Die Wörter winken. Sie sind klein und ohne Reim. Ihre Kehrseite lacht in meinem Schweigen. Ich suche die Sätze, die mich finden, kartographiere Augenblicke, dynamisiere den Raum. Punkt, Komma, Strich für streunende Gedanken. In meinem Kopf ist immer etwas los, manchmal raschelt es. Wenn Entferntes und Naheliegendes zueinander finden, Unabdingbares auf Nuancen trifft und auf den Widerspruch verweist, bestimmt der Klang die Tonart, der Rhythmus den Takt. Die Lücken erzählen das Erzählen. Auf dem Sockel die Geweihe der toten Dichter. Kleine Papiere mit ihren Sätzen spiesse ich daran. Die Namen der Dichterinnen stecke ich mir ins Haar. (im Tun. Eine Geschichte der Künstler*innen 2018-1993. Hrg. Florian Dombois, Valérie Knoll. Verlag Scheidegger und Spiess 2018).
Li Mollets Herkunft ist die moderne Kleinfamilie im schweizerischen Mittelland, die im Laufe der Zeit die Waschfrau durch die Waschmaschine ersetzte, die Suppe aus Beuteln anrührte, die Speisen in einem Kühlschrank aufbewahrte und sich zunehmend mit Herausforderungen ästhetischer Art konfrontiert sah. Wenn ihr als Kind die unvermeidliche Frage gestellt wurde, antwortete sie, sie wolle ein Buch schreiben und Lehrerin werden. Über allerlei Umwege und ohne jede Erinnerung an diese Antwort, lebte sie in der Romandie, in Grossbritannien und den USA, sie reiste als Begleiterin von ihrem Lebenspartner, Heinz Mollet (Kunstschaffender) durch mehrere europäische Staaten, um in Bern zu realisieren, was sie als Kind ahnungslos entwarf.
Als junge Erwachsene legte sie ein erstes Notizbuch an. Die Gewohnheit, jederzeit ein paar Eindrücke festzuhalten, ein paar Gedanken zu sichern, die Sprache zu suchen, ist konstitutiv für ihre Existenz, die für manches unersättliche Neugier entwickelte: Literatur, Kunst und Kinder oder Ästhetik in Pädagogik und Philosophie. Diese grossen Domänen rieten ihr zu vorsichtiger Zurückhaltung. Es ist darum nicht erstaunlich, dass sie so spät an die literarische Öffentlichkeit gelangte.
Vor ihren Publikationen im Wissenschaftsbereich debütierte sie mit elf literarischen Vierminutenstücken in DRS 3. Jahre später wurde sie im Holozän V, Zürich, von der Stadt Bern, vom Kanton Bern und von der Gemeinde Köniz literarisch ausgezeichnet.
- „Pirouetten“, Lesung am Holozän V, 13.1.1999 (Heinz Schafroth, Adolf Muschg, Urs Widmer)
- Werkbeitrag der Stadt und des Kantons Bern, 1999 für „nichts leichter als das“, 2002
- Solothurner Literaturtage, Säulenhalle, 11.5.2002 aus „Nichts leichter als das – ein Triptychon“. (Einführung: Liliane Studer) - Suniti Mukherjee: „Schatten auf dem Bild/Bleibt denn kein Bild stehen. Beobachtungen zur Form der Ich-Darstellung an zwei experimentell literarischen Werken der Jahrtausendwende 2000. Birgit Kempker „Übung im Ertrinken. Iwan steht auf“ (Edition Engeler. Basel 1999). Li Mollet „nichts leichter als das“ (Edition Howeg. Zürich 2003). Lizentiatsarbeit Philosophischen Fakultät I der Universität Bern. Juni 2003
- Ueli Zingg: li mollet – nichts leichter als das. In: ensuite nr. 29, mai 2005/3. Jahrgang
- Werkbeitrag der Gemeinde Köniz, 2005, für „Ich bin’s, Salome“, 2006
- Literaturpreis des Kantons Bern 2013 für "sondern" (edition taberna kritika, Bern 2012)
- Literaturpreis des Kantons Bern 2019 für "und jemand winkt"
- Kritisches Lexikon zu Gegenwartsliteratur von Simon Aeberhard - Sebastian Kiefer: "Satzstillleben und strukturierte Leerstellen. Li Mollets Zyklus die Augen reiben". MÄD BOOK LYRIK SECHS APPENDIX. Basel 2020 - Literaturstipendium der Stadt Bern "weiterschreiben" 2020
28. Januar 2021, 17h: Lesung aus "und jemand winkt" im Internationalen Lyceum Club Bern, Gerechtigkeitsgasse 79 - verschoben auf Sommer 2021
"traumtief am Tag", Aufführung von Katharina Weber, Komponistin, zu einem kurzen Text von Li Mollet für Gesang, Violine, Violoncello, Klavier in Luzern, Schlössli Wartegg, Arsenalstr. 28, 19.30h (Abendkasse ab 18.30h) findet Anfang 2021 statt
3. Februar 2021, 19.00h: "traumtief am Tag", Aufführung von Katharina Weber, Komponistin, zu einem kurzen Text von Li Mollet für Gesang, Violine, Violoncello, Klavier in Zürich, Villa Irniger, Schneckenmannstr. 8, 8044 Zürich, findet Anfang 2021 statt
26. Februar 2021, 11h: Radio Rabe Bern. Kurzlesung aus "und jemand winkt"
4., bzw. 5. September 2021: Lesung aus "und jemand winkt" anlässlich des Jubiläums "Spiegel für Spiegel" in 3095 Spiegel bei Bern (nähere Angaben folgen)