ALS AUTOR 2016
autobiografischen Roman „Türke, aber trotzdem intelligent“, der bereits nach wenigen Tagen zu einem Spiegel-Bestseller wurde. Das Buch wurde in die Bibliothek des International Tracing Service ITS (eines der weltweit grössten Archive über den Holocaust, Konzentrationslager, Zwangsarbeit sowie Displaced Persons) aufgenommen und ist somit Teil des UNESCO-Weltdokumentenerbes. Im Januar 2017 wurde das Buch in die Bibliothek der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“ (Joseph Wulf Mediothek) aufgenommen.
ALS AUTORENFILMER 2014 - 2017
„Ein bewegender, emotionaler und ganz besonderer Film zum Thema "Holocaust" ...“
Prädikat: "besonders wertvoll", bester Film des Monats – FBW - Filmbewertungstelle Wiesbaden
Bester Film des Monats August, Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
Prädikat ‘‘besonders wertvoll“, Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
GRAND PRIZE: Flickers Rhode Island International Film Festival (RIIFF), USA
WINNER: „Best Family Film“ Alaska International Film Award (AIFA), USA
WINNER: Panavision Award, USA
WINNER: American Movie Awards 2017 „best cinematography“, USA
WINNER: „Best Human Rights“ Phoenix Film Festival Melbourne, Australia
WINNER:„Best Film“ TMFF The Film Festival 2016, UK
WINNER: „Best Screenwriter“ (Selcuk Cara) TMFF The Film Festival 2016, UK
WINNER: „Best Editor“ (Selcuk Cara) TMFF The Film Festival 2016, UK
WINNER: The Red Rock Film Festival Utah, USA
WINNER: Wolves Independant International Film Awards, Lithuania
WINNER: „Best Film“ Creation International Film Festival, Canada
WINNER: „Best Cinematography“ Creation International Film Festival, Canada
WINNER:„Best Sound Design“ Creation International Film Festival, Canada
WINNER: „Feel the Reel“ International Film Festival Glasgow, Scotland
WINNER: „Best Student Film“ Bucharest Shortcut Cinefest, Romania
WINNER: „Best Editor“ (Selcuk Cara) Bucharest Shortcut Cinefest, Romania
WINNER: „Best Cinematography“ Bucharest Shortcut Cinefest, Romania
WINNER: „Best Director“ Sose 2016 International Film Festival, Yerevan, Armenia
WINNER: „Best Cinematography “ Sose 2016 International Film Festival, Yerevan, Armenia
WINNER: „Best Film-Action/Thriller “ (Selcuk Cara) Cinema World Fest Awards, Canada
WINNER: „Best Editor“ (Selcuk Cara) Cinema World Fest Awards, Canada
WINNER: „Best Screenwriter“ (Selcuk Cara)“ShortStop International Film Festival, UK
WINNER: „Best Student Film“ ShortStop International Film Festival, UK
WINNER: „Best Film“ Cinalfama Lisbon International Film Awards, Portugal
NOMINEE: „Best Editor“ (Selcuk Cara) ShortStop International Film Festival, UK
NOMINEE: „Best Screenplay“ (Selcuk Cara) Bucharest Shortcut Cinefest, Romania
NOMINEE: „Best Director“ Bucharest Shortcut Cinefest, Romania
NOMINEE: „Best Dircetor“ Cinalfama Lisbon International Film Awards, Portugal
NOMINEE: „Best Screenplay“ Cinalfama Lisbon International Film Awards, Portugal
SEMI FINALIST: Los Angeles CineFest, USA
OFFICIAL SELECTIONS
36. Filmfestival Max-Ophüls-Preis, Deutschland
Montreal World Film Festival (best film, best fiction-short, best director), Kanada
Flickers: Rhode Island International Film Festival (best film, best director), USA
New York City International Film Festival (NYCIFF), USA
UK Film Festival – British film festival London, United Kingdom
Michael Ballhaus Cinematography Award – First Steps Award, Deutschland
CamerImage 2014 – International Filmfestival of the art of cinematography, Polen
Navi Mumbai (home of bollywood) International Film Festival (NMIFF), India
Lille European Film Festival / Festival du Cinéma européen de Lille, Frankreich
Sunscreen Film Festival, USA
Big as Texas Short Film Festival, USA
International Short Film Festival Detmold, Deutschland
Mosaic World Film Festival (MWFF), USA
Festival de courts-métrages / Das deutsch-französische Kurzfilmfestival Metz, Frankreich
Roving Eye International Film Festival, USA
Hermosillo International Film Festival, Mexico
Delhi International Filmfestival, Indien
CamerImage 2012 – International Filmfestival of the art of cinematography, Polen
Level Ground Filmfestival Pasadena USA
Pride Mostra Filmfestival Cap Verde
Everybody’s perfect 3 Filmfestival Genf, Schweiz
Perlen Filmfestival Hannover, Deutschland
Outtakes Film Festival, Neuseeland
7º For Rainbow – Festival de Cinema e Cultura, Brasilien
Florence Festival Internazionale Di Cinema LGBT, Italien
El lugar sin limetes, Festival de Cine, Ecuador
Rio Festival Gay de Cinema 2013, Brasilien
“Die SPITZiale“, Deutschland
Florida Tally Shorts Film Festival, USA
20. Filmfestival Türkei / Deutschland, Deutschland
12. Neiße-Filmfestival, Deutschland
inHOUSE Film Festival London, United Kingdom
Changing Perspectives Short Film Festival (Istanbul, Berlin, Copenhagen), Dänemark, Deutschland, Türkei
Visionaria International Film Festival, Italien
Red Rock International Film Festival, USA
Blackbird Film Festival,USA
Chicago International Arthouse Film Festival, USA
Nicaragua International Film Festival, Nicaragua
Tracce Cinematografiche Film Fest, Italia
Dortmunder Tresen-Filmfestival, Deutschland
Human Rights Film Festival of Barcelona / NYC / Paris
Ozark Shorts Film Festival 2016, USA
‘TMFF The Film Festival’‘ 2016, UK
Moving Pictures Festival 2016, Begium
Creation International Film Festival, Canada
Bucharest Shortcut Cinefest, Romania
Themodcom London Film Festival, UK
Auckland International Film Festival, NZ
Sose International Film Festival, Armenia
2017 eröffnete Selcuk Cara das Brechtfestival als Regisseur, Bühnenbildner, Kostümbildner und Lichtgestalter mit einer Bearbeitung der „Die Maßnahme“ (B. Brecht / H. Eisler).
