Karin Rüttimann

Steckbrief

geboren am: 16.10.1942
geboren in: Berlin
lebt in: Wohlen CH

Vita

Karin Rüttimann-Ehrke ist während des Krieges in Berlin geboren. Zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Christiane verbringt sie ihre Kindheit und Jugend im späteren Westteil der Stadt in einer Patchwork-Familie, die von Mutter und Grossmutter, zwei starken Frauen, geführt wird. In den fünfziger Jahren prägen dann die beängstigenden, für die Mädchen aber oft auch spannenden Geschichten und Erinnerungen des Stiefvaters den Alltag. Er kehrte als Überlebender aus dem Kessel von Stalingrad nach langer russischer Kriegsgefangenschaft in Astrachan nach Berlin zurück.

1960 schliesst Karin Rüttimann an der städtischen Wirtschaftsschule Berlin ihre kaufmännische Ausbildung erfolgreich ab. Sie besucht die Schauspielschule von Wawa Baumann in Berlin-Dahlem, die sie aber abbricht, als sie erkennt, dass ihr dieser künstlerische Ausdruck nicht entspricht. In den folgenden Jahren sammelt sie berufliche Erfahrungen unterschiedlicher Art: als Au-pair in London, als Sekretärin, Serviererin,  Fotomodell für TV-Werbespots, Fremdsprachenkorrespondentin und mit journalistischem Schreiben in der BRD und in der Schweiz. 1966 heiratet sie in Wohlen  den Transportunternehmer Josef Rüttimann,1967 und 1970 werden ihre beiden Töchter Claudia und Natalie geboren. Sie tritt als Prokuristin in das Unternehmen ihres Mannes ein und lernt selbst Lastwagen fahren, um das Metier besser kennen zu lernen. Als ihr Mann 1981 an einem plötzlichen Herzversagen stirbt, führt sie das Unternehmen mit mehreren Angestellten selbstständig und erfolgreich weiter. Nach vier Jahren verkauft sie, um mehr Zeit für ihre Töchter und künstlerische Arbeit zu haben. 1991 - 1994 studiert sie Journalistik und Medienwissenschaften an der Universität Freiburg in der Schweiz, danach übergibt sie ihr Haus ihren Töchtern und zieht nach Berlin. 2007 schliesst sie dort ein Weiterbildungsstudium in Kunst an der Freien Universität Berlin ab, danach kehrt sie zurück in die Schweiz.

Malen, Lesen und eigenes Schreiben bildeten für Karin Rüttimann von frühester Kindheit an Rückzugsorte. Mit elf Jahren schreibt sie ihren ersten bebilderten Kinderroman für ihre Familie, später Gedichte, gegen Ende der Schulzeit  längere Prosatexte.1976 tritt sie erstmals mit eigenen Bildern  an die Öffentlichkeit. Es folgen Ausstellungen in der Schweiz und in Deutschland und Veröffentlichungen von Kurzprosa. 1978 erscheint ein Bändchen mit eigener Lyrik, der Sauerländer Verlag Aarau gibt ihr Kindertheaterstück "Kinder, Kinder..." heraus,  1980 schreibt sie regelmässig für das "Aargauer Tagblatt" Kolumnen.
Der plötzliche Tod ihres Mannes setzt 1981 ihrer künstlerischen Laufbahn ein schmerzliches Ende. Sie ist nun als Geschäftsfrau und Mutter gefordert. Doch die Erfahrung, wie hilflos Tod und Trauer Menschen zurücklässt, spornt sie an, darüber zu schreiben. 1985 erscheint ihr erster Roman "Das geschenkte Jahr. Ein Abschied." beim Zytglogge-Verlag.  Die erste Auflage ist sofort verkauft. Rezensionen und viele Briefe zeigen der Autorin, dass der Roman einem gesellschaftlichen Bedürfnis entspricht. Er löst eine Öffnung für Trauer und Trauerarbeit aus. 1990 und 1992 folgen die Romane "Schwalbensommer" und "Warten auf L. Sylter Winterballade" im Fischer Verlag Frankfurt in der  Reihe "Frau in der Gesellschaft" und Texte für zwei Fotobücher.  Auf der Grundlage des dritten Romans verfasst sie das Drehbuch für den Kunstfilm "Warten auf L. Ein Sylter Wintermärchen" und wirkt als Co-Produzentin. 1994 schliesst sie ihr Studium mit einer Diplomarbeit über die Medienpräsenz von kunstschaffenden Frauen in der Schweizer Tagespresse erfolgreich ab.
Der Umzug nach Berlin - ein  Sprung ins Ungewisse -  bedeutet eine Zäsur in ihrer künstlerischen Laufbahn. Von 1997-2002 bietet sie an der Volkshochschule Berlin Workshops für kreatives Schreiben und Malen an. Sie wird  journalistisch tätig und stellt neue Bilder in Leipzig, in Berlin und in der Schweiz aus. 2006 erscheint ihr Roman "Der letzte Gast". Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz, erfüllt sie von 2008 - 2010 künstlerische Aufträge für die Hotel-Kette AARGAUHOTELS.CH. Sie schreibt für die Sängerin Nataly, ihre Tochter, deutsche Liedertexte und für ihren Enkel ein Kinderbuch, das sie auch selbst illustriert. Heute steckt sie mitten in der Arbeit für einen neuen Roman.

