Schriftstellerin und Filmemacherin, Kooperationen mit verschiedenen Künstler:innen, Literaturvermittlung.
Reitzer wurde 1971 in Graz geboren und lebte bis zur Matura in der Steiermark. Anschließend Studium der Germanistik und Geschichte in Salzburg und Berlin (Humboldt-Universität), Abschluß mit einer Arbeit zur Poetik Ernst Jandls. Seit 2001 lebt sie mit ihrer Familie in Wien. Seit einiger Zeit auch Beschäftigung mit Film bzw. als Drehbuchautorin.
Während des und nach dem Studium verschiedene Arbeiten im und um den Kulturbereich herum, u.a. als Ausstellungsführerin, Studienassistentin, beim Sommerfestival »Szene« in Salzburg, im Neue Visionen Filmverleih (Berlin), als Filmvorführerin, in einem Wiener Verlag und als Geschäftsführerin des Forum Stadtpark Graz. Außerdem als freie Lektorin für verschiedene (Sachbuch-)Verlage, u.a. den Heften für Gegenwartskunst, der »springerin« tätig gewesen. Sie veröffentlichte in div. Literaturzeitschriften (u.a. manuskripte, kolik, edit) und Anthologien, außerdem im Rundfunk, Minidramen wurden in Wien und Tirol uraufgeführt.
2007 erschien der Roman Taghelle Gegend im österreichischen Haymon-Verlag (Shortlist zum aspekte-Preis und Hermann-Lenz-Stipendium), 2008 der Prosaband Frauen in Vasen. Im selben Jahr wurde Reitzer zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur eingeladen und erhielt den Reinhard-Priessnitz-Preis. Im Österreichischen Parlament wurde das Minidrama Die Finsternis aufhalten aufgeführt und im Österreichischen Filmmuseum hatte die Film-Trilogie Woran ich mich erinnere von Antoinette Zwirchmayer mit Text von Angelika Reitzer seine Weltpremiere. 2022 wurde als inklusive und partizipative Oper Regina - ein Fest! im Parallelprogramm des steirischen herbstes in Mitterdorf i. Mzt. uraufgeführt (Libretto: Reitzer, Musik: Gstättner/Winkler, Regie: Schütky). Reitzer erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis des Landes Steiermark und den Outstanding Artist Award für Literatur. Zuletzt war Reitzer Writer in Residence in Grinnell, Iowa.
Es ist, als habe Adalbert Stifter seine Ururenkelin gefunden, die gleich ihm seitenlang all die Namen der Pflanzen aufschreibt, die im Garten wachsen, die Namen der Besucher, die irgendwann einmal in die Stube hereinschneien und die man beim Lesen, ihrer schieren Vielzahl wegen, zu verwechseln beginnt. Und erst all die Gerätschaften, Möbelstücke, Dinge, die es penibel aufzulisten gilt! […] Zwei Frauen, zwei Versuche, damit zurande zu kommen, dass die Jugend dahin ist – erzählt in einem ruhigen, kunstvoll verlangsamten Roman [Karl Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung]
Wie Goethes Roman ist „Wir Erben“ von einer Art kühler und wahrhaftiger Redseligkeit geprägt. [Katrin Hillgruber, Der Tagesspiegel]
In „Wir Erben“ präsentiert sich diese [Erzähl-]Kunst auf einem Höhepunkt. Es ist ein glasklarer Stil, vorgetragen in kurzen und präzisen Sätzen, den Reitzer schreibt. [Klaus Kastberger, ex libris, ORF Ö1]
Die Grazerin Angelika Reitzer zählt zu den eher stillen Autorinnen des Landes. Mit ihrem jüngsten Roman WIR ERBEN ist ihr ein Prosa-Glanzstück gelungen. [Wolfgang Paterno in Profil]
2003 Finalistin beim Literarischen März Darmstadt (Lonce und Lena-Preis)
2004 Österreichisches Staatsstipendium für Literatur; Manuskripte-Literaturförderungspreis, Literaturstipendium des Landes Steiermark
2005 Literaturstipendium der Stadt Graz, Rom-Stipendium des Bundeskanzleramtes
2007 Hermann-Lenz-Stipendium, Nominierung zum Aspekte-Literaturpreis des ZDF (Shortlist) für Taghelle Gegend, Wiener Autorinnenstipendium
2008 Einladung zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur (Ingeborg-Bachmann-Preis), Reinhard-Priessnitz-Preis
2009 Förderungspreis der Stadt Wien
2011 Grazer Autorenstipendium
2012 Max Kade Writer in Residence, Bowling Green State University, Ohio, Otto Stössl Preis
2014 Literaturpreis des Landes Steiermark
2016 Outstanding Artist Award für Literatur des BKA Österreich
Es ist, als habe Adalbert Stifter seine Ururenkelin gefunden, die gleich ihm seitenlang all die Namen der Pflanzen aufschreibt, die im Garten wachsen, die Namen der Besucher, die irgendwann einmal in die Stube hereinschneien und die man beim Lesen, ihrer schieren Vielzahl wegen, zu verwechseln beginnt. Und erst all die Gerätschaften, Möbelstücke, Dinge, die es penibel aufzulisten gilt! […] Zwei Frauen, zwei Versuche, damit zurande zu kommen, dass die Jugend dahin ist – erzählt in einem ruhigen, kunstvoll verlangsamten Roman. Karl Markus Gauß, Neue Zürcher Zeitung, 27.5.2014 Wie Goethes Roman ist „Wir Erben“ von einer Art kühler und wahrhaftiger Redseligkeit geprägt. „Laub“, „Oben“ oder „Störfeld“ lauten Kapitelüberschriften. Ähnlich „systemisch“ und distanziert beobachtet die gebürtige Grazerin Angelika Reitzer auch die Protagonisten ihres dritten Romans. Doch welche Fülle entfaltet sich in diesem Prosa-Wurzelwerk! „Wir Erben“ ist ein Buch, das sich wie manche Pflanze beim Botanisieren nur langsam erschließt, die Geduld aber mit einer neuen realistischen Sichtweise reich belohnt. Katrin Hillgruber, Der Tagesspiegel, 31.5.2014