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Die Reiterstatue des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke und das Hufeisen

Informationen

Literaturangabe:

Grässe, Johann Georg Theodor
Sagenbuch des preußischen Staates, Glogau 1868

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Die Reiterstatue des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke und das Hufeisen

Die Reiterstatue des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke und das Hufeisen

Kurfürst Friedrich III., nachmaliger König Friedrich I., beauftragte den Oberbaudirektor Schlüter mit der Anfertigung eines Modells zu einem Standbild des Großen Kurfürsten, welches der berühmte Meister auch sehr bald zum Beifall aller Kunstverständigen lieferte. Ein gewisser Johann Jacobi aus Homburg in Hessen goß darauf nach Schlüters Modell eine Statue in Erz. Der Guß geschah am 22. Oktober 1700 nachmittags im Gießhaus hinter dem Zeughaus und gelang vollständig. Die Statue selbst wurde am 12. Juli 1703, dem Geburtstag des Königs, unter großen Feierlichkeiten eingeweiht. Der Künstler soll nun auf sein Werk höchst stolz gewesen sein und sich vermessen haben, dasselbe sei ohne Fehler, und so ihm jemand einen solchen nachweisen könne, wolle er sich das Leben nehmen; da habe einer seiner Gesellen ihn darauf aufmerksam gemacht, daß am rechten Vorderhuf des Pferdes das Eisen fehle, daß also bei einem so bedeutenden Fehler er durchaus keine Ursache habe, mit seiner Arbeit so wichtig zu tun, und der ehrgeizige Schlüter habe sich diesen Vorwurf so zu Herzen genommen, daß er von derselben Brücke, auf der sein letztes Werk aufgestellt war, in die Spree gesprungen sei. Allein obgleich dem Pferd wirklich das Eisen fehlt, so ist doch die Sage von dem Selbstmord erfunden, denn Schlüter behielt bis 1713 seine Stelle als Hofbildhauer und starb, nachdem er das Jahr vorher freiwillig Berlin verlassen hatte, 1714 als Baumeister des Zaren Peter des Großen.

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