Geboren am 16.3.1599 auf dem elterlichen Gutshof im hessischen Hanau. 1614 Verlust von Mutter und Vater (Schlagfluss und Kummer), 1618 Stiefelknecht von Oberst Johann Klotz in Prag. Im November 1620 gerät Palzhoff bei der Schlacht am Weißen Berg in die Gefangenschaft Tillys, aus der er sich im Januar 1621 mit Hilfe einer List (Wurst, Pferd, zerbissener Strick) befreien kann. Einsame Pilgerfahrt durch Böhmen, Bayern und Sachsen. Während des Kriegs zieht sich Palzhoff in verlassene Wälder zurück, wo er sich mit der Luther-Bibel lesen und schreiben beibringt. 1645-48 Hofmeister in Nürnberg, dort Mitglied des Pegnesischen Blumenordens (Kontakte u.a. zu Harsdörffer und Klaj). Nach Kriegsende Hofbibliothekar in Schweden, das Palzhoff 1670 aufgrund einer Intrige von Isaac Vossius wieder verlassen muss. Anschließend im Auftrag des Kaufmanns Sebastian Sprenck in Spanien zur Etablierung des Tauschhandels mit Toledo. 1692 Schiffsreise von Madrid nach Kuba und Peru, um die dortige Pflanzenwelt zu studieren. 1705 Reitschullehrer in Madrid. 1712 Kalkant, 1715 Organist am Schottenstift in Wien, ab 1717 Kapellmeister unter Johann Joseph Fux am Hof Karls VI. Im Jahr 1737 gerät Palzhoff im Türkenkrieg als Anführer eines Husarenkorps in Gefangenschaft. Mit Hilfe einer List (getrocknete Bohnenranken, gesponnener Flachs) gelingt ihm Mitte der 40er Jahre die Flucht aus Konstantinopel. Auf verworrenen Wegen gelangt Palzhoff ins Fürstentum Moldau, wo er sich lange Zeit in unbekannter Funktion in einem „türkischen Privat-Harem“ aufhält (Brief an A. Cagliostro). 1812 nach Protesten gegen die Übergabe Moldaus an Russland in sibirischer Haft, Entlassung 1825. Rückkehr nach Berlin, wo er eine Existenz als Konzert- und Salonbesucher führt. 1827 Ehe mit Fanny Mendelssohn, Scheidung 1829. Der Streit um einen Verstoß gegen die preußische Meldepflicht ruft sein Engagement für die Ideale des Vormärz hervor (Kontakte u.a. zu Herwegh und Fontane). 1846 Beitritt zur Schriftstellervereinigung Tunnel über der Spree, Austritt 1847. Verweigerung des Militärdienstes und offener Protest gegen die Heeresreform von 1862, später gegen die Kaiserkrönung Wilhelms I., die zu einer einjährigen Haft führt. Erneute Proteste, diesmal gegen die Sozialistengesetze, führen 1878 zu Palzhoffs Ausweisung aus dem Land. In Frankreich schließt er sich den Possibilisten unter Paul Brousse an, wenngleich er dessen evolutionären Sozialismus kritisch in Frage stellt. In Paris 1889 als „beobachtender Teilnehmer“ (Brief an Ernst Mach) am Gründungskongress der Zweiten Sozialistischen Internationale, die zur Zerschlagung der Possibilisten zu Gunsten der Guesdisten führt. 1890 Flucht vor Gläubigern mit der British South Africa Company nach Johannesburg, wo Palzhoff zur Förderung von Diamanten eingestellt wird. Die Teilnahme an der Jameson Raid 1895 bringt ihn vorübergehend in Haft, aus der er sich mit Hilfe einer List (erfundene Diamantenmine, korrupter Soldat) befreien kann. 1903 Beteiligung am Bagdadbahnprojekt. Am 1.April 1905 als blinder Passagier mit dem Hapag-Dampfer Hamburg, der nach dem Tanger-Besuch Wilhelms II. in See sticht, über Gibraltar und Hamburg zurück nach Berlin. 