„Dies ist ein Buch über Geister – über die guten, über die ambivalenten, über die, ohne die wir nicht können, und über die, die wir brauchen, um unsere Zeit der großen Zerstörung klarer zu sehen und, trotz allem, zu bewohnen“, schreibt Herausgeberin Lea Schneider im Vorwort zur Anthologie Alternative Archive. Acht Gedichtgespräche, die in diesem Jahr bei hochroth München erschienen ist.
Max Czollek, Mátyás Dunajcsik, Odile Kennel, Ozan Zakariya Keskinkılıç, Björn Kuhligk, Jayrôme C. Robinet, Katharina Schultens und Nora Zapf stellen darin ihnen wahlverwandte Dichter:innen vor, die für das eigene Schreiben und die persönliche Lesebiografi e wesentlich sind. Dichter:innen, zu denen sie immer wieder zurückkehren, die sie nicht loslassen. Für Max Czollek ist das Theodor Kramer (1897–1958), ein Dichter, der „eine Sprache fi ndet für die grenzenlose Trauer, die das 20. Jahrhundert für alle bedeutete, die nicht verlernt hatten zu fühlen“. Jayrôme C. Robinet schreibt über Dichter:in und Aktivist:in Andrea Gibson (1975–2025), deren vier Hunde ebenso wie Robinets Katze Kilou wichtige Gegenüber des eigenen Schreibens sind. Und Nora Zapf spekuliert über ein Gedicht Sor Juana Inés de la Cruz (1648–1695), die 300 Jahre vor dem Diskurs über Sex und Gender das Geschlecht ihrer Seele gegenüber dem ihres Körpers in Frage stellt.
Die Anthologie bildet den ersten Aufschlag eines kumulierten Kanons, der sich nicht über diejenigen Namen und Werke defi niert, auf die sich alle einigen können, sondern sich aus den je persönlich kanonisierten Dichter:innen zusammensetzt und zu einem Lesen und Schreiben in transtemporaler Gemeinschaft einlädt.
Die Veranstaltung wird im Rahmen des Projekts AfterWords unterstützt aus Mitteln der Einstein Stiftung Berlin/Berlin University Alliance.
In Lesung & Gespräch Max Czollek, Jayrôme C. Robinet, Nora Zapf
Moderation Lea Schneider
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