BRECHTFESTIVAL 2017-FULMINANTE ERÖFFNUNG:
"Regisseur Selcuk Cara ist es in beeindruckender Weise gelungen, einen ästhetischen Schwebezustand zu erzeugen und aufrecht zu halten, der die Grundproblematik des Lehrstücks niemals verflacht und das herausfordernde Potenzial des Dramas permanent spürbar lässt. Ein Brecht-Festival an ungewöhnlichem Ort, wie es das Gaswerk-Areal in Augsburg-Oberhausen nun einmal ist, derart fulminant zu eröffnen, ist eine herausragende Leistung."
(KRITIK: Brechtforschung: Prof. Dr. Jürgen Hillesheim, http://www.daz-augsburg.de)
2.
"Simple Antworten? - Nicht mit Selcuk Cara. Er macht spannendes, aufwühlendes Theater. Es geht hochpolitisch zu in diesen Tagen. Brecht hätte das gefallen!"
("Abendschau" BR-FERNSEHEN)
3.
"Ein aufregender, gelungener Auftakt fürs diesjährige Festival [...]
Es besteht durchaus Grund zur Hoffnung, dass hier Brecht gezeigt wird von Menschen,in denen er was bewegt und dass das Festival mehr wird als ein lebendiges Museum, mit dem die Stadt ihren prominenten Sohn würdigt."
(NACHTKRITIK.DE)
4.
"Mit einer ausgeklügelten Choreografie lässt Selcuk Cara seine Darsteller das Lehrstück spielen. [...] Langer Applaus."
(AUGSBURGER ALLGEMEINE)
5.
"Mehr Brecht geht kaum..."
(a3 Kultur)
6.
"Seine Akteure inszeniert Selcuk Cara wie in einer klassischen griechischen Tragödie. [...]
Die vier Protagonisten bewegen sich auf der erhöhten Bühne meist in geometrisch anmutenden Bahnen und wechseln ihre Positionen wie in einem Schachspiel.
Allein die gelungene Lichtregie (Selcuk Cara) rückt den Sprechenden je nach Einsatz ins Scheinwerferlicht.
Es ist ein Verdienst von Caras Inszenierung, dass er es schafft, den Zuschauer mit seinem düsteren
und strengen Kammerspiel in eine ähnlich beklommene und ausweglose Stimmungslage wie den jungen Genossen zu versetzen."
(TAZ - DIE TAGESZEITUNG)
7.
"Gestern gab es die Eröffnungspremiere: Brechts "Maßnahme" inszeniert von Selcuk Cara, der als Protest gegen die AfD auf Facebook einmal monatelang regelmäßig Brechts Text "An die Nachgeborenen" postete."
(DEUTSCHLANDRADIO KULTUR, "Blick auf den politischen Brecht")
8.
"Für mich muss Kunst eine Richtung haben, sie muss etwas bewirken. Ein sehr guter Freund von mir, ein Heldentenor, der sagte: Ja, Selcuk bei dir ist es das natürlich auch einfach, du bist jetzt Regisseur, wenn du dir die Maßnahme aussuchst und das dann lenkst in eine bestimmte Richtung, dann ist das politisch, wenn ich jetzt den Tristan singe, viel Geld verdiene und in der ganzen Welt damit rumreise, ich diene doch genau dieser Kunst, die du kritisierst. Hab ich gesagt: Nein, nein, das stimmt nicht, das ist auch eine andere Farbe der Kunst. Wenn ein "Penner" vor der Tür sitzt, vor dem Opernhaus, und die Leute gehen an dem vorbei und dann hören sie etwas, wo es um Mitleid und Mitgefühl geht, und kommen aus der Oper raus und können an diesem Menschen dann nicht mehr einfach vorbeigehen, sondern müssen dem was geben, dann hat die Kunst auch gewirkt."
(DEUTSCHLANDRADIO KULTUR, Portrait Selcuk Cara: "Welchen Wert kann Kunst haben?")
9.
"Die Maßnahme« des diplomierten türkisch-stämmigen Selçuk Cara ist auch eine Auseinandersetzung mit den Menschenopfern an den EU-Außengrenzen. »Was will mein Innenminister und meine EU von mir, von uns?«, fragt der Regisseur. »Wollen sie die Auslöschung meiner persönlichen Verantwortung?« Schon der Philosoph Karl Popper reklamierte »Lasst Ideen sterben, nicht Menschen!« Wenn sich eine politische Idee gegen die Überprüfung ihrer Richtigkeit abschottet, kann sie keine Berechtigung haben. Die Offene Gesellschaft gerät in Gefahr. Ich sehe die Inszenierung von Selçuk Cara als Aufforderung, Gesicht zu zeigen."
(KRITIK: Mitglied des Flüchtlingrats: Susanne Thoma. Antirassismusarbeit und Engagement für Flüchtlinge seit Beginn der 90er. Mitgestaltung der Hausbesetzungsbewegung in Berlin und des bundesweiten Unistreiks in den 1980er Jahren. War als Referentin für Frauen- und Geschlechterpolitik in Berlin tätig.)
- - -
TÜRKE, ABER TROTZDEM INTELLIGENT
(Spiegelbestseller)
»Auf fröhlich entlarvende Art erzählt der türkischstämmige Tausendsassa
von seinem Leben zwischen Ostfriesland und Orient, Hitler und Habermas.
