Hans-Gerd Pyka wurde am 12. Oktober 1955 in Salzgitter geboren und wuchs, zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder, in Verhältnissen heran, die überwiegend von der Arbeit der Mutter, einer Näherin, geprägt waren. Den Schüler schickte man auf den so genannten „Zweiten Bildungsweg“, das heißt beispielsweise, dass er lernte, wie ein Stahlwerk funktioniert. Der körperlich robuste Junge fiel durch seine Sensibilität, durch sein Zeichentalent und sein gänzliches Desinteresse am Fußballspiel auf.
Der Vater wurde für den Jungen wichtig, als sich der Siebzehnjährige entschloss, den Mauern seiner Kindheit zu entfliehen und einige Monate nach West-Berlin zu ziehen. Pyka kam zurück, wurde Schlosser, dann Inhaber des „Fachabiturs für Technik“ und widerwillig Soldat. Sein zweiter Versuch, an der Spree Fuß zu fassen, gelang außerordentlich gut, denn Pyka ist von 1975 bis heute Berliner geblieben.
Sein Ingenieurstudium an der Technischen Fachhochschule Berlin, das er mit einem Diplom abschloss, weckte in Pyka eine unheilbare Skepsis gegenüber allem Technischen. Zur selben Zeit entwickelte er ein fast erotisches Verhältnis zur Mathematik, das ihm 1979 eine Immatrikulation an der Freien Universität Berlin im Fachbereich Theoretische Physik bescherte, dem er vier Jahre treu blieb, ohne dass er jemals Physiker werden wollte. Ihn zog es nämlich zur Kunst und zur Literatur. Seine erste Kurzgeschichte hatte er längst geschrieben, im Sommer 1977, als ihm am Hermannplatz eine Currybulette eingepackt wurde, in der zwei Plastikgabeln steckten, obwohl er ganz alleine war. Die entscheidende Weiche zur Literatur stellte ein Überflieger namens Norbert S., ein Freund, der Pyka mit Werken von Kafka, Trakl, Baudelaire, Rimbaud, Heine, Borchert, Joyce und Singer bekanntmachte.
Im Frühjahr 1980 schrieb Pyka einen halben Roman, dessen Tages-Seitenzahl umgekehrt proportional zum Grad seiner Verzweiflung war. Pyka meinte daraufhin, wie "die Schriftsteller" schreiben zu können, zehn Jahre lang glaubte er das, und zwar als Angestellter in der Berliner Industrie. Er schrieb hinter Stellwänden einer Relais-Fabrik, auf den Toiletten einer Fahrstuhlfirma und in den Abseiten des Technischen Überwachungsvereins. Nebenher zeichnete Pyka. Er wollte mindestens ein zweiter Picasso werden. Das Künstlerhaus Bethanien und die Taborpresse wurden ihm zu Nebenwohnsitzen, wo er die Kunst der Lithografie und der Radierung lernte.
Im August 1988 heiratete Pyka, eine Veränderung, die für ihn das eigentliche Glück seines bisherigen Lebens bedeutete – vier Jahre später nur noch übertroffen durch die Geburt seiner Zwillinge.
Pyka reagierte auf die politische Wende in Deutschland mit einem Theaterstück und verreiste fünf Jahre lang als Modellbauer zur Berliner Architektur, während ein Zwei-Kilo-Roman entstand, den später ein befreundeter Germanistik-Dozent aus den USA komplett verriss. Aufgeben oder weitermachen? – das war die Frage. 1998 erntete Pyka bei einem Kurzgeschichten-Wettbewerb des Berliner „Tagesspiegels“ eine kleine Anerkennung in Form eines Buchpreises. Er lernte „SoftImage“, das Computer-Programm, dem wir „Jurassic Park“ zu verdanken haben, und verdiente sein Geld durch Architektur-Visualisierungen und Grafiken. Der Roman „Königswasser“ entstand und wurde veröffentlicht; für das Manuskript erhielt Pyka ein Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste.
Zurzeit setzt Pyka die Arbeit an seinem Roman „Der Kauzmann von Rufebbe“ fort. Die Geschichte begonnen hat er 2007 im Rahmen seines ersten Alfred-Döblin-Stipendiums in Wewelsfleth.
Seit 1987 ist Pyka Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK Berlin), seit 2010 Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS), seit 2021 Mitglied der Albert-Camus-Gesellscheft.
Der Autor arbeitet mit dem Lektor / Schriftsteller Marcel Diel und dem Lektoratsbüro Obst & Ohlerich zusammen.
2007: Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste
2008: Finalist beim Wettbewerb um den MDR-Literaturpreis
2012: zweites Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste
2014: Literaturstipendium / Künstlerhaus Ahrenshoop
2016: Literaturstipendium / Künstlerdorf Schöppingen
2017: zweites Literaturstipendium / Künstlerdorf Schöppingen
2021: INITIAL-Arbeitsstipendium Literatur der Berliner Akademie der Künste