Zwei Essays, scheinbar unverbunden in ihrer Thematik, entfalten bei genauerer Betrachtung eine faszinierende Verbindung. Jo Frank und Alexander Graeff nehmen uns mit auf eine Reise der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und Erwartungen. Die Lesung verspricht eine Exploration existenzieller Fragestellungen und den Versuch, Konventionen zu durchbrechen – im Denken, im Schreiben, im Leben.
»QUEER« von Alexander Graeff widmet sich der Vielfalt menschlicher Identitäten sowie der Auseinandersetzung mit sowohl gesellschaftlichen als auch literarischen Erwartungen. Er skizziert in seinem Text den Weg zu einer poetischen und politischen Stimme. Die Frage, wie wir unseren Platz in der Welt finden, wenn uns Klasse und Kanon die Sprache vorgeben, steht im Zentrum seiner Überlegungen. Wie können wir uns befreien von der Sprachgewalt der Herkunft, und auf welche Weise können wir uns von einer Welt befreien, die uns unaufhörlich in vorgefertigte Schubladen stecken will?
»TRAUER« von Jo Frank beleuchtet einen universellen Lebensprozess, dem jede*r Leser*in begegnen wird. Der Essay erkundet die Herausforderung, wenn Trauer sich konventionellem Sprachgebrauch entzieht und stattdessen ihre eigene Ausdrucksweise einfordert, während die Wege zu ihr verschlossen scheinen. Frank reflektiert über die Unsichtbarkeit der Trauer, wenn sie ohne Worte bleibt, und wie sie den Körper durchdringt, einen Platz darin einnimmt und nicht mehr loslässt. Der Essay ist zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit literarischen und gesellschaftlichen Konventionen, die Trauer verschleiern, verstecken, verdrängen möchte.
Lesung und Gespräch werden moderiert von Andrea Schmidt, Verlegerin im Verlagshaus Berlin.