Ein berührend komischer Schelmenroman:
Selcuk Cara ist der lustigste Migrationshintergrund Deutschlands.«
(STERN, 24 März 2016)
»Viele der kleinen Lebensgeschichten [...] haben einen bitteren Beigeschmack.
Manchmal sogar mehr als das – wenn es um Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit geht,
um rechtsradikales Treiben und faschistoides Gedankengut.«
(Kerstin Peetz, WDR3 TonArt)
"Selcuk Cara, scheint es, stürzt sich alle paar Jahre in neue Lebenswelten.
Bereichert sich und jeden, der mit ihm spricht, durch Querverbindungen:
kann die Beziehung von Horkheimer zu Adorno analysieren,
genauso wie die Ästhetik des Sterbens bei den japanischen Samurai."
(TAZ - DIE TAGESZEITUNG, 14.03.2016, "Angriff auf die Hochkultur")
Den ganzen Artikel lesen ... online bei taz.de oder als PDF-Dokument
"Selcuk Caras Beobachtungen bekommen angesichts
der wachsenden Fremdenfeindlichkeit Aktualität.
Mit seiner Vita sprengt er Klischees."
(WWW.SUEDDEUTSCHE.DE)
„Opernsänger, preisgekrönter Basketballer, Kampfsportler, Jazzdancer, Buchautor, Filmemacher und politscher Kopf – alles zum Preis von einem.“
Caren Miosga in "NDR Caren Miosga interviewt …" (Mai 2016)
"Selcuk Cara begeistert als Bassbariton Menschen auf der ganzen Welt - und muss immer wieder beweisen, dass Deutsch seine Muttersprache ist."
NDR Das! (Mai 2016)
"Eine Nationalität lässt er sich nicht aufdrängen. Über die Suche nach Vorbildern und Identität hat Selcuk Cara ein Buch geschrieben."
RTL Nord (Mai 2016)
"Es ist ein spezieller Humor, der Selcuk Cara auszeichnet und den man auch im Buch wiederfindet."
Bayern3, „Mensch, Otto!“ (April 2016)
"Er nimmt den Leser mit auf eine sehr kurzweilige Reise. Und das mit einer wunderbar klaren, ungekünstelten Sprache, genau richtig für die teils haarstäubenden, teils rührenden Geschichten.“
BR Klassik (April 2016)
„Cara erzählt bissig, witzig und auch poetisch, wie er gegen alle Wahrscheinlichkeit und Widerstände in Schule, Hochschule und Gesellschaft seinen Traum verwirklicht hat.“
NDR Info (April 2016)
„Ein ebenso spannend wie amüsant und teilweise deprimierend zu lesendes Buch.“
Badisches Tagblatt (April 2016)
„Ein Mann mit vielen Talenten.“
WDR5 Scala (April 2016)
„Selcuk Caras Leben steckt voll unglaublicher Anekdoten."
NDR 90,3 Abendjournal (April 2016)
„Die Diskussionen um Ausländer-Integration und Ausgrenzung, beziehungsweise Ausnahmekarrieren, dürfte die Biografie Selcuk Caras um einige ungewöhnliche Aspekte bereichern.“
Badisches Tagblatt (April 2016)
„Gelungene Integrationsgeschichten haben immer diesen Vor- und gleichzeitig Nachteil, dass sie gerne als Vorbilder aufgerufen werden. Ein Beispiel ist der türkische Bass Selcuk Cara.“
Bayern 2 KulturWelt (März 2016)
"192 lebendig-absurde Seiten über sein Leben in Deutschland."
taz (März 2016)
"Im Buch schildert Cara die Situationen skurril-pointiert, aber der Leser ahnt auch etwas Dunkleres zwischen den Zeilen."
taz (März 2016)
"Viele der kleinen Lebensgeschichten (...) haben einen bitteren Beigeschmack. Manchmal sogar mehr als das - wenn es um Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit geht, um rechtsradikales Treiben und faschistoides Gedankengut."
WDR3 TonArt (März 2016)
"Was Cara serviert ist schräg, verblüffend, ernüchternd oder sogar erschreckend. Und allem haftet irgendwie - mal mehr mal weniger - das Skurrile an".
WDR3 TonArt (März 2016)
"Das Buch ist wirklich gut. Ich hatte großen Spaß beim Lesen."
Judith Rakers bei 3nach9 (März 2016)
" TÜRKE, ABER TROTZDEM INTELLIGENT "
- Mein Vollkommen Verrücktes Deutsches Leben -
Inhalt
PROLOG
Erstes Kapitel
Der Bundeskanzler und ich
Meine Mutter und die bärtigen Moslems …........................
Helmut Schmidt …........................................................
Zweites Kapitel
Der kleine Vogel
Das Schweigen der Lämmer ….......................................
Indianer im türkischen Bus ….........................................
Dede heißt Großvater …................................................
Das Morgengebet ….....................................................
Der Esel …..................................................................
„Mein Sohn, kannst du beten?“ …..................................
Mann mit Gewehr ….....................................................
Drittes Kapitel
Hymnen an die Nacht
Der Kinderchor …........................................................
Das Weihnachtsoratorium ...........................................
Viertes Kapitel
Charlie Chaplin I.
Wiederverwertung von Rohstoffen …............................
Warme Hände vor Stalingrad …...................................
Fünftes Kapitel
Warum manche Juden Deutschland zu spät verlassen haben
Die rote Ente – Teil I …................................................
Kirschbaum auf dem Waffenarsenal …............................
Waffenangst …............................................................
Hanna und ihr einarmiger Vater ...................................
Nazi mit Cowboyhut ….................................................
Der Jude am Bunsenbrenner ….....................................
Hitlers Geburtstag …...................................................
Die rote Ente – Teil II …...............................................
Sechstes Kapitel
Living in America
4th of July – Independence Day ...................................
Türkische Freunde im Regen …......................................
