Frank-Wolf Matthies

Steckbrief

geboren am: 4.10.1951
geboren in: Berlin
lebt in: Oranienburg, Friedrichsthal

Vita

Frank-Wolf Matthies, geboren am 4.10.1951 in Berlin; Mutter: kaufmännische Angestellte; Vater: Betriebswirt. Wächst nach der Scheidung der Eltern bei der Mutter auf. Besuch der Polytechnischen Oberschule und der Erweiterten Oberschule (Altsprachen-Zweig), Abitur 1970. Gleichzeitig erste schriftstellerische Versuche und Begegnungen mit älteren Schriftstellern (u.a. Biermann, Kahlau, Fühmann). Nach dem Abitur Beginn einer Lehre als Kunstschlosser, die er aber wegen langer Krankheit nach einem Jahr abbrechen muß; von da an Arbeit in den unterschiedlichsten Berufen (zumeist nur für kurze Zeit): Kontenführer bei der Deutschen Handelsbank, Reparatur-Schuster, Dispatcher bei der Deutschen Reichsbahn, Fernsprechhelfer, Schwimmhallenmaschinist, Kellner, Taxifahrer, Leichenwäscher, Kameraassistent, Grabenzieher, Ausstellungsaufsicht. 1971 erste Ehe, die ein Jahr später geschieden wird. 1973 Verhaftung durch den Staatssicherheitsdienst der DDR (MfS). Ermittlungsverfahren wegen "Beleidigung und Herabwürdigung eines Repräsentanten der Partei- und Staatsführung der DDR". Beschlagnahme fast aller Manuskripte. Das Verfahren wird auf Grund einer Fürsprache nach einem halben Jahr eingestellt. Zwei Jahre Arbeit als Fernsprechhelfer bei der Deutschen Post. 1975 eingezogen zum Wehrersatzdienst als Bausoldat; in dieser Zeit ein Gerichtsverfahren wegen "Meuterei", das dann eingestellt wird. Nach der Entlassung Arbeit als Maschinist in einem Hallenbad; Galerie-Aufsicht, Eisverkäufer, Filmvorführer. Ab 1975 Dank Vermittlung von Franz Fühmann erste Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (NDL, Sinn und Form) und im Rundfunk der DDR. 1977 Heirat mit Petra Neumann, Lehrerin. Ab 1977 freier Schriftsteller. Ein eigener Gedichtband beim Aufbau Verlag (DDR), sowie die Herausgabe der Übertragung des sorbischen Gedichtbandes Zelene hubki ("Grüne Küsse") scheitern, ebenso wie Veröffentlichung diverser Nachdichtungsaufträge des Verlages Volk und Welt, am Veröffentlichungsverbot. Das Manuskript "Grüne Küsse" behält der Aufbau Verlag trotz mehrerer Aufforderungen zur Rückgabe noch lange Zeit und veröffentlicht es schließlich 1980 unter Weglassung jeden Hinweises auf den tatsächlichen Nachdichter (und natürlich auch ohne je Honorar zu bezahlen). Der geplante eigene Gedichtband erscheint 1979 in der Bundesrepublik Deutschland unter dem Titel "Morgen" bei Rowohlt. Ebenfalls im Rowohlt Verlag Hamburg erscheint 1980 der Prosaband "Unbewohnter Raum mit Möbeln"; daraufhin erneute Verhaftung und Ermittlungsverfahren wegen "nicht genehmigter Veröffentlichungen im Ausland", "Devisenvergehen" und "Beleidigung und Herabwürdigung von Repräsentanten der Partei- und Staatsführung der DDR". Wohnungsdurchsuchung und Beschlagnahme mehrerer umfangreicher Manuskripte, darunter Vorarbeiten zu dem Roman "Diarium des Fliegenden", einem Manuskript zu Machiavelli und Rabelais, sowie eines Großteils der Bibliothek. Durch den mutigen Einsatz der Ehefrau, welche, obwohl vom MfS massiv bedroht, sogleich mehrere westdeutsche Journalisten aus dem Bekanntenkreis, sowie befreundete Autoren ( u.a. Günter Grass, Heinrich Böll, Johano Strasser; Bruno Kreisky) benachrichtigte und um Hilfe bat, als auch durch die Fürsprache mehrerer in der DDR lebender Schriftsteller (Franz Fühmann, Stephan Hermlin, Adolf Endler, u.a.m.) Entlassung aus der Haft und Ausreiseangebot. Im Januar 1981 Umzug nach West-Berlin; endgültige Einstellung des Verfahrens im Februar 1981 wegen "Abwesenheit". Am 25.5.1992 Promotion in Berlin mit einer neuropsychologischen Dissertation: "Pubertät mit 40 - über den Zusammenhang von Klimakterium und gesellschaftlichem Engagement anhand von Beispielen aus dem Alltag von weiblich dominierten Bürgerrechtsbewegungen". 1999 Untersuchung von "Arbeitslosigkeit gleich Sinnverlust gleich gesellschaftliche Katastrophe" ("Solange ich onaniere bin ich", 2001, Heidelberg). Lebte bis 1994 in West-Berlin. Im Frühjahr Umzug mit der Familie ins Umland von Berlin. Vater von vier Kindern. Mitglied keiner Partei, keiner Gesellschaft o.ä. Vereinigungen; ohne „Religion“ o.ä. „weltanschauliche Gesinnungen“.

Würdigung

1981 Berlin-Stipendium des Berliner Kultursenators
1981/82 Stipendiat des Deutschen Literaturfonds
1983/84 Villa-Massimo-Stipendium (Rom)
1998 Karl-Kraus-Preis
1998 Stipendium Schloß Wiepersdorf

Aktuelles

In Arbeit:

Wèn Rah - Wohin ist er gegangen? (Roman)

Neue Gedichte (Arbeitstitel)

Kristof W. Mantelhaft - Versuch einer Monographie

Geisterbahn 11-20

Zwischen Selbstmordästhetik und Fitneßmanagement - eine Gebrauchsanleitung für praktizierende Sadomasochisten

Werk

Eigenständige Veröffentlichungen

Über Werk / Autor

Adolf Endler, Zu dem Band Von der Erotik des Zeiten vernichten

Berlin 2002

Lutz Leibner, Am Anfang war Dada – am Ende Übü

Berlin 2000

Joachim Walther in Sicherungsbereich Literatur

Berlin 1996

Lutz Rathenow: Teile zu keinem Bild oder Das Puzzle von der geheimen Macht, in: H. J. Schädlich (Hg.) Aktenkundig

Berlin 1992

Detlef Böhnki, DADA-Rezeption in der DDR-Literatur

Essen 1989

Gerhard Bolaender in Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

KLG 1985

Sascha Anderson in Sascha Anderson,

Köln 2002

Gerrit-Jan Berendse, Frank-Wolf Matthies – Dichtung und Wahrheit des Prenzlauer Berg, in ders. Grenz-Fallstudien

Berlin 1999

Petra Ernst in: Neues Handbuch der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945

München 1993

Andreas Koziol in Bestarium Literaricum

Berlin 1991

Michael Meinecke, Junge Autoren in der DDR 1975-1980

Berlin 1986

Multimedia

Literaturport ID: 441