Glockensage aus Sieversdorf
Glockensage aus Sieversdorf
Nach G. W. Schinkels Geschichte von Sieversdorf war Gülitz schon 1491 wüst; das heutige Gülitz, früher Schnakenwinkel und Lothstege, ist 1774 auf der wüsten Feldmark Gülitz durch Friedrich den Großen angelegt. Doch hat sich in Sieversdorf eine Sage erhalten, nach welcher Gülitz erst durch den Dreißigjährigen Krieg zerstört worden ist. Der Prediger Hermann II. (von 1794-1844) in Sieversdorf hat darüber folgendes niedergeschrieben:
Die ältesten Männer erzählen, daß vor dem Dreißigjährigen Krieg Sieversdorf aus zwei Dörfern, Klein-Sieversdorf und Groß-Gülitz, bestanden habe. Groß-Gülitz stand auf den Bergen, welche zwischen dem jetzigen Brenkenhoff und Klein-Derschau liegen. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges vergruben die Groß-Gülitzer ihre Glocken zwischen ihrem Ort und Rhinow aus Furcht, die Österreicher würden sie ihnen nehmen, weil viel Silber darin enthalten war. Die Rhinower erfuhren dies etwa zehn Jahre nachher und gruben die Glocken zur Nachtzeit heraus. Die Gülitzer forderten ihr Eigentum zurück; es kam zum Prozeß, und die hohe Behörde entschied, es sollten zwei von Rhinow und zwei von Gülitz zu gleicher Stunde und Minute abgehen; wer zuerst an die Stelle käme, wo die Glocken vergraben gewesen waren, dem sollten sie gehören. Die Rhinower waren listig; sie bestellten unterwegs einige, die den Gülitzern begegnen mußten. Sie hielten denen ein Maß Branntwein entgegen, hielten sie damit auf, machten sie betrunken, und die Rhinower Wettläufer kamen zuerst an den bestimmten Ort. Sie behielten die Glocken, und es sollen dieselben sein, welche sie noch haben."