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Die Müggelberge und der Müggelsee

Informationen

Literaturangabe:

Ziehnert, Widar
Preußens Volkssagen, Mährchen und Legenden, 2 Bde., Leipzig 1839/ 40

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Die Müggelberge und der Müggelsee

Die Müggelberge und der Müggelsee

An diesem See und in den romantischen Waldbergen ließ sich in der Vorzeit eine schöne Jungfrau sehen, bald in einfachen Frauenkleidern, bald in fürstlichen Gewändern. Sie sollte die Tochter König Ottoberts von Böhmen und auf ewige Zeiten hierher verbannt sein. In dreimal sieben Jahren erschien sie als ein sehr liebliches Seefräulein und bat flehentlich, daß ein Mann sie aus dem Bann befreien und dafür große Schätze erhalten solle. Die Art und Weise ihrer Erlösung bestand darin, sie dreimal auf dem Rücken um die Hilbertskirche in Köpenick, auch bei den drohendsten Gefahren und grausenhaftesten Erscheinungen, furchtlos zu tragen. Es fanden sich nur wenige, und auch von ihnen hat keiner das Erlösungswerk vollbracht, sondern sind alle vor Entsetzen geflohen. Unter ihnen war auch ein fremder Ritter, der bereits die Jungfrau zweimal um das Gotteshaus getragen und den dritten Umgang mutig begonnen hatte, als er vor den riesigen Schlangen und feuersprühenden Ungeheuern von Todesfurcht überfallen wurde und ohnmächtig zu Boden sank. Die Jungfrau und alle die Spukerscheinungcn waren im Nu verschwunden. Noch jetzt liegt der Schatz der Prinzessin zwanzig Klafter tief unter einem weißen Stein und wird von einem schwarzen Geist, der im Teufelssee unterm Gebirge seine Wohnung hat, bewacht, und Jäger und Holzschläger wollen noch zuweilen ein grausiges Hundegebell und Hörnerton durch die Eichwaldung gehört haben und sagen dann, daß der böse Geist die Jungfrau suche.

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