Moderation: Felix Palent
«Die meisten Autorinnen und Autoren meiner Zeit fühlen sich Thomas Mann nicht nah. Literarisch ist er eine Sondererscheinung, exzellent und überragend, das mag niemand bestreiten, der Grund für die Ablehnung seiner Person sind lauter Äußerlichkeiten. Seine soziale Herkunft vor allem, sein Lebensstil, sein ambivalentes Verhältnis zu seinen Kindern. Mir ist Thomas Mann weder fremd noch fern. Auf den ersten Blick scheinen wir aus unterschiedlichen Galaxien zu kommen. Aber das ist eben nur ein erster Blick. Ich kann mit Thomas Manns Vorstellung vom Künstlersein viel anfangen. Mit seiner Art, voller Phantasie und Lust Geschichten zu erzählen, war er ein Schriftsteller der Freiheit. Mit seinen politischen Texten, in denen er dem Faschismus und dessen törichter Sprache mit dem gesamten Besteckkasten der Schimpf- und Schmähpoesie begegnet, war er ein Schriftsteller der Diktatur. Das politische und das poetische Schreiben sind zwei Facetten eines Berufes.» –Mely Kiyak