Am 24.9.1946 wird Gino Hahnemann in Jena geboren. Nach dem Abitur studiert er ab 1965 an der Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar und beendet 1971 sein Studium als Diplom-Ingenieur-Architekt. 1969 Begegnung mit Peter Huchel in Wilhelmshorst. Seit 1971 lebt und arbeitet er in Berlin-Mitte. Zunächst einige Jahre als Architekt für Gebäude, die bis heute gehalten haben, zunehmend auch als Bühnen- & Kostümbildner an Theatern in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Letzter Bühnenbildner am Palast der Republik Berlin.
Von 1974 bis 1984 legt er der Schauspielabteilung des Henschel-Verlages Berlin mehrere Bühnendichtungen vor, von denen ein Stück realisiert werden kann. Seine Drehbücher setzte er ab 1982 als unabhängiger Regisseur in Super-Acht- & Video-Filmproduktionen um, mit denen er auf internationen Festivals vertreten ist.
Als Aktionskünstler und Fotograf folgen Einzel- und Gruppenausstellungen, Multimedia-Veranstaltungen und Lesungen, die mehrere, von Wort und Bild abhängige Bereiche auf eine gemeinsame Ebene führen.
In den 80ern steht seine Lyrik-& Prosa auf der Seite nichtoffizieller Zeitschriften wie ARIADNEFABRIK, ENTWERTER-ODER, SCHADEN, VERWENDUNG, USW, KONTEXT, BRÜCKEN BAUEN/1.MOSE 2.25, KOMA-KINO. Oder auf jenen der in Nürnberg erscheinenden BATERIA.
Nach 1990 in NDL, LITFASS und PALMBAUM.
Eigenständige Buchveröffentlichungen gibt es seit 1985.
1993 initiiert er als Autor, Programmgestalter und Moderator am LITERATURFORUM IM BRECHT-HAUS BERLIN einen alljährlich stattfindenden LITERARISCHEN BILDSALON.
Gino Hahnemann und der amerikanische Lyriker John Epstein beginnen 1994, Gedichte in die Sprache des jeweils anderen zu übertragen.
2003 beteiligt er sich an der Ausstellung "BERLIN-MOSKAU 1950-2000" im Martin-Gropius-Bau in Berlin und 2004 in Moskau. Zur "3.BIENNALE FÜR ZEITGENÖSSISCHE KUNST" sind seine Arbeiten in Berlin 2004 zu sehen. 2005 illustriert er einen Gedichtband des Lyrikers Thomas Böhme.
Gino Hahnemann ist am 17. April 2006 verstorben. Er wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben.
SELBSTBETRACHTUNG BEIM VERFASSEN EINES GEDICHTES
___________________________________________________
STEHENDEN WORTEN VORAUS GEGANGEN
Für ursprünglich Umsichtige,
die wir ungetäuscht bleiben,
ist kein überstürzter Slalom fällig.
Für herausgerissene Seiten ist es zu spät.
Sang- & klanglos, von zu kurz
geratenen Glockenschlägen geläutert,
eine Stimmung nicht als unerledigt übersehen
in freier Himmelsgeschindigkeit,
die wir zweimal kurz über lang
vergessen hätten.
Unendlichkeit hebt die Sicherheit
geselliger Equipagen nicht auf.
Das Tagesgeschäft ist gelaufen.
Alles durch Wärme Belebte zu Bett.
Als kenne es den Ausgang seiner Sache bereits,
in die Fänge der Umstände übersetzt.
Einschneidender Rhythmus &
ein durch ihn entworfenes Bild
geben ein Wort ins andere.
Als nicht schwindende Handschrift unterwegs,
den stehenden Worten voraus,
fünf geballte Finger an jeder Hand.