Siebtes Kapitel
Live Aid – Wembley Stadion
„Are you a Nazi?“ …....................................................
Gottvertrauen und Freddie Mercury …...........................
Das englische Klavier …...............................................
Achtes Kapitel
Wolfgang Amadeus Mozart
Mozart und der Türkische Marsch …...............................
Stigmata …................................................................
Türke, aber trotzdem intelligent ….................................
Mutter Theresa, die Schlampe …....................................
Virtus-Gedanke mit Orgasmus …...................................
Mein griechischer Lehrer …...........................................
Der Chinese auf der Herrentoilette ….............................
„Spricht der überhaupt deutsch?“ …..............................
Intermezzo
Gezeiten der Heimat
Vater und Selcuk …........................................................
Selcuk und Sohn ….........................................................
Neuntes Kapitel
Via crucis
Der Neger und der Lindenbaum oder die Vereinten Nationen ..
Der Fuchsbau am Kreuzweg Jesu…...................................
Jürgen Habermas …........................................................
Zehntes Kapitel
Paris und New York
Mein neuer Lehrer …......................................................
Paris und die weinende Brünnhilde …...............................
Das erste Mal in Amerika...............................................
Münchner Philharmoniker und der alte Jude in Chinatown ..
Einbürgerungstest oder „Ich dichte sogar deutsch!“...........
Siegfried kills Siegfried …...............................................
Des Teufels Gehilfe …....................................................
Elftes Kapitel
Charlie Chaplin II.
The Great Dictator …......................................................
Wien ….........................................................................
Sissi und Karlheinz Böhm ….............................................
Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? …......................
Zwölftes Kapitel
Das Ende vom Lied
Stanley Kubricks Röhrenfernseher …................................
Die Weiße Rose und das internationale Filmfest …..............
Mein letztes Bett............................................................
„Junge, komm bald wieder, bald wieder nach Haus“ …........
EPILOG
PROLOG
Ich sitze im Abendrot auf meinem Plattbodenboot mitten im deutschen Wattenmeer.
Vor einer Insel habe ich mich trockenfallen lassen. Neben mir das Seitenschwert, das mir wie der gigantische Marlin erscheint, den einst der alte Fischer Santiago in Ernest Hemingways Der alte Mann und das Meer an sein kleines Fischerboot gebunden hatte. Von hier oben, von der Nordsee aus, blicke ich auf mein Leben zurück und versuche, einen Sinn aus all dem Erlebten herauszudeuten.
Ich fühle mich einsam, so einsam wie einst der Fischer Santiago. Uns trennen Jahrzehnte an Lebenserfahrung, doch komme ich mir so alt und erschöpft vor wie er und hoffe wie er auf den letzten, großen Fang.
In meiner Einsamkeit schaue ich vom Grunde des Meeres zurück auf das deutsche Festland: der nördlichste Türke Deutschlands, durch die Gezeiten für kurze Zeit mit dem Festland verbunden; über ihm Norwegen, Island, Grönland und das ewige Eis, unter ihm seine Heimat, die Heimat des ewigen Türken.
Wind kommt auf, eine leichte Brise. Und plötzlich klatscht mir eine Böe die deutsche Flagge, die ich am Heck meines Bootes führen muss, mit voller Wucht mitten ins Gesicht.
"MEINE MUTTER UND DIE BÄRTIGEN MOSLEMS"
Ich wuchs als Einzelkind bei meiner Mutter auf.
Mein Vater, der nie eine Schule besucht hatte, verließ uns, als die Textilfabrik, die er gemeinsam mit meiner Mutter aufgebaut hatte, endlich Gewinne abzuwerfen begann. Für sie, die türkische Akademikerin, brach eine Welt zusammen.
Sie war der Spross einer sehr angesehenen türkischen Familie aus Gaziantep, einer hier in Deutschland nahezu unbekannten Großstadt nahe der syrischen Grenze, tief im Südosten der Türkei. Mitglieder ihrer Familie hatten dieser Millionenstadt eines der ersten Museen gestiftet; ein Vorfahr meiner Großmutter aus dem näheren Umfeld Atatürks war einer der Hauptverfasser des ersten offiziellen Schulbuches in lateinischer – statt in arabischer – Schrift. Büsten ihrer Urahnen stehen an verschiedenen Orten der Stadt.
Ihre Eltern hatten sie einst vor dieser Verbindung gewarnt, dann den Kontakt verboten, schließlich resigniert und ihr alles Glück der Welt in der Fremde gewünscht.
Ihre Mutter, meine Großmutter, sollte ihr das ein Leben lang nicht verzeihen, wurde ihre Tochter doch die Frau eines dieser wertlosen, stumpfen „Dörfler“, eines anatolischen „Bergmenschen“. Meine Großmutter würde ihren ganz eigenen Beitrag zur ersehnten Scheidung ihrer Tochter leisten. Sie würde nach Deutschland kommen, einige Jahre bei uns wohnen, um meinem Vater jeden Tag seine niedere Herkunft vorzuwerfen
Meine Mutter folgte ihrer Liebe und sicher auch ihrer unbändigen Neugier. Sie freute sich auf den Einzug ins gelobte Land – mit einer Lebensfreude, die sie damals noch besaß.
Mein Vater, der als junger Soldat von der Familie eines hochdekorierten Generals aufgenommen worden war und nach sich ankündigenden politischen Unruhen mit selbiger die Türkei verließ, war auf diese Weise bereits Ende der 1950er-Jahre erst nach Brescia in Norditalien, dann nach Paris gekommen.
Ab 1962 arbeitete er im Dienst der Air Force auf der Air Base am Frankfurter Flughafen. Er war dort wahrscheinlich der einzige Türke, und bis heute weiß ich nicht, was seine Aufgabe war: Spion, Kofferträger, Dolmetscher, all dies hörte ich im Laufe der Jahre. Zumindest war er ein Patriot oder mehr und überwies dem türkischen Militär – soweit es ihm möglich war – immer wieder Geld. Mich wollte er nach der Grundschule auf ein Militärinternat in der Türkei schicken, damit ich der ehrlichste Mensch auf der Welt werde – ein türkischer Soldat.
