In seinem Werk "Was ich von ihr weiß", das 2023 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, erzählt Jean-Baptiste Andrea die Geschichte eines Paares, das sich gegen die gesellschaftlichen Normen seiner Zeit stellt, in einem Italien, das zunehmend dem Faschismus verfällt. Das Buch wurde kürzlich von Thomas Brovot ins Deutsche übersetzt. Barbara Wahlster, Leiterin der Literatur-Redaktion bei Deutschlandradio Kultur, übernimmt die Moderation.
Mehr über den Roman:
„Es gibt Verluste, von denen man sich nie erholt.“ Im großen Spiel des Schicksals hat Mimo – Michelangelo Vitaliani – schlechte Karten gezogen. In Armut geboren, wird er als Kind zu seinem Onkel nach Italien geschickt, um die Kunst der Bildhauerei zu erlernen. Dort, in dem kleinen ligurischen Dorf Pietra d'Alba, begegnet er Viola, einer jungen Frau aus gutem Hause und der Jüngsten der Orsini, einer angesehenen aristokratischen Familie.
Viola scheint für ein privilegiertes Leben bestimmt zu sein, doch sie passt nicht in die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit. Sie will „fliegen“ – frei sein, die sozialen Fesseln sprengen, die Frauen ihres Standes nur die Ehe als einziges Schicksal vorsehen.
Seit ihrer ersten Begegnung durchleben Viola und Mimo gemeinsam die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und erleben den Aufstieg des Faschismus sowie die Umwälzungen der Weltkriege. Er, der Bildhauer von ungewöhnlicher Größe, wird ein von der Elite gefeierter Künstler. Sie verfolgt unermüdlich ihren Traum von Emanzipation. Sie werden sich immer wieder verlieren und wiederfinden, als Verbündete oder Gegner, doch stets verbunden durch eine unerschütterliche Freundschaft.