Möglin
Möglin
Das Kleine blieb,
Das Große ist vergessen.
Die Zeit verfließt, wohl hundert Jahr
Verflossen unterdessen.
Etwa eine halbe Meile vom Westrande des Oderbruchs entfernt liegt Möglin, ein nur zwölf Häuser zählendes, weder durch Größe noch Bodenbeschaffenheit ausgezeichnetes Dorf, dem nichtsdestoweniger der Ruhm zufiel, in alter und neuer Zeit unter den historischen Dörfern des Landes genannt zu werden.
Drei Jahrhunderte lang lebten hier die im Ober-Barnim reichbegüterten Barfuse, die sich, wie wir das noch in dem Kapitel "Prädikow" hervorheben werden, in zwei Linien teilten, in die Barfuse von Prädikow und in die Barfuse von Möglin. Der berühmteste Barfus (Hans Albrecht von B.; Feldmarschall unter König Friedrich I.) war ein Mögliner Barfus; er verließ aber früh sein väterliches Gut, kehrte nie wieder dahin zurück und ist deshalb der Erinnerung des Dorfes verlorengegangen.
Aber von einem unberühmten Barfus geht noch die Sage daselbst. Das macht, der lokale Vorfall ist immer siegreich über das historische Ereignis; das Allgemeine verblaßt, das Besondere gewinnt an Kraft.
Dieser einzige Barfus, von dem Möglin und seine Bewohner noch wissen, ist Dietlof von Barfus. Sie wissen von ihm, daß er reich war, daß er vierzig Dörfer besaß und daß er in einer Winternacht, als er zu Schlitten von Wriezen kam, seinen plötzlichen Tod fand. Es war Schneetreiben, nicht Weg, nicht Steg erkennbar. Durch die nächtliche Öde hin, immer gradaus, dem Instinkt der Pferde das Beste überlassend, so ging die Fahrt. Schon waren sie dicht am Dorf, da, auf einem überschneiten und nur mit dünnem Eis bedeckten Sumpfloch, brach der Schlitten ein, und alles ging in die Tiefe.
Die kleine Feldsteinkirche (ohne Turm) ist aus der ersten christlichen Zeit und stand hier um vieles früher, als die Barfuse nach Möglin kamen. In der Kirche selbst aber, aus verhältnismäßig später Zeit, hängt ein Wappenschild des alten Geschlechts, schmucklos, grün und rot übermalt und mit der Umschrift: "Alexander von Barfus, geboren 1580, den 11. Decembris, gestorben den 19. Decembris 1647." Wahrscheinlich ein Onkel, vielleicht auch der Großvater Hans Albrechts.
Die Pfuels, die Möglin in ältester Zeit besaßen, hatten es hundert Jahre, die Barfuse dreihundert inne. Dazwischen lag ein Interregnum, das zwanzig oder dreißig Jahre gedauert haben mag und von dem wir, mit Hülfe des Schloßregisters von 1450, nur erfahren, "daß in Möglin ein Schäfer war". Das klingt wie eine Verheißung für die Zukunft, und der Schäfer von 1450 erscheint uns fast wie der Schatten, den Albrecht Thaer, "der Mögliner Schäfer par excellence", durch vier Jahrhunderte rückwärts wirft. Ihm, der dem Namen "Möglin" zu einem weit über die Grenzen unseres Landes hinausgehenden Ruhme verholfen hat, wenden wir uns nunmehr ausführlicher zu.