So hatte die Scheidung meiner Eltern wenigstens etwas Gutes, denn die Zukunft eines Mehmetçik – eines ehrenhaften anatolischen Soldaten, der stets bereit ist, für sein Vaterland bis zum letzten Tropfen seines Blutes zu kämpfen –, diese trübe und lebensfeindliche Zukunft blieb mir dadurch glücklicherweise erspart.
Als mein Vater uns verließ – ich war elf Jahre alt –, glaubte meine Mutter, dass er bald wiederkommen würde; als er jedoch wegblieb, brach sie jeden Abend verzweifelt in Tränen vor mir zusammen.
Ich konnte nicht mit ihr weinen, damals begriff ich ihren Schmerz nicht. Das kam erst viel später, als ich in der Lage war, mich meinem eigenen Schmerz zu stellen. Dann aber verlor ich mich ganz in ihm, indem ich wieder und wieder die Aria aus den Goldberg-Variationen spielte. Mit jeder Wiederholung dieser zeitlosen Musik stieg ich tiefer und tiefer in die traumatischen Abgründe meiner vaterlosen Kindheit. Ich wiederholte die Aria so oft, bis ich nichts, keinen Schmerz, mehr fühlte und ich mich von außen zu betrachten begann. Jede meiner Bewegungen schien zeitversetzt, jeder Atemzug intensiv, fremd.
Als meine Frau schwanger war, spielte ich die Aria erneut so oft es ging; ich wollte diese Musik nicht mehr mit der Trauer über den Verlust meines Vaters assoziieren, sondern mit der unermesslichen Freude über die anstehende Geburt meiner geliebten Tochter. Die Aria von Bach sollte den werdenden Vater und seine Wunschtochter für alle Zeiten verbinden. [...]
"INDIANER IM TÜRKISCHEN BUS"
Meine Eltern und ein Onkel mütterlicherseits führten mich an einem unerträglich heißen Wochenende durch ein Labyrinth von Farben und Gerüchen – wir waren mitten im arabischen Markt von Gaziantep. Ältere Männer mit dunkelbrauner Lederhaut saßen mit den Knien an der Brust auf viel zu kleinen Holzstühlen, doch schienen sie stolz auf ihre liebevoll eingerichteten Läden zu sein.
Der Mensch, der Stuhl und der Laden bildeten eine Einheit, so als ob es diese schon seit Anbeginn der Zeiten gegeben hätte. Viel später erst erfuhr ich, dass die Ladenbesitzer nur zu ihrem Vergnügen hier saßen und unermesslich reich waren. Sie lebten nicht von den wenigen Touristen, die grammweise Getreide, Tee und Kräuter kauften, sondern von Bestellungen, die nach Tonnen und Lkw-Ladungen verrechnet wurden. Die Kontakte zu Touristen und türkischen Hausfrauen waren nur eine willkommene Abwechslung, die kleinen, hölzernen Stühle ein Zeichen der Bescheidenheit, der Demut; keiner von ihnen wollte den „bösen Blick“ des Nachbarn auf sich ziehen, doch hingen trotz alledem vorsorglich an jedem dieser Läden zusätzlich mindestens drei faustgroße „Blaue Augen“, die einen zu Unrecht mit Fluch belegten Blick abhalten sollten.
Wir hasteten weiter durch diese unerträgliche Hitze, die qualvolle Enge, die hartnäckigen Gerüche, die übersatten Farben. Ich heftete den Blick auf den Rücken meines Vaters und versuchte mit ihm Schritt zu halten. Die Welt um mich wurde zu einem verschwommenen Farbenmeer – nur noch ich und der Rücken meines Vaters. Als meine Beine langsam schwächer wurden, hörte ich die Stimme meiner Mutter:
„Mein kleiner Selcuk, wir sind da!“
Mein Vater drehte sich zu mir um und erlöste mich von dem Anblick seines Rückens. Ich bemerkte, dass wir den arabischen Markt verlassen hatten.
„Wir sind da“, wiederholte diesmal mein Vater und hielt seine Hand schützend über meine Augen, als ich zu ihm hoch in die Sonne blinzelte. Er zeigte mit einem mir bis dahin unbekannten Gesichtsausdruck auf einen Bus und begann zu lachen:
„Das ist dein Bus, der wird dich zu deinem Großvater, deinem dede bringen.“ [...]
"WIEDERVERWERTUNG VON ROHSTOFFEN"
[...] Charlie Chaplin schließlich ist der Vagabund, der Tramp, der sich niemals unterkriegen lässt, sich stets mit wackeligen Knien über die Runden zu retten weiß und niemals vorzeitig zu Boden geht. Obwohl er nicht gerade prädestiniert dafür zu sein scheint, den Unterdrückten und Bedürftigen zu helfen, ist er meist der Einzige, der es dennoch tut. Ja, mitunter wirkt es so, als sei er von einer höheren Macht dazu berufen, wie zum Beispiel in The Kid (Der Vagabund und das Kind): Eine Frau, ironischerweise ein künftiger Opernstar, setzt ihr Baby direkt nach der Geburt aus. Der Obdachlose Charlie Chaplin nimmt sich des Kindes an und zieht es auf. Beide lieben sich inniglich und wollen für immer zusammenbleiben.
Mit der Erwartung, einen dieser Chaplin-Filme zu sehen, saß ich also vor dem Fernseher und schaute aus nächster Nähe auf das schwarz-weiße Bild. Wann würde mein Held zu sehen sein? Ich freute mich und verharrte im Schneidersitz. Meine Mutter rief, ob alles in Ordnung sei.
