Hier finden Sie alles rund
um die Literatur Berlins
und Brandenburgs:
Institutionen, Archive,
Bibliotheken, Gedenkstätten,
aber auch heimische Sagen,
Eindrücke klassischer Autoren,
und einen kleinen literatur-
geschichtlichen Überblick.

Der untergegangene Naberskrug

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

zurück

Der untergegangene Naberskrug

Der untergegangene Naberskrug

Dat is all vor ollen Tieden west, da hett uppen Rietzschen Barch en Krooch estahn, de hett de Naberskrooch (annere seggen ook Aberskrooch) eheeten, un is da up de Stelle, wo de deepe Kuule an de Rietzer See is, unneregahn. Wo dat awer ekamen is, dat verteilen se so: En Peerknecht uut Rietz, deen sin mal siene Peer furteloopen un he hett se rundum esöökt, awerst he hett se nich fingen künnen; un äs he nu so dörch Kruut un Gras eloopen is, un jroote Schoo met jroote Snallen bamen up an hadde, hett he dee janz voll Reenefare kreen un hett up eemal hüürt, datt et Kalf secht hett: "Naberskrooch sall unner-gahn." Dünn hett de Hund secht: "Wo lange wertet wahren?" und updlezt hett de Hahn roopen: "De janze Woche uut!" un dünn hebben se alle stille esweegen. De Peerknecht awer hett den Samn, wiil he emm innen Schoo do drüggen anfung, ruuteschütt, un hett denn glicks siene Peer efunnen, awer et hatt ook man jrade acht Daage duurt, da is Naberskrooch ungeregahn un de deepe Kuule, wo he estahn hett, is noch bet up dissen Dach to seene, wemmer en Footstiich van Netzen na Rietz jaht; da ligget se bamen uppen Barch dicht an de See.

Vor langer Zeit hat auf dem Rietzener Berg ein Krug gestanden, der hieß Naberskrug (andere sagten dazu Aberskrug), und ist an der Stelle, wo die tiefe Kuhle am Rietzer See ist, untergegangen. Wie es dazu gekommen ist, wird wie folgt erzählt: Einem Bauersknecht aus Rietz sind einmal seine Pferde fortgelaufen; er hat sie gesucht, aber nicht finden können; und als er nun so durch Kraut und Gras gelaufen ist, in großen Schuhen mit großen Schnallen obenauf, waren sie auf einmal voll mit Rainfarn, und er hörte das Kalb sagen: "Naberskrug soll untergehen". Dann sagte der Hund: "Wie lange wird es dauern?", und zuletzt rief der Hahn: "Die ganze Woche lang!", und dann blieben sie alle still. Der Bauersknecht aber hat den Samen, weil der ihm im Schuh zu drücken anfing, herausgeschüttelt, und hat dann gleich seine Pferde wiedergefunden. Aber es hat dann gerade mal acht Tage gedauert, bis der Naberskrug untergegangen ist, und die tiefe Kuhle, wo er gestanden hat, ist noch bis auf diesen Tag zu sehen, wenn man den Fußsteig von Netzen nach Rietz geht ? da ist sie, oben auf dem Berg dicht am See.

1

Schriftsteller mit Bezug zum Text

2

Orte mit Bezug zum Text