Die spannungsvollen Geschichten der Romane von Karin Rüttimann sind alle zwischen zwei Polen angesiedelt. Der Verlust von Geborgenheit und das Gefühl eines Fremdseins in der Welt auf der einen Seite, die Sehnsucht nach Lösungen, Liebe und Lebensfülle und der Wille, dafür etwas zu wagen, auf der anderen. Oder auch: Bewusstwerdung der Begrenztheit des Vorhandenen, des Verlorenseins in sich selbst und der Wunsch, diese Enge zu sprengen und zu überwinden. Sie weiss, dass es ihr ureigenes, immer wiede vielfältig neu gespiegeltes existenzphilosophisches Lebensthema ist, aber ihrer Ansicht nach, ist es auch der "rote Faden" des Seins aller denkender Wesen, und somit ein globales Thema.

Die Suche nach einem adäquaten Medium für ihren gestalterischen Ausdruck, führte Karin Rüttimann zur Batik-Kunst. Nachdem sie das Handwerk der Wachsmalerei erlernt hat, verbindet sie diese alte asiatische Technik mit ihren von der westlichen Moderne geweckten eigenen gestalterischen Ideen - insbesondere mit dem Informel. Später wendet sie sich für einige Zeit ganz von der Farbe ab, gestaltet ausschliesslich weisse Reliefs aus Gips und Textilien. Seit Mitte der achtziger Jahre arbeitet sie fast ausschliesslich mit Acrylfarben. Da das Malen für sie der Gegenpol zum Schreiben ist, bevorzugt sie grossformatige Leinwände, wieder kräftige Farben, einen expressiven Pinselstrich und Bildinhalte, die sich expressionistisch ausdrücken oder abstrahieren lassen. Für grössere Aufträge oder Ausstellungen schätzt sie es, vorgängig ein Thema zu erarbeiten, wie z.B. "Bildspuren durch das Prinzip Hoffnung von Ernst Bloch" für ihre Ausstellung im Haus des Buches in Leipzig. Manchmal schafft sie die Erweiterungen auch durch eigene Texte. Diese Richtung mit einer Öffnung hin zur Konzeptionellen Kunst will sie für sich weiter erforschen.

Ausserdem gefällt ihr die Verbindung von Text und Bild auch in Büchern, wie in ihrem Lyrikbändchen, wie mit den witzigen kleinen Zeichnungen zum Buch "Frau sein - frei sein" ihrer Tochter Claudia und als gemalte Bilder wie im Kinderbuch für ihren Enkel.