„Ja, Mama. Es läuft ein Film mit Charlie Chaplin!“
Aber es waren lauter Menschen in gestreiften Schlafanzügen, die ins Bild drängten. Und sie lachten auch nicht, sie starrten nur vor sich hin. Ich sah einen Berg mit Koffern, einen Berg mit Brillen, einen Berg mit Kleidern, dann einen weißen Berg mit Spalten und Schluchten.
Diese Spalten und Schluchten hafteten in meiner Netzhaut, sie brannten sich ein und sollten mein Leben für immer bestimmen.
Ich hatte einen Film über den Holocaust gesehen. Alles in Schwarz-Weiß und ohne Ton. Damals, als alles noch schwarz-weiß war, konnten solche Dinge geschehen. Damals war der Mensch auch anders. Er sah alles schwarz und weiß und sprach nicht – er war und blieb stumm.
Ich werde schlecht schlafen, ich werde zu spät in die Schule kommen – und mich dort übergeben. Ich werde meine Klassenkameraden fragen, ob sie auch den Film gesehen haben, sie werden sich wundern, dass ich so lange aufbleiben darf.
Auf dem Heimweg werden mir zwei ältere Herren begegnen, und ich werde mich das erste Mal fragen, ob sie vielleicht auch einige Zeit schwarz-weiß gelebt haben – schwarz-weiß und stumm.
Ich denke an die vielen dünnen Menschen.
Wie lange muss man hungern, um so auszusehen? Nur Haut und Knochen und diese tiefen, dunklen Augenhöhlen; dieser weiße Berg – ein Berg, der keiner war – Schluchten zwischen unzähligen toten Körpern …
Als ich nach Hause komme, begegne ich dem Nachbarn, der über uns wohnt. Er ist gebildet, arbeitet für eine große deutsche Fluggesellschaft am Frankfurter Flughafen und war für selbige schon überall in der Welt. Ihm stelle ich meine Fragen, die mich seit Stunden quälen:
„Haben Sie gestern den Film mit den Juden gesehen?“
„Was willst du denn von den Juden?“
„Nichts, nichts will ich von den Juden.“
„Welchen Film meinst du? Es gibt so viele davon.“
„Mehr???“
„Es gibt Hunderte davon. In jeder Sprache und besonders oft auf Deutsch. Warum schaust du dir so einen Blödsinn an? Hast du nichts Besseres zu tun?“
„Ich habe den Sender gewechselt und sah, dass gerade etwas in Schwarz-Weiß läuft, und da dachte ich, dass es vielleicht einer dieser Stummfilme ist, einer dieser Charlie-Chaplin-Filme, die eigentlich immer Sonntagvormittag laufen und …“
„… und da hast du dich gewundert, warum keiner lacht.“
„Nein, das habe ich nicht. In Charlie-Chaplin-Filmen lacht auch selten jemand. Aber die Filmmusik war ganz anders, und dann habe ich auch schon die ersten toten Menschen gesehen.“
„Das ist lange her, und es war Krieg! Da passieren solche Dinge!“
„Was hat das mit Krieg zu tun, wenn man aus der Haut von Menschen Tischlampen macht? Und was hat das mit Krieg zu tun, wenn man aus ihren Knochen Stühle und Bilderrahmen macht? Das macht kein Soldat!“
„Was soll man sonst damit machen? Wegschmeißen? Das ist Wiederverwertung von Rohstoffen.“
All dies sagte der Nachbar in einem ruhigen, gelassenen Ton – zu mir, einem Kind, als wenn dies das Normalste der Welt wäre. Bis heute kann ich das Wort „Wiederverwertung“ nicht ertragen.
"ARE YOU A NAZI?"
Am 13. Juli 1985 wurde ich auf einer Welle der weltweiten Begeisterung über den Ärmelkanal nach England getragen.
Ich schaukelte auf einer nach Diesel riechenden Fähre von Calais nach Dover. Auf allen Bildschirmen des Schiffes wurde das Live-Aid-Konzert aus dem Wembley-Stadion übertragen. Jeder auf dem Schiff hatte ein Lächeln auf dem Gesicht. Nationen und Generationen schienen keine Rolle mehr zu spielen, die Botschaft des Konzertes schien angekommen.
Das Ziel meiner Reise war jedoch nicht das Wembley-Stadion in London, wohin die meisten auf dieser Fähre wollten, sondern eine kleine Hafenstadt im Südwesten Englands. In Exmouth sollte ich innerhalb eines Monats der englischen Sprache mächtig werden.
Ich erreichte das kleine Reihenhaus der O' Donohues spät in der Nacht und ging sofort schlafen. Ein kleines Zimmer im ersten Stock war liebevoll hergerichtet, auf dem Nachttisch lag eine Bibel, ein abgedecktes Glas Wasser stand daneben. Am nächsten Morgen wurde ich von den Kindern am Frühstückstisch erwartet. Der Sohn der Familie war kaum zehn Jahre alt, die Tochter vielleicht drei Jahre älter. Ein paar Wochen zuvor hatte ich meinen sechzehnten Geburtstag gefeiert – wie so oft in meinem Leben nur mit meiner Mutter und meinem Hund. Mrs. O' Donohue huschte aus der Küche kommend mit einem Teller Bohnen, einer Scheibe Wurst und einem Körbchen mit Toasts behände und heiter an mir vorbei. Ihre Kinder saßen still da und sahen ihrer Mutter bei der Arbeit zu. Ein Herr O' Donohue stellte sich mir nicht vor, die ganze Zeit über nicht.
