Loblied auf die Mark
Loblied auf die Mark (1507)
Markland, unter dem träg sich bewegenden Bären gelegen,
läßt an Üppigkeit weit Gargaras Trift hinter sich.
Äpfel schenkt den Bewohnern der Herbst und saftige Birnen,
während der Sommer ihm reich spendet der Ernten Ertrag.
Kaum verspürt es des Boreas Frost bei den pechenen Fackeln,
wimmelt von Blüten, daraus Honig ihm fließet, im Lenz.
Rechne dazu die Zucht der Ochsen, die hier wohl in Unzahl
grasen, wie kaum sie der Strand bietet des Ionischen Meers;
rüstige Pferd? auch besitzt es und lastengehärtete Esel;
zahllos zur Weide treibt Herden von Schafen der Hirt;
aber stille von dem; den Reichtum mehrend durch Fische,
strömet die Oder hier breit durch das fröhliche Land,
(...)
Karpfen führt man in Menge daher vom Oderbewohner,
auch den dicken Polyp, sowie den bläulichen Wolf.
Waren werden durch Tausch von fremden Zonen gewonnen,
welche Arabien uns, welche uns Indien beut.
Herrliche Städte besitzt es und hoch erhabene Burgen,
Tempel auch, welche gebaut du von den Himmlischen glaubst.
Fürst Joachim, des Fürsten Szepters Erbe, - damit auch
dieser Ruhm nicht dem Lande fehle, worüber er herrscht, -
führt eine Hochschule auf, mit hochanstrebenden Säulen,
da, wo Frankfurt emporragt, die gewaltige Stadt.
(...)
[Ulrich von Hutten (1488 - 1523) schrieb sich im Mai 1506 in die Matrikel der neu gegründeten Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ein. Huttens lateinisches Loblied auf die Mark ist in der Neuauflage der Festschrift zur Gründung der Universität enthalten, die 1507 erschien. Übersetzung aus dem Lateinischen von Ernst Münch]