Der Sackpfeifer und der Wolf
Der Sackpfeifer und der Wolf
Als es noch Wölfe in der Mark gab, soll sich einmal folgende Geschichte bei Spandau zugetragen haben. "Da man nämlich", erzählt der alte Bekmann in seiner Beschreibung der Mark Brandenburg, "um die Wölfe zu fangen, hin und wieder gewisse Wolfsgruben gemacht, welche unten weit, oben aber etwas eng mit glatten Brettern ausgelegt sind: so ist ein Sackpfeifer, der in Spandau von seinem Gewerbe sich einen Trunk zugute getan, des Weges gekommen und in eine solche Wolfsgrube hineingefallen, hat sich aber sehr verwundert, als er gewahr wurde, daß die Stelle schon mit einem Wolf besetzt gewesen, welcher dazu über diese hastige Zuspräche etwas beunruhiget war und sein Mißfallen mit Weisung seiner Zähne zu verstehen gegeben. Hierüber hätte der verirrte Musicus sich nun wohl einige verlegene Gedanken machen sollen: allein der noch frische Rausch hat ihm einen so guten Mut zugesprochen, daß er seine Sackpfeife zur Hand nimmt und dem Wolf eins vorspielet, der auch nicht faul gewesen und mit seiner durchdringenden Stimme dem Concert einen guten Nachdruck gegeben und der Sackpfeife accompagniret. Wobei jedoch der Sackpfeifer nach seinen Pausen von der Instrumental- zur Vocal-Music geschritten und bald ein Adagio, bald ein Presto, endlich auch ein Lamento angestimmt, und die Jäger solchergestalt herzugebracht, welche ihn von dem gefährlichen Bassisten befreiet."