Zwischenwelt
Literatur / Widerstand / Exil
Wenn Widerstand die aller Literatur gestellte Frage ist, ist Exil die Bedrohung, unter der Literatur heute ganz allgemein zu stehen scheint. - Die österreichische Literatur hatte bis zum Faschismus und Nationalsozialismus 1934-1945 nur episodische Erfahrungen mit dem Exil. Etwa die Hälfte der literarisch Schreibenden wurde damals aus dem zur Ostmark gewordenen Österreich vertrieben. Nach 1945 wurden sie bald totgesagt, abqualifiziert, nur als Leute, die bereits einer Vergangenheit angehören, fallweise gewürdigt. Aber sie lebten ja, schrieben bedeutende Werke und suchten, trotz aller Enttäuschungen, das Gespräch mit Österreich.
Mit Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur und Literatur des Exils und des Widerstands wird dieser Dialog, spät aber doch, geführt, den Exilierten ein Forum geboten, und das Exil wird aus einer exotischen Materie zu einem zugänglichen Terrain.
Es werden "entmachtete", vertriebene, verschwundene Stimmen hier zum Sprechen gebracht, und gerade in der leisen Art, mit der sie sich hier behaupten, erzeugen sie unsere Bestürzung und Trauer und unser Nachdenken.
Elfriede Jelinek