Große Stadt
Große Stadt
Die bunten Lichter sind schon angesteckt.
War dieser Tag denn grau und voll von Qualen?
Es stehen Mädchen an den Hausportalen.
Vom Hute ist ihr Angesicht bedeckt.
Und ein des Tages grausames Gebäude
Schwimmt auf mich zu als sei´s ein großer Schwan.
In süßem Sonnenaufgang regt sich Freude.
Durch Schleier ziehn Gefährte ihre Bahn.
Im dunklen Samt des hohen Himmels schimmern
Die Abendsterne, die man nicht erlangt.
Durch Schmutz der Straße und durch farbig Flimmern
Nahn Wunderdirnen, schneeig und erkrankt.
Seht Menschen, die sich sachlich schwarz bewegen!
Die Läden glühn in fleiß´ger Frömmigkeit.
Die Stadt ist mir oft wertvoll grad deswegen,
Weil sie im Grund unfestlich, ungeweiht.
Wenn Influenza um die Ecken braut,
Werfen Etagen sich im Nebelfieber.
Dann wieder hochpoetisch hingebaut
Stehn Häuser, und Vergangnes klingt herüber.
Wo aber einst dein Mund sich meinem beugte
Von Herzlichkeit dann spechend unentwegt -
Die ganze Gegend dieser Stadt ist heute
Für mich sehr heftig pathogen belegt.
[1913]