Als ich vom Tisch aufstand, um meine Hilfe in der Küche anzubieten, drängte sie mich freundlich, aber bestimmt mit einem „Good morrow!“ zurück auf meinen Stuhl und verschwand wieder in der Küche. Ich fragte ihre Kinder nach der Bedeutung von morrow; lieber wollte ich mich an meinem ersten Morgen in England vor Kindern als vor einer Erwachsenen blamieren. Statt einer Antwort stellte mir der Sohn eine Frage:
„Are you from Germany?“
Ich bejahte, und er präzisierte seine Frage:
„Are you a Nazi?“
Sogleich eilte Mrs. O' Donohue aus der Küche herbei, um sich für das Benehmen ihres Sohnes zu entschuldigen, der eben nur das dumme Zeug der englischen Jugend nachplapperte, und fügte, ihren Kindern zugewandt, in belehrendem Ton hinzu:
„How can he be a Nazi? He lives in Germany, but he is from Turkey!“
Tochter wie Sohn fingen laut an zu lachen und wollten gar nicht mehr aufhören, die Mutter musste ein Machtwort sprechen. Aber dann brachten wir das Frühstück ohne weitere Komplikationen zu einem glücklichen Ende. Es sollte allerdings das letzte gemeinsame Frühstück mit ihren Kindern gewesen sein.
In meinem Gästezimmer schaute ich in meinem Wörterbuch nach, um zu begreifen, was die beiden so erheitert hatte. Ich wusste nicht, dass „Turkey“ sowohl Türkei als auch Truthahn, Puter bedeuten konnte. Schlimmer noch war die umgangssprachliche Bedeutung, die ich bald von der einheimischen Jugend erfahren sollte: „Turkey“ stand für einen Idioten oder einen Versager. Ich konnte also als ein in Deutschland geborener Türke zwischen zwei Möglichkeiten wählen: dem deutschen Nazi oder dem idiotischen türkischen Truthahn – die Wahl fiel schwer. [...]
"THE GREAT DICTATOR"
Als Charlie Chaplin diese Schlussrede in dem Meisterwerk The Great Dictator an die Menschheit richtete, wusste er noch nichts von Hitlers Gräueltaten. Laut eigener Aussage hätte er den Großen Diktator nie gedreht, wenn er die Zeugenberichte aus den Konzentrationslagern gekannt hätte.
Es heißt, dass Adolf Hitler eine Kopie des Films besaß und ihn sich mehrmals in seinem Privatkino anschaute. Hitler hatte Charlie Chaplin, der vier Tage vor dem Diktator, am 16. April 1889, geboren wurde, als einen der größten Schauspieler aller Zeiten bezeichnet. Er, ein zweifach von der Akademie der Künste in Wien abgewiesener Maler, war der festen Überzeugung, künstlerisches Talent bar jeden Zweifels erkennen zu können; nun fand er sich von seinem vermeintlichen Seelenverwandten – in der berühmten Szene mit der Weltkugel – schmählich verraten. Natürlich wurde der Film in Deutschland verboten. Und man glaubte plötzlich zu wissen, dass jüdisches Blut in Charlie Chaplins Adern flösse.
Ich weiß nicht, ob man eine der nicht wenig eigennützigen Aussagen Albert Speers heranziehen darf, aber in diesem Punkt hat der Architekt und Rüstungsorganisator des Führers wohl recht: „Der große Diktator ist der beste Dokumentarfilm über das Dritte Reich.“ Was musste das für ein erhebendes Gefühl für den Architekten gewesen sein, den großen Charlie Chaplin in der berühmten Abschlussrede auf dem billigen Hollywood-Imitat seiner dem Führer und dem deutschen Volk gewidmeten Haupttribüne des Zeppelinfeldes agieren zu sehen?
Hätte die Akademie der Künste in Wien Adolf Hitler doch nur eine seiner beiden Aufnahmeprüfungen bestehen lassen, sowohl das Original des großen Diktators als auch die Vorlage für das kolossale Bühnenbild wären uns möglicherweise erspart geblieben. [...]
"SISSI UND KARLHEINZ BÖHM"
Der Ort, an dem ich mich in Wien am besten entspannen konnte, war der Tiergarten Schönbrunn. Ich war sicher einer der wenigen Besucher, die eine Jahreskarte besaßen, ohne einen dauerhaften Wohnsitz in Wien oder wenigstens in Österreich zu haben. Zwischen all den Tieren ohne Geschichtsbewusstsein, wer weiß, konnte ich mich zwischen den Proben entspannen und mich auf die Vorstellungen einstimmen. Mit dem Verlassen des Tiergartens begannen meine Gedanken jedoch sofort wieder zu kreisen: War Schloss Schönbrunn nicht die Kulisse für die Sissi-Filme, für den Film Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin, in dessen Schlussszene auf einem langen roten Teppich die Protagonisten Romy Schneider und Karlheinz Böhm im Beisein hoher, katholischer Würdenträger missbraucht wurden?
Das deutsche Publikum wurde in dieser monumentalen Schlussszene mit seiner Nationalhymne überrascht. Die Szene spielte freilich nicht auf deutschem Boden, sondern, unverfänglicher, in Venedig auf dem Markusplatz, verpackt als historisches Rührstück, und die Nationalhymne war das Kaiserlied von Joseph Haydn. Die Worte, die seine Eminenz vor dem jubelnden Volk an Sissi richtete, lauteten:
„Selig sind die Menschen, deren Herzen vor Freude überschäumen, denn diese Freude kommt von Gott!“
Nur zwanzig Jahre zuvor, im wahren Leben, waren seiner Eminenz keine angemessenen Worte über die Lippen gekommen, als es darum gegangen wäre, unschuldige Seelen vor Panzern und Kanonen zu bewahren. Das lang ersehnte Machtwort der Kirche war ausgeblieben.
Die Filmworte fielen 1957, etwa sieben Jahre nachdem Konrad Adenauer im Titania-Palast seine Zuhörer mit der Aufforderung überraschte hatte, die dritte Strophe des Deutschlandliedes zu singen. Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ hatte das Rennen verloren. Die Empörung des Auslands damals war groß, Adenauers Aufforderung wurde allgemeinhin als Beleg für das weiterhin bestehende nationalistische Bewusstsein der Deutschen aufgefasst.
Endete Charlie Chaplins Der Große Diktator 1940 mit dem Appell eines zur Besinnung gekommenen Adolf Hitlers, der seine Fehler einsah, so setzte 1957 ein als Heimat- und Historienfilm getarnter Streifen die Reinwaschung der katholischen Kirche und des deutschen Volkes in Szene und damit einen imaginären Schlusspunkt.