1906 erneute Ausweisung aus Preußen und Überfahrt nach New York, wo Palzhoff an der Börse ein Vermögen gewinnt und den New York Observer aufkauft. Nach einer Reihe spekulativer Berichte und einer gerichtlichen Niederlage 1921 Verlust der Zeitung, kompletter Bankrott nach dem Börsenzusammenbruch von 1929. Mit Hilfe einer List (gefälschte Unterschrift, verliebte Witwe) Rückkehr nach Deutschland. 1930 Ehe mit Hélène de Beauvoir, Scheidung 1932, 1933-45 innere Emigration. Anschließend Bergmann in Dortmund, 1953 Unterstützung des Arbeiteraufstands in Ost-Berlin. Ein Ladendiebstahl bringt ihn 1967 in die Kreise revoltierender Studenten (Kontakte u.a. zu Dutschke und Meinhof). 1979 Beitritt in die Partei Die Grünen, Austritt 1980. 1989 Zugreise nach Tirol und in die Schweiz, um die Insekten der Alpen zu studieren. 1996 begleitet Palzhoff Helmut Kohl auf seiner Asienreise und gründet in Japan die Computerfirma Infaction. Konkurs und Insolvenzverfahren im Jahr 2001, Flucht vor Gläubigern über Neuseeland und Ägypten nach Deutschland. Von 2004 bis 2007 Bürgermeister der Gemeinden Ruhberg und Tollheim (parteilos).2013 Rücktritt mit sofortiger Wirkung aufgrund schwerwiegender Differenzen mit der Bezirksexekutive. Seitdem sind folgende Wohnorte belegt: Katwijk (NL), Leiden (NL), Donderen (NL), Hoogezand (NL), Groningen (NL), wieder Donderen (NL). Gerüchten zufolge soll er inzwischen in Berlin Fuß gefasst haben, andere Berichte vermuten einen Verbleib in den Niederlanden.
Quelle: The Anglo-American Cyclopaedia (Übers.: A. Lewkin)
2005 Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquium Berlin (LCB)
2006 GWK Förderpreis Literatur, Münster
2007 Kunstpreis Literatur Brandenburg
2010 Stipendium des Künstlerdorfs Schöppingen
2011 Künstlerstipendium des deutschen Studienzentrums Venedig
2013 Stipendium des Künstlerdorfs Schöppingen
2013 Alfred-Döblin-Stipendium in Wewelsfleth
2013 Arbeitsstipendium des Berliner Senats
Im "Times Literary Supplement" vom November 2007 wurde das Erzähldebüt "Tasmon" von Alberto Manguel zu den "Books of the Year" gezählt: "'Tasmon' by Thorsten Palzhoff is an exquisitely crafted triptych on the theme of false identities and historical ambiguities."
"Zum Glück gibt es Autoren wie Thorsten Palzhoff. Sein erstaunlich souveräner Umgang mit literarischen Techniken, raffinierten Motiv-Spiegelungen und kühnen Erzählkonstruktionen kann als großes Versprechen für die Zukunft gelesen werden. Solange es solche Autoren noch gibt, muss man um die Zukunft der deutschsprachigen Literatur nicht bangen."
(Sigrid Löffler in LITERATUREN)
"Hier ist jemand, der es bereits mit seinem ersten Buch geschafft hat, über seinen eigenen Nabel hinaus zu schauen, und der die Stilmittel beherrscht, die nötig sind, um ein großes Werk zu schaffen. Thorsten Palzhoff - ein Name, den man sich merken muss!"
(Hamburger Abendblatt)
Von Januar bis März 2017 erschien Palzhoffs dreiteilige Artikelserie über die Parlamentswahl in den Niederlanden auf www.hundertvierzehn.de:
Die Partei als Theater
Das Establishment in der Kritik
Doe normaal, het valt mee