Sommer 2011

Veröffentlichungen in Anthologien: Lenos Basel CH, Gute Schriften Verlag Riehen CH, Ullstein Verlag München D.

Mitgliedschaft: AdS Autorinnen und Autoren der Schweiz; ProLitteris; deutschschweizerisches PEN-Zentrum.

Eintragungen: "Lexikon der Autorinnen und Autoren der Schweiz" /AdS/CH), "Kürschners Deutscher Literatur-Kalender" und "Kürschners Handbuch der bildenden Künstler" (beide K.G. Saur Verlag, Leipzig).  

 

Würdigung

Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums/CH für Literatur 1986
Förderbeitrag des Aargauer Kuratoriums/CH für Film 1991

Aktuelles

Lesungen aus "Der letzte Gast"

6. April 2006, 20.oo Uhr CH-Premiere, Gemeindebibliothek, CH-5610 Wohlen
7. April 2006, 19.30 Uhr Buchhandlung Ber(n)lin, CH Bern
21. April 2006, 20.oo Uhr Voice Club, CH-5610 Wohlen
12. Mai 2006, 20.oo Uhr kreativ e.V. Schönwalde-Ortsteil Dorf (bei Berlin)
19. Mai 2006, 19.30 Uhr Mal.Atelier.Plus, 14057 Berlin
14. September 2006, 19.30 Uhr, Humboldt-Bibliothek, 13508 Berlin
25. Oktober 2006, 19.30 Uhr, öffentl. Bücherei, D - 53340 Meckenheim

Werk

Eigenständige Veröffentlichungen

Veröffentlichungen in Anthologien

Wiedersehen in Berlin

Ullstein Franfurt a.M. D 1992 Romanauszug

Spiegel der Seele oder Weihnachten was Gutes tun

Beobachter, Glattbrugg CH 1984 Kurzgeschichte

Begegnung

GS Gute Schriften, Basel CH 1988 Kurzgeschichte

Veröffentlichungen in literarischen Zeitschriften

Die Prüfung

"drehbuch" Lenos Verlag Basel 1978 Kurzprosa

Über Werk / Autor

Augen offen halten und sehen wollen

Aargauer Zeitung CH 2006 Buchbesprechung

Wiedergeburt in Marokko

Wohler Anzeiger CH 2006 Buchbesprechung

Ich möchte wieder frei sein für etwas Neues

Nordberliner D 2001 Bericht

Stille Wege - Seltsame Begegnungen

Freiämter Nachrichten CH 1994 Buchbesprechung

Mosaikartiges Bild einer zweifelnden, suchenden Frau

Berliner Morgenpost 1993 Buchbesprechung

Ich wollte immer die Gegenwart leben

Frau und Familie CH 1992 Porträt

Rüttimann, Karin: Schwalbensommer

Neue Wiener Bücherbriefe 1991 Buchbesprechung

Schreiben ihr sinnlicher Trost

Cosmopolitan D 1987 Porträt/Romanauszug

Das geschenkte Jahr

Badener Tagblatt CH 1985 Porträt

Marokkanische Rätsel

Sylter Spiegel Westerland D 2006 Buchbesprechung

Ein Koffer in Wohlen, der andere in Berlin

Aargauer Zeitung 2003 Reportage

Eine schreibende Nomadin

espresso Modapress CH 1994 Porträt

Faszination Zirkuswelt

Schweizerischer Beobachter CH 1993 Buchbesprechung

Sich nicht anpassen - an sich selber glauben

Bieler Tagblatt CH 1993 Porträt

Landschaft und Psyche

Sylter Spiegel D 1992 Buchbesprechung

Eine mahnende Stimme für die Menschen dieser Welt

Aargauer Tagblatt 1990 Premieren-Bericht

Intime Seelenreportage um einen tragischen Tod

Berliner Morgenpost D 1986 Bericht

sonstige Werke

"Warten auf L. Ein Sylter Wintermärchen." Kunstfilm, Text und Co-Produzentin

Literaturport ID: 540