Jade Samson-Kermarrec, geboren 1987 in Paris, lebt seit 2013 in Berlin und ist Autorin, Regisseurin und Kuratorin. 2018 gründete sie den deutsch-französischen Verein „Theater im Nu“ und 2022 das Theaterfestival „Le Lampenfieber“. Seit 2021 ist sie Mitglied des Netzwerks französischsprachiger Autorinnen in Berlin und beteiligt sich aktiv an Initiativen wie Hôtel des Autrices, Calendrier de l’Avent und La Colec. Ihre Texte erschienen in Magazinen wie Stadtsprachen, Débridé und Konfluence. 2024 inszeniert sie die Produktion „Grenouille ©“ mit dem Ensemble von Theater im Nu e.V. und arbeitet parallel an ihrem Kurzroman „In Space no one can hear you scream“, wofür sie das Stipendium für nichtdeutsche Literatur vom Senat Berlin erhielt.
Was hat Sie nach Berlin verschlagen? Die Liebe? Der Zufall? Die Weltpolitik?
Die Liebe für Berlin. 2003 setzte ich zum ersten Mal meinen Fuß auf das Rollfeld in Tegel. Ich war 16 Jahre alt und fühlte mich sofort wie zu Hause. Es war Liebe auf den ersten Blick. Nach mehreren Aufenthalten und vielen Umwegen ließ ich mich schließlich 2013 endgültig nieder.
An Berlin liebe ich:
Die gebrochenen Linien, die ewigen Baustellen (die leider zugunsten von sterilen Gebäuden verschwinden, die eine exakte Kopie aller Malls auf der Welt sind) , die Kräne, die Straße, die Sommerbäder, mein Kiez, die Spätis, einfach ich selbst sein zu können. Und natürlich, meine Familie.
In Berlin vermisse ich:
Das französische Terroir, die Pariser Kinos, die Filme, den Humor, meine Freund:innen und meine Familie. Ab und zu Paris. Den Ozean. Die Gebirge. Die Landschaft.
Ein Lieblingsort in Berlin:
Das ist aber geheim.
Sind Sie in Berlin ein anderer Mensch, eine andere Autorin, ein anderer Autor als im Land Ihrer Herkunft? Inwiefern?
Als Autorin natürlich, denn erst seit ich in Berlin lebe, habe ich mir erlaubt, zu experimentieren und etwas zu wagen. Das liegt im Geist der Stadt. Die Leute interessieren sich vor allem dafür, wer du bist, nicht was du machst, deine Karriere und so weiter. Man kann wochenlang mit Leuten zusammen sein, bevor man weiß, was sie beruflich tun. Ganz im Gegensatz zu Paris, wo der Lebenslauf und der finanzielle und soziale Erfolg im Vordergrund stehen. Diese Emanzipation gibt einem eine unglaubliche Freiheit.
Ein literarisches Werk, das ich gern geschrieben hätten:
Les vaisseaux du coeur (Salz auf unserer Haut) von Benoîte Groult ou Leurs enfants après eux ( Wie später ihre Kinder) von Nicolas Mathieu (nein, ich möchte mich nicht entscheiden).