Fast drei Jahrzehnte, von 1955 bis zu ihrem Tod am 1. Juni 1983, lebte Anna Seghers in einer Mietwohnung in der Adlershofer Volkswohlstraße 81, heute Anna-Seghers-Straße. In diesem unauffälligen Stadtteil am Rande Berlins hatte sie nach langen Jahren des Exils in Frankreich und Mexiko einen Ort gefunden, der ein Leben nach ihren Vorstellungen versprach - was vor allem bedeutete, ungestört zu arbeiten.
Alles in dieser Wohnung unterliegt den Maßgaben der Zweckmäßigkeit: Möbel aus den fünfziger Jahren, einfache stabile Holztische, eine freundliche Sitzecke, ein großer Kachelofen mit Bank. Auf dem Schreibtisch die alte Remington, an den Wänden eine alte Karte der Antillen, ein Heinrich-Heine-Brief, Bilder des befreundeten Malers Diego Rivera. In den bis zur Decke reichenden Bücherregalen des Wohn- und Arbeitszimmers, ja selbst des Flures, ist die umfangreiche und wertvolle Bibliothek der Seghers mit über 9.000 Bänden zu besichtigen, darunter sehr alte und seltene Exemplare zumeist mit dem Exlibris Netty Reiling, dem Mädchennamen der Anna Seghers versehen. Man findet hier die phantastischen Dioramen zu "Ali Baba und die vierzig Räuber", die Anna Seghers als junge Frau für ihre Kinder angefertigt hat und man kann eine amerikanische Comic-Strip-Ausgabe des Romans "Das siebte Kreuz" betrachten.
Seit 1985 ist die Anna-Seghers-Gedenkstätte für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Einrichtung der Räume blieb weitgehend im Originalzustand erhalten. Den Besuchern stehen Ton- und Videoaufnahmen zur Verfügung. Eine kleine ständige Ausstellung informiert über Leben und Werk der Anna Seghers.