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Das Straßenpflaster von Potsdam

Informationen

Literaturangabe:

Lohre, Heinrich
Märkische Sagen, Leipzig 1921

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Das Straßenpflaster von Potsdam

Das Straßenpflaster von Potsdam

Um 1540 war das Pflaster in den Straßen Potsdams in einen unleidlichen Zustand geraten: kein Wagen, kein Reiter kam mehr glatt hindurch, die Fußgänger kollerten gegeneinander und bedachten sich dann ausgiebig mit freien Titeln, die sie vorzugsweise aus dem Reich der Vierfüßler wählten. So war Potsdam berühmt geworden durch sein schlechtes Pflaster und sein vieles Schimpfen. Da fand der Magistrat ein Mittel, um ohne Kosten beiden Übeln gleich zu steuern: er erließ eine Verordnung, nach welcher jeder, der einen Mitbürger einen Schafskopf nannte, zwei Ruten ins Geviert zu pflastern hatte. Der ?Ochse? ward mit drei Ruten neuem Pflaster gesühnt, der ?Esel? mit vier, und so hatte jedes Tierlein seine Taxe. Die Stadtknechte paßten brav auf, und hatten bald so viele Übertreter gefaßt, daß die Plätze bei der Kirche und beim Rathaus ihr neues Pflaster bekamen, und mit der Zeit konnten auch die anderen Straßen alle herankommen. Zugleich ward der Ton des Verkehrs um vieles freundlicher und zuletzt fast anmutig.

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