Literatur im Zeichen der Aufklärung
Literatur im Zeichen der Aufklärung
Im 18. Jahrhundert verlagerte sich der Schwerpunkt der kulturellen Entwicklung in der Region endgültig nach Berlin sowie – besonders ab Mitte des Jahrhunderts - an den Hof Friedrichs II. in Potsdam. In Berlin wird im Jahre 1700 auf Anregung von Sophie Charlotte, der Gemahlin des preußischen Königs, die „teutsch gesinnte Societät der Scientien“ gegründet, die spätere Preußische Akademie der Wissenschaften. Die preußische Hauptstadt entwickelte sich – neben den Städten Leipzig, Hamburg und Zürich – zu einem bedeutenden Zentrum der bürgerlichen Aufklärung. Die Mark Brandenburg, deren Geschichte nun allmählich in der Historie des preußischen Staates aufgeht, wird im 18. Jahrhundert weitgehend von der Regentschaft zweier Könige geprägt: von 1713-1740 regierte Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, von da ab bis zu seinem Tod 1786 über vier Jahrzehnte lenkte Friedrich II., der Große, die Staatsgeschäfte. Beide Regenten verhielten sich bekanntlich sehr unterschiedlich zu den Künsten. Während der Hof Friedrichs II. schon früh ein Anziehungspunkt für alle möglichen Philosophen, Künstler und Lebenskünstler war (auch Casanova war am Hofe Friedrichs zu Gast), verbot sein Vater zu dessen Regierungszeit per Dekret - nur ein Beispiel pars pro toto - die damals beliebten dramatischen Schulspiele, „weil sie die Gemüter vereitelten und nur Unkosten verursachten“.
Auch wenn die Universität in Frankfurt zunehmend an Bedeutung verlor und 1811 schließlich geschlossen wurde, bot sie in dieser Zeit dennoch eine Heimstatt für bedeutende Philosophen und Wissenschaftler, die das Zeitalter der Aufklärung in Deutschland im „Juste-Milieu zwischen Philosophen und Belletristik“, wie Heine es treffend beschrieben hat, mitgeprägt haben. Zu ihnen gehört an erster Stelle – neben dem schon erwähnten Christian Thomasius – der Frankfurter Philosophie-Professor Alexander Gottlieb Baumgarten (1714-1762). Baumgarten, ein Schüler Christian Wolffs, des einflußreichsten deutschen Philosophen in der Frühzeit der Aufklärung, begründete die Ästhetik als eigenständige philosophische Disziplin in Deutschland. Gleichfalls als Philosophieprofessor wirkten Joachim Georg Darjes (1714-1791), der Stifter der „Königlich Preußischen Gelehrten Gesellschaft“, und der Moralphilosoph Gotthilf Samuel Steinbart (1738-1809), der in seiner „Glückseligkeitslehre des Christentums“ die Grundbegriffe der Wolffschen Philosophie popularisierte. Den universellen Bildungsanspruch der Aufklärung lösten Werke wie die „Oeconomische Enzyklopädie“ des Frankfurter Artztes Georg Krünitz (1728-1796) oder die „Kosmologischen Unterhaltungen für junge Freunde der Naturerkenntniß“ des Frankfurter Mathematik- und Physik-Professors Christian Ernst Wünsch (1744-1828) ein – letzteres übrigens ein Buch, das zur bevorzugten Lektüre Heinrich von Kleists gehörte. In die Ausgangsphase der Aufklärung fällt das Wirken des Schweizer Schriftstellers Heinrich Daniel Zschokke (1771-1848), der von 1790-1795 – zunächst als Student, dann als Privatdozent – in der Oderstadt lebte und späterhin als Erzähler mit volkserzieherischer Tendenz hervorgetreten ist.