Marius Hulpe wurde am 6. Juli 1982 in Soest (Westfalen) geboren. Dort durchlief er als Sohn einer alleinerziehenden deutschen Unternehmerin und eines iranischen Ingenieurs und Politikwissenschaftlers sämtliche Instanzen der katholischen Kirche: Patrokli-Kindergarten, Patrokli-Grundschule, Patrokli-Messdienerschaft und katholische Pfadfinder. Heute betrachtet er sich als an religiösen Fragestellungen interessierter Atheist.
Von einem Großteil seiner insgesamt acht Geschwister wuchs er über längere Zeit hinweg getrennt auf, ohne Möglichkeit der Kontaktaufnahme, die teilweise erst ab der Pubertät zustande kam. Nach dem Abitur am Archigymnasium, dem ältesten der drei Soester Gymnasien, absolvierte er seinen Zivildienst und nahm anschließend ein Studium der Theaterwissenschaften, Journalistik und Germanistik in Leipzig auf. Nach einem Jahr wechselte er nach Berlin und schloss hier sein Grundstudium ab, worauf er sich mit den bisherigen Leistungen und frühen Texten im Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim bewarb und dort zum Windersemester 2006/07 ins höhere Semester aufgenommen wurde. Neben dem Studium, das er als Diplom-Kulturwissenschaftler abschloss, war er hier als Herausgeber von Anthologien und Veranstalter tätig, arbeitete und schrieb für Zeitschriften (Bella triste, Am Erker u.a.) und entdeckte neben dem Literaturstudium die Bildenden Künste im Allgemeinen und die textbasierte Performance im öffentlichen Raum im Speziellen als Felder, die ihm zugänglich waren und sein eigenes Schreiben beförderten. So schloss er den bildend-künstlerischen Pflichtteil des Hildesheimer Studiums mit einer von einem Schlauchboot per Megafon aus durchgeführten Lesung von Prosaminiaturen ab, die er vor dem Hintergrund von Adornos Ästhetischer Theorie reflektierte. Die Arbeit erregte innerhalb Hildesheims Aufsehen und gelangte bis in die örtliche Presse; auf jeder der Brücken des Hildesheimer Flusses Innerste warteten bis zu 100 Zuhörende. Diese Erfahrung nennt Hulpe bis heute eine der wichtigsten seines gesamten Studiums.
Im Frühjahr 2008 erschien sein erster Gedichtband Wiederbelebung der Lämmer im Ammann Verlag, für den er vielfach ausgezeichnet wurde (u.a. Literaturförderpreis des Landes NRW, LCB-Stipendium des Berliner Senats), und dem die FAZ eine "ursprüngliche poetische Ausdruckskraft" attestierte sowie die Fähigkeit, sich als Stimme stark einzuprägen. Im Jahr 2012 erhielt er das Aufenthaltsstipendium der Villa Decius in Krakau, wo er anschließend drei Jahre lebte und u.a. als Wissenschaftslektor an der Jagiellonen Universität arbeitete. Noch von dort aus publizierte er die Gedichtbände Einmal werden wir (2013) und Süße elektrische Nacht (2014). 2015 zeichneten ihn die Kunststiftung NRW und das Literarische Colloquium Berlin für seine neuen Prosaarbeiten aus und er machte Berlin wieder zu seinem ersten Wohnsitz. Im Frühjahr 2016 veröffentlichte Hulpe einen Essay über seine Zeit in Polen (Hanser, 2016), in dem er seine subjektiven Erfahrungen mit dem politischen Wandel Polens erzählend kontrastiert.
2019 erschien sein erster Roman Wilde grüne Stadt im Dumont Buchverlag. Hierfür und für neuere Prosaarbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, etwa als Writer in Residence der Fondation Jan Michalski, als Hausacher Stadtschreiber und zuletzt mit dem INITIAL-Stipendium der Akademie der Künste zu Berlin. Die ersten beiden hatten zur Folge, dass er weite Teile der einsetzenden Pandemie in abgelegenen Bergregionen des Jura und des Schwarzwalds verbrachte. Persönlich doppelt isoliert, bezeichnet er diese Zeit aus künstlerischer Sicht als eine, die es ihm ermöglichte, "sich den Kipppunkten poetischen Denkens" noch stärker anzunähern und sie auszureizen.
Im Herbst 2022 erscheint der vierte Gedichtband von Marius Hulpe unter dem Titel Monument für die Verlassenen im ELIF Verlag.
2008 LCB-Stipendium des Berliner Senats
2008 Literaturförderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen
2008 Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsen
2008 Stipendium des Künstlerdorfs Schöppingen
2011 Postpoetry-Preis
2012 Stipendium der Villa Decius Krakau
2015 Arbeitsstipendium der Kunststiftung NRW
2016 Autorenwerkstatt Prosa des LCB
2017 Förderpreis des Lions Club Hamburg
2019 Prager Literaturstipendium
2020 Writer in residence der Fondation Jan Michalski
2021 Gisela-Scherer-Stipendium des Hausacher LeseLenz
2021 Literaturstipendium des Landes NRW
2021 INITIAL-Stipendium der Akademie der Künste zu Berlin