Land in Sicht: Autorenresidenzen im ländlichen Raum
Zum Jahresende 2017 setzte der Hessische Literaturrat e.V. mit der Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst erstmals das Pilotprojekt „Autor*innenresidenzen im ländlichen Raum“ um. Ziel der „Land in Sicht“-Stipendien ist eine intensive Zusammenarbeit und Auseinandersetzung der Stipendiat*innen mit den kulturellen und städtischen lokalen Akteur*innen und der Bevölkerung. Jährlich werden drei Land in Sicht-Stipendien in hessischen Gemeinden und Städten umgesetzt.
Lorch (Rhein): Mitte September bis Mitte November 2023
Die Stadt Lorch (3.875 Einwohner*innen) liegt im Rheingau-Taunus-Kreis an der Mündung der Wisper in den Rhein und gehört zum Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal („Tal der Loreley“). In Lorch sind der Weinbau und der Tourismus bedeutend. So prägen der Steillagenweinbau und ausgedehnte Wälder in tief eingekerbten Tälern sowie Höhenburgen das Landschaftsbild um den Ort. Hier entlang verlaufen zahlreiche Wanderwege, wie etwa der Rheinsteig oder der Wispertalsteig. Die Stadt ist staatlich anerkannter Erholungsort.
Das Hilchenhaus, Wohnhaus des Rheingauer Rittergeschlechts der Hilchen von Lorch, aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, ist als „schönster Renaissancebau am Mittelrhein“ bekannt. Es beherbergt u.a. die Lorcher Touristinformation und einen Veranstaltungsraum (Rittersaal). Auch Sehenswürdigkeiten von Resten der ehemaligen Stadtbefestigung im Mittelalter, wie die Ruine Nollig oder der Hexenturm, sowie die Kreuzkapelle und die Kath. Pfarrkirche St. Martin gehören zu den wichtigsten historischen Bauwerken der Stadt. Das Robert-Struppmann-Museum ist das Kunst- und Heimatmuseum der Stadt Lorch. Es beherbergt wertvolle Schnitzereien, Dokumente, Plastiken und sakrale Gegenstände. Jährlich Ende September/Anfang Oktober finden die Lorcher Kulturtage statt und bieten ein umfangreiches Programm an Theater, Konzerten und Ausstellungen. Zudem ist Lorch ein beliebter Veranstaltungsort des Rheingau-Musik-Festivals, das zu den größten Musikfestivals Europas zählt.
Lokaler Kooperationspartner ist das ehemalige Familienweingut Troitzsch, das idyllisch inmitten der Weinberge vor Lorch liegt und zu den Kulturdenkmälern des Ortes gehört. Das Herzstück des Weinguts ist die 1870 von einem Engländer im schottischen Landhausstil erbaute Villa Schöneck, in deren Ferienwohnung im zweiten Stock mit wunderschönem Blick über das Rheintal der*die Stipendiat*in wohnen wird (siehe Abbildungen unten). Auch die Gartenterrasse, die einst in den Monaten der Straußwirtschaft als Ort für musikalische Veranstaltungen diente, kann genutzt werden.
Darüber hinaus bestehen auch mit der Wisperschule (Grundschule) und mehreren weiterführenden Schulen im Umkreis der Stadt viele mögliche Anknüpfungspunkte für Lesungen, Workshops und andere Veranstaltungsformate.
Teilnahmebedingungen:
- Stipendienvergütung von 2.500 Euro monatlich (insgesamt 5.000 Euro)
- Es wird eine Ferienwohnung für den Zeitraum des Stipendiums zur Verfügung gestellt.
- Es wird eine Reisekostenpauschale in Höhe von 400 Euro zur Verfügung gestellt.
- Hessenbezug: Für die Bewerbung für das Land in Sicht-Stipendium ist ein fester Wohnsitz in Hessen nicht Voraussetzung. Es muss jedoch ein deutlicher Lebensbezug zu Hessen bestehen.
Das könnte sein:
- hier geboren zu sein,
- hier studiert zu haben,
- hier mehrere Jahre gewohnt oder
- in Hessen mehrere Jahre im literarischen Bereich gearbeitet zu haben, z. B. als Autor*in, Übersetzer*in, Lektor*in oder Dramaturg*in oder - sich intensiv literarisch mit Hessen auseinandergesetzt zu haben (nachweislich einer Publikation).
Verwandtenbesuche in Hessen oder kürzere Aufenthalte sind kein ausreichender Hessenbezug.
Erwartungen an Stipendiat*innen:
- Auseinandersetzung mit dem hessischen ländlichen Raum durch aktive Integration in das Ortsgeschehen (z.B. Ortstour, Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung, Auseinandersetzung mit der Ortsgeschichte etc.)
- Anbieten von mind. zwei Workshops, Lesungen o.Ä. (z. B. mit Schulklassen, Senior*innengruppen etc.) sowie einer Abschlusslesung
- Zusammenarbeit mit den örtlichen und überörtlichen Medien
- Erstellen eines literarischen Textes mit Bezug zum Aufenthaltsort (Prosa, Essay, Lyrik, Drama etc.): Der*Die Stipendiat*in behält die Rechte am Text. Das Land Hessen, die Stadt Lorch und der Hessische Literaturrat sind berechtigt, den Text im Rahmen eigener analoger und digitaler Publikationen zu verwenden (z.B. Anthologie oder Homepage).
- Bereitschaft, bei einer Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse über das Stipendium zu sprechen
- Ein Auto ist keine Voraussetzung, aber ein Vorteil, um im ländlichen Raum mobil zu sein
Stipendiengeld:
- Die Auszahlung des Stipendiengeldes erfolgt in der Regel anteilig pro vier Wochen (per Überweisung) und unter der Voraussetzung, dass der*die Stipendiat*in über den gesamten Ausschreibungszeitraum anwesend ist.
- Unterbrechungen können vereinbart werden. Sollte der*die Stipendiat*in länger als 10 Tage nicht anwesend sein, behält sich der Hessische Literaturrat vor, das Stipendiengeld anteilig zurückzufordern.
Die Entscheidung über die Zuerkennung des Stipendiums wird spätestens Ende Juli/Anfang August 2023 getroffen.
Unterlagen:
- Lebenslauf und beruflich-künstlerischer Werdegang (einschließlich bisheriger Stipendien)
- ausführliches Statement (1-2 Seiten), aus dem das Interesse an einem Aufenthalt in Lorch hervorgeht
a) die Erwartungen an das Stipendium
b) Ideen und Pläne für die örtliche Zusammenarbeit
c) das individuelle Arbeitsvorhaben während des 2-monatigen Aufenthalts
- Arbeitsproben (max. 5 Normseiten)
- Nachweise für den jeweiligen Hessen-Bezug wie z.B. Kopien des Personalausweises (Vorder- und Rückseite), von Schul-, Universitäts- oder Arbeitszeugnissen bzw. Arbeitgeberbescheinigungen über die Tätigkeit und Aufenthaltsdauer sowie Bescheinigungen des Einwohnermeldeamtes.
- Vorgabe: Die Bewerbung ist auf max. 10 Seiten zu begrenzen. Die Bewerbung sollte als zusammenhängende PDF-Datei (1 Dokument) per E-Mail eingereicht werden.
Bewerbungsunterlagen bitte schicken an: info@hessischer-literaturrat.de