Luzius Lenherr
verbrachte seine Kindheit und Jugend in Jonschwil (Toggenburg) und am Gymnasium in Immensee.
Er absolvierte die erste schweizerische Filmschule an der Kunstgewerbeschule Zürich (Kamera und Drehbuch) und realisierte Dokumentarfilme (u.a. mit Markus Imhoof) und Kurzspielfilme. Nach Studien der Geschichte, Pädagogik, der deutschen und französischen Literatur in München, Zürich und Lausanne promovierte er in Neuerer Geschichte 1991 an der Universität Zürich zum Dr. phil I.
Er leitete den akademischen Austauschdienst der Schweizer Universitäten und der ETH Zürich und Lausanne, unterrichtete auf Sekundar- und Tertiärstufe, war Schulleiter in Freiburg/Ue., leitender Mitarbeiter der Erziehungsdirektion SZ und Rektor des kantonalen Gymnasiums in Muttenz bei Basel.
Neben wissenschaftlichen Publikationen schreibt er v.a. literarische Texte: Roman, Kurzgeschichten, Essays, veröffentlicht als selbständige Publikationen oder in Anthologien und Zeitschriften. Mehrere Prämierungen von Texten (u.a. Literaturhaus Zürich, Berner Kurzgeschichtenwettbewerbe, Familienstiftung Vontobel).
Rezensionen und Hinweise:
Pressestimmen zu „Abzählherbst“:
„Den inneren Sog entwickelt dieser kühn komponierte Erstlingsroman aber nicht aus seinem Handlungskonstrukt, sondern aus den feinen Beobachtungen, wie aus Fremdheit vorsichtige, immer gefährdete Nähe entsteht. Luzius Lenherr ist ein Kommunikationserotiker. Es sind die Annäherungen, die ihn interessieren, die erhofften, die missglückten, die schwebenden. Rastlos tasten die Figuren sich durchs Dasein, das ihnen zu entgleiten droht. Habe ich in diesem Leben keinen richtigen Ort? Lebe ich in zu vielen Entwürfen? Verliere nur ich Neugier und Empathie – oder die ganze Welt? Bin ich gar dabei, das Leben zu verpassen? Die sinnliche Selbstreflexion versetzt die Romanfiguren in einen Schwebezustand, ohne den sie nicht existieren könnten. Das schafft eine eigentümliche Mischung aus Nähe und Distanz. Wahrnehmung ist ein unsicheres Geschäft. Es sind oft mehr Ahnungen und Vermutungen, die wir über uns und andere anstellen können.“
(A. Schlienger, Programmzeitung, Basel, 2011)
„Xaver Vaxer, Mitte fünfzig, ist ein Unruhiger, der sich gegenüber den meisten Menschen verschliesst. Lothar Lauter ... lässt sich von diesem Sonderling in den Bann ziehen. Er ist es, der in Luzius Lenherrs erstem Roman, einem sprachlich sorgfältig gearbeiteten Text, als Ich-Erzähler auftritt. Der Autor organisiert den Stoff in einer komplexen Anlage. Häufig arbeitet er mit Mutmassungen, Spiegelungen und Verschachtelungen.“
(Neue Zürcher Zeitung, 2011)
"Ultimatum an die Schweiz"
«In einer minuziös recherchierten Studie analysiert Luzius Lenherr den politischen Druck Metternichs auf die Eidgenossenschaft infolge ihrer Asylpolitik in der Regeneration. Zentrales Thema sind die Vorgänge rund um den 'Savoyer Zug', wobei sich Lenherr quellenmässig vor allem auf die bisher weitgehend unerforschte 'Korrespondenz Metternichs' mit seinem Gesandten in Bern, 'Graf Louis de Bombelles', stützt. Ausgiebig lässt der Autor diese Quellen sprechen, die einen instruktiven Einblick in die Strategie restaurativer Politik unter Metternichs Vorherrschaft vermitteln.»
(Ch. G., Neue Zürcher Zeitung)
"Universum Dorf"
Erinnerungen an die Kindheit in den 50er Jahren in der Ostschweiz (Kanton St. Gallen, Jonschwil). Das Dorf ist literarisch bekannt durch Heinrich Federers "Lachweiler Geschichten", Berlin 1911. Für die darin enthaltenen Erzählung "Vater und Sohn im Examen", eine Schulgeschichte, wurde Federer 1910 mit dem Preis für die beste deutschsprachige Erzählung in Deutschland ausgezeichnet. Werk und Person Federers sind Teil der Familiengeschichte des Autors.
Aus dem Klappentext: "Darüber, wie Erinnern vos sich geht, haben schon viele geschrieben. Es gehorcht nicht der Logik, ist oft sprunghaft und immer Bruchstück. Ich will es trotzdem, oder gerade deshalb, versuchen. Denn irgendwo habe ich gelesen, dass nichts verloren ist, was erinnert werden kann."
"Wir und Ich"
Das Gymnasium in Immensee, zwischen Zuger- und Vierwaldstättersee gelegen, besteht seit mehr als hundert Jahren als Maturitätsschule mit eidgenössischer Anerkennung. Ab Mitte der 70er Jahren hat es sich in eine innovative und moderne Ganztagesschule verwandelt mit Internat für Mädchen und Jungen.
Meine Erinnerungen an den sechsjährigen Besuch der Schule und des Internats beschreiben noch das alte, katholische Knabeninternat jesuitischer Prägung, das vornehmlich Nachwuchs für den priesterlichen Einsatz von Missionaren in Afrika, Südamerika und Fernost (China, Taiwan und Japan) der Schweizerischen Missionsgesellschaft Bethlehem heranbildete .
Aus dem Klappentext: "Zum eigenen Leben gibt es kein Vorwort. Wenn man darüber nachdenkt, ist es immer nachher. Auch ein Nachwort erübrigt sich. Meine Sicht ist in den Text eingebaut oder aus authentischen Quellen ablesbar. (..) Wie aber bringe ich das "Wir" und das "Ich" zusammen? Wie lässt sich der äussere Ablauf der Internatsjahre mit meiner Entwicklung zu dem, was ich bis zur Matura wurde, vereinen? Es geschah ja gleichzeitig und war untrennbar verbunden."