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Die gespenstigen Mäher

Informationen

Literaturangabe:

Kuhn, Adalbert
Märkische Sagen und Märchen, Berlin 1843

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Die gespenstigen Mäher

Die gespenstigen Mäher

In der Ernte, da man den Hafer mähte, zeigte sich 1559 dieses wunderbare Gesicht in der Nähe von Berlin. Es wurden plötzlich viel Mannspersonen auf dem Feld gesehen, erstlich fünfzehn, danach noch zwölf, und waren die letzten noch gräßlicher und abscheulicher anzusehen als die ersten, denn sie waren ganz ohne Häupter. Alle siebenundzwanzig hieben mit ihren Sensen mit aller Gewalt in den Hafer, daß man es hörte rauschen, und gleichwohl blieb der Hafer stehen. Da das Gerücht hiervon zu Hofe kam, gingen viele Leute hinaus, solch Wunder mit anzusehen; als aber die Männer gefragt wurden, wer sie wären, woher sie gekommen und was sie machten, antworteten sie nichts, sondern hieben immerfort in den Hafer. Und als die Leute bisweilen hinzutraten und sie angreifen wollten, entwischten sie ihnen, liefen geschwind hinweg und hieben nichtsdestoweniger unter dem Laufen in den Hafer. Da nun die Leute wieder in die Stadt kamen und gefragt wurden, wofür sie diese Männer ansähen, gaben sie zur Antwort, daß sie diese für böse Geister hielten. Deswegen ließ der damalige Kurfürst Joachim der Andere die vornehmsten Prediger in der Mark versammeln, von ihnen zu erfahren, was durch solches Gesicht bedeutet würde; diese aber hielten dafür, daß dadurch göttliche Strafe der Pestilenz sollte angezeigt werden.

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