Hier finden Sie alles rund
um die Literatur Berlins
und Brandenburgs:
Institutionen, Archive,
Bibliotheken, Gedenkstätten,
aber auch heimische Sagen,
Eindrücke klassischer Autoren,
und einen kleinen literatur-
geschichtlichen Überblick.

Jazco von Köpenick

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

zurück

Jazco von Köpenick

Jazco von Köpenick

Das Dorf Pichelsdorf bei Spandau, bei welchem die Havel einen großen See bildet, ist eins der ältesten in der ganzen Gegend, denn die Einwohner erzählen, daß es bereits zu jenen Zeiten vorhanden gewesen sei, als die Leute noch in der Erde wohnten. Dicht am Einfluß in den genannten See bildet die Havel mit demselben eine sich ziemlich weit hin erstreckende Landzunge, die an ihrem äußersten Ende steil zum Wasser abfällt. Bis zu diesem Punkt soll einmal in alten Kriegszeiten ein Ritter, von seinen Feinden verfolgt, gekommen sein; bei seiner eiligen Flucht hatte er aber nicht bemerkt, daß ihm hier kein Ausweg sich darbiete, und die Feinde riefen daher bereits triumphierend:"Nun haben wir ihn wie in einem Sack", woher auch dies Stück Land den Namen "der Sack" erhalten hat. Aber der Ritter ließ den Mut nicht sinken und versuchte noch das letzte Mittel der Rettung; er gab seinem Roß die Sporen und stürzte sich mit ihm in den See; das brave Tier strengte alle Kraft an und brachte seinen Herrn glücklich an eine drüben in den See hineinragende Spitze. Da hing der Ritter zum ewigen Andenken an den gefahrvollen Ritt Schild und Speer an einer Eiche auf, und darum heißt die Landzunge bis auf den heutigen Tag das Schildhorn.

Einige sagen, der Vorfall habe sich im Dreißigjährigen Krieg zugetragen, noch andere erzählen, es sei der Alte Fritz gewesen, der sich so gerettet. Die Gelehrten aber meinen: das sei der Fürst Jacze oder Jazco von Köpenick gewesen. Als nämlich der letzte Wendenfürst zu Brandenburg, Pribislav (sein christlicher Name war Heinrich), 1141 gestorben war und Markgraf Albrecht der Bär die Stadt und das dazugehörige Land, vermöge des mit Pribislav geschlossenen Erbvertrages, in Besitz nahm, blieb er in diesem ungestört bis zum Jahr 1156, wo der genannte Jacze, der Oheim Pribislavs, nachdem er ein starkes Heer gesammelt und die Besatzung von Brandenburg, die zum Teil aus Slawen bestand, bestochen hatte, auch Albrecht gerade von seinen Leuten entfernt war, sich plötzlich Brandenburgs bemächtigte und von hier aus den Christen vielen Schaden zufügte. Da ließ sich Albrecht die Brandenburgische Erbschaft von neuem durch Kaiser Friedrich Barbarossa bestätigen, sammelte schnell ein Heer, bot seine nächsten Nachbarn, besonders den Erzbischof Wiger von Magdeburg, zur Hilfe auf und rückte nun eiligst vor Brandenburg, das er auf drei Seiten, namentlich auch zu Schiff angriff. Da wurde zwar sein Schwestersohn, der junge Werner von Veitheim (oder von Osterburg) von den Wenden erschlagen und viele biedere Leute, aber er gewann doch endlich 1157 die Stadt wieder. Jazco soll geflohen, bei Spandau noch einmal geschlagen und infolge seiner glücklichen Flucht über die Havel Christ geworden sein.

1

Schriftsteller mit Bezug zum Text

3

Orte mit Bezug zum Text