auslandsaufenthalten in Polen und Indonesien wieder in Berlin.
2008 erschien sein vielbeachteter erster Gedichtband "Wiederbelebung der Lämmer" im Ammann Verlag. Darauf folgten "Einmal werden wir" (2013) und "Süße elektrische Nacht" (2014) sowie der Essay "Der Polen-Komplex" (Hanser 2016).
Seine Gedichte wurden in sieben Sprachen übersetzt und für Rundfunk und Bühne adaptiert. Er erhielt u. a. den Literaturförderpreis des Landes NRW, das LCB-Stipendium des Berliner Senats und das Stipendium der Villa Decius in Krakau.
In der Helene-Nathan-Bibliothek liest er aus seinem ersten Roman "Wilde grüne Stadt", seiner Gedichtsammlung "Monument für die Verlassenen" und seinen Essays.