Der Name Horst Bienek (1930–1990) ist heute allenfalls noch Eingeweihten vertraut. Dabei wurde insbesondere seine vierteilige oberschlesische Chronik Gleiwitz, die ab Mitte der 70er Jahre in schneller Folge erschien, seinerzeit von der Kritik auf eine Stufe gestellt mit der Danziger Trilogie von Günter Grass. Auch der Lyriker Bienek ist weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, obwohl keine repräsentative Anthologie seine Gedichte entbehren kann.
Seine jetzt erschienenen Tagebücher aus vier Jahrzehnten, Es gibt nur die Kunst, die Liebe und den Tod. Dazwischen gibt es nichts (Hanser Verlag 2024), rufen uns den Schriftsteller nachdrücklich in Erinnerung. Sie gewähren Einblicke in ein wechselvolles Leben, das früh geprägt wurde durch eine jahrelange Gulag-inhaftierung wegen angeblicher "antisowjetischer Propaganda". Später mischt sich das Betriebliche mit dem Privaten, das Indiskrete mit dem Existenziellen. Es sind Streifzüge durch eine queere Republik, ein unschätzbarer Beitrag zu Hubert Fichtes Projekt einer „Verschwulung der Welt“, eingetrübt am Ende durch die einsetzende Aids-Epidemie, der Bienek 1990 zum Opfer fiel.
Nach der Veranstaltung werden Sie auf ein Glas Wein eingeladen.
In Lesung & Gespräch: Michael Krüger
Moderation: Thomas Sparr
Kartenansicht
