Alice Grünfelder, geboren im Schwarzwald, aufgewachsen in Mutlangen, studierte nach einer Lehre als Buchhändlerin und einem längeren Asienaufenthalt Sinologie und Germanistik in Berlin und Chengdu (China). Sie arbeitete jahrelang als Lektorin, betreute u.a. die Türkische Bibliothek im Unionsverlag, führte eine eigene Agentur für Literaturen aus Asien, übersetzte aus dem Chinesischen und gab mehrere Erzählbände heraus. Von Februar bis Juli 2020 Sabbatical in Taiwan. Unterrichtet Jugendliche, arbeitet u.a. als freie Lektorin. Spät erst Autorin, aber nicht zu spät.
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Wolken über Taiwan nominiert für den Preis der Unabhängigen Verlage, Hotlist 2022
Übersetzerstipendium Translasien, 2022, für Gedichte von Tsai Wan-shuen
Arbeitsstipendium der Stiftung pro helvetia, August 2021
Werkjahr der Stadt Zürich, November 2019
Nominiert für den Irseer-Pegasus-Literaturpreis, Januar 2019
Literaturwettbewerb „Schwäbischer Literaturpreis", Aufnahme in Anthologie, Nov. 2018
Einladung zu den Solothurner Literaturtagen, Mai 2018
Literaturwettbewerb „Kürzestgeschichten", Aufnahme in Anthologie, Oktober 2014
schön & glücklich
Der Text-Foto-Band ist eine gemeinsame Produktion mit der Fotografin Mine Dal, beide Zürich. Darin nachgezeichnet wird ein Leben in Text und Bild, von der Kindheit übers erste Verliebtsein bis hin zur schmerzhaften Trennung im Alter. Einen Lebensbogen, der Abgründen entlanggleitet, von der Ohnmacht des Einzelnen erzählt und das Versehrte zeigt. Die Figuren in den Geschichten werden seziert, ohne sie zu denunzieren, sie kommen vielmehr in ihrer eigenen Schönheit und Tragik zu Wort.
Jahrhundertsommer
Murrheim, 60er-Jahre: Als Magdas Mann sie wegen einer jüngeren Frau verlässt, bricht für sie eine Welt zusammen. Denn in ihrem Baden-Württembergischen Heimatort ist sie die einzige geschiedene Frau weit und breit. Das bringt sie nicht nur in finanzielle Nöte, auch ein gesellschaftliches Leben ist kaum mehr möglich, ihre Tochter Ursula wird in der Schule gehänselt.
Doch Magda ist entschlossen, nicht aufzugeben, sie geht Putzen, nimmt jeden Job an. Auf einem Dorffest lernt sie einen amerikanischen Soldaten kennen, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbringt. Unvergesslich auch deshalb, weil er eines Tages einfach verschwunden und Magda schwanger ist.
Als ihr Leben wieder einmal an einem Tiefpunkt angelangt ist, hat Enkel Viktor eine zwielichtige Geschäftsidee: Endlich scheint Magda ein Leben in Glück zum Greifen nah.
Wolken über Taiwan. Notizen aus einem bedrohten Land.
Was macht ein Land, wenn es von einer Großmacht bedroht wird? Wie sieht ein Leben unter diesen Umständen aus? Taiwan, die kleine Insel und Chipgroßmacht vor der südchinesischen Küste, hat in den letzten Jahrzehnten eine enorme gesellschaftliche Wandlung durchlaufen. Bürgerrechtsbewegungen ist es zu verdanken, dass der Übergang von einer Jahrzehnte andauernden Militärdiktatur zu einer der offensten und lebendigsten Demokratien Asiens so friedlich verlaufen ist.
Hotlist der Unabhängigen Verlage, 2022.
Wird unser MUT langen? Ziviler Ungehorsam für den Frieden.
»Unser Mut wird langen, nicht nur in Mutlangen« war das Motto der Friedensbewegung in Mutlangen. Jahrelang demonstrierten Friedensaktivisten und blockierten die Pershing-II-Transporte, bis schließlich 1987 Michail Gorbatschow und Ronald Reagan den INF-Abrüstungsvertrag unterzeichneten.
In diesem Essay geht Alice Grünfelder der Frage nach, warum die Bevölkerung vor Ort größtenteils zur Stationierung der Pershing II schwieg, das Dorf aber bis heute Symbol für gewaltfreien Widerstand ist.In welchem Spannungsfeld entsteht Zivilcourage, und was kann Mutlangen noch heute bedeuten als Symbol des zivilen Ungehorsams?
Die Wüstengängerin
Die Sinologiestudentin Roxana reist Anfang der 1990er Jahre die Seidenstrasse entlang, um noch unbekannte buddhistische Höhlenmalereien in der Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas zu erforschen. Sie will zeigen, dass die Region nicht immer islamisch war, sondern buddhistische Wurzeln hat. Roxanas jahrelange Recherchen führen nicht zum erhofften Erfolg, mit leeren Händen will sie jedoch nicht nach Europa zurück, zumal es nichts gibt, wofür es sich lohnen würde heimzukehren. Ihr Aufbruch in die Fremde verliert sich im Sand der Wüste Taklamakan, der ›Wüste ohne Rückkehr‹.
20 Jahre später reist die schwerkranke Linda für ihr letztes Entwicklungsprojekt nach Xinjiang. Doch die Behörden verweigern die zugesicherte Zusammenarbeit. Im Gästehaus zur Untätigkeit verdammt, stösst Linda auf die Aufzeichnungen, welche die verschollene Roxana zurückgelassen hat, und sie folgt deren Spuren.
Vor dem Hintergrund des Widerstands der Uiguren gegen die chinesische Regierung in Xinjiang, der spätestens seit 2009 auch im deutschsprachigen Raum Schlagzeilen macht, verstrickt sich das Schicksal der zwei eigenwilligen Frauen. Erstmals wird aus europäischer Perspektive von der Geschichte und Gegenwart einer wenig beachteten Region erzählt. Feinfühlig und kenntnisreich zeichnet die Autorin ein Panorama der Schicksale von Menschen, die in China an den Rand gedrängt werden.
Termine (Auswahl):
6. Januar 2023, 19 Uhr, Lesung aus Wolken über Taiwan, Buchhandlung Schropp, Berlin
17. Januar 2023, 19 Uhr, Lesung aus Wolken über Taiwan, Literaturfenster Hottingen, Zürich
Diverse Salon-Gespräche, Moderationen etc. sind unter Termine auf der Autorenwebsite zu lesen: https://www.literaturfelder.com/lesungen/