Doch das Leben hält Überraschungen bereit, wenn Missbrauchte sich zur Wehr setzen: Romy Schneider wollte sich mit ihrem Image nicht abfinden und flüchtete in die Arme Alain Delons, eines Franzosen, also des Erzfeindes. Das deutsche Publikum wird es ihr zunächst nicht übel nehmen – nicht so wie bei der „Vaterlandsverräterin“ Marlene Dietrich. Das deutsche Publikum wird den Franzosen anklagen, das unschuldige Mädchen, die unschuldige Sissi verführt zu haben. Romy Schneider wird Charakter zeigen und im französischen Kino Sissi in zahlreichen, für deutsche Ohren und Augen unerträglich vulgären Filmszenen zu Grabe tragen. Erst 1981 wird man ihr wiederum verzeihen und Mitgefühl haben, als ihr vierzehnjähriger Sohn tragisch ums Leben kommt.
Ich selbst fühle mich ihr dadurch verbunden, dass sie am 29. Mai 1982, auf den Tag genau an meinem dreizehnten Geburtstag in Paris verstirbt – ein Jahr nach dem Tod ihres geliebten Sohnes. Alain Delon, der unzüchtige Verführer, wird sich um die Umbettung ihres Sohnes kümmern, damit Mutter und Sohn vereint, Seite an Seite, auf dem Friedhof von Boissy-sans-Avoir ihren Frieden finden. Karlheinz Böhm, der ebenfalls auf den Tag genau an meinem fünfundvierzigsten Geburtstag am 29. Mai 2014, verstirbt, wird den Missbrauch an seiner Person erst spät erkennen, dann ebenso heftig reagieren. Zunächst war er bereit, die Schuld seines Vaters, des großen Wagner-Dirigenten Karl Böhm, der es einst auf die „Gottbegnadeten-Liste“ Adolf Hitlers geschafft hatte, zu verdrängen (so wie viele andere Kinder unschuldiger, gottbegnadeter Künstler, die alles nur für die holde Kunst taten und das große Ganze nicht überblicken konnten – oder wollten).
Verließ Romy Schneider deutsch-österreichischen Boden, um sich gegen ihre Vereinnahmung zur Wehr zu setzen, so entschied sich Karlheinz Böhm, ein Zeichen in Deutschland zu setzen, das vom deutschen Publikum weder erkannt noch verstanden wurde. Er schloss sich einem der schärfsten Kritiker der deutschen Nachkriegsgesellschaft, dem Autorenfilmer Rainer Werner Fassbinder, an. Karlheinz Böhm ertrug die Beschimpfungen des Regisseurs, bevor dieser verstand, was Böhm eigentlich wollte. 1974 und 1975 drehten die beiden vier Filme zusammen. Vielleicht war es nur Zufall, dass Karlheinz Böhm genau in den zwei Jahren mit Fassbinder arbeitete, in denen die jungfräuliche Sissi in Frankreich die für das deutsche Publikum unerträglichsten Filmszenen in Sommerliebelei, Das wilde Schaf, Trio Infernal und, besonders unerträglich, Nachtblende auf Celluloid bannte – vielleicht aber auch nicht. [...]
"STANLEY KUBRICKS RÖHRENFERNSEHER"
[...] Über Umwege hatte ich von Stanley Kubricks Tochter den Röhrenfernseher geschenkt bekommen, den Stanley Kubrick ihr gekauft hatte, als sie einmal krank war. Ich wollte Anya Kubrick in London treffen, doch sie verstarb unerwartet. Vor diesem Fernseher, den ich nie an eine Steckdose anschloss, beendete ich jedes meiner Drehbücher und meditierte in der Spiegelung seines Bildschirms die künftigen Szenen meines Films.
Nie hätte ich gedacht, dass es in Deutschland einmal so etwas wie einen Türkenbonus geben würde. Das Gegenteil hatte ich in meinem Leben als Türke in Deutschland bisher erfahren. Doch nun gab es diesen Bonus. Plötzlich tauchten von überall her türkischstämmige Leistungsträger der deutschen Gesellschaft auf. Plötzlich standen sie da auf Plakaten, deutschlandweit, und machten Werbung für die deutschen Werte und das nun gänzlich vereinigte Vaterland.
„Wir sind Deutschland“, rief es von den Wänden auf die Gassen und Straßen herunter, „wir sind Deutschland“ aus den Bildschirmen in die Wohnzimmer der neuen deutschen, farbenfrohen Patchwork-Nation. Türkische Fußballnationalspieler, türkische Nachrichtensprecher, türkische Regisseure, Schauspieler, Sänger, Tänzer, Schriftsteller und sogar türkische Politiker betraten wie selbstverständlich die Bühne zur Verwunderung der breiten Öffentlichkeit – auch der türkischen Öffentlichkeit.
Die Nachfrage nach türkischen Leistungsträgern in allen Bereichen stieg rasant an. So manche Talkshow griff aus Mangel an prominenten Türken auf weniger prominente Türken zurück. Breitbeinig saßen nun Türken, die noch nie eine erwähnenswerte Leistung für die Allgemeinheit erbracht hatten, in den Talkshows und erhielten uneingeschränkte Redezeit, durften mit einem Dauerlächeln im Gesicht berichten, dass sie in brutalen Jugendgangs waren und beinahe täglich deutsche Opfer und Schwuchteln „Krankenhaus gemacht“ hatten, dass sie aber nun geläutert waren. Sie schlugen jetzt nicht mehr die sogenannten Opfer und Schwuchteln zusammen, weil sie erkannt hatten, dass Schwuchteln oder, wie sie nun gelernt hatten, „Homoseksuelläm“ auch nur Menschen waren, dass sie die „schwulen Homoseksuelläm“ und die Opfer gleichberechtigt mit den normalen De