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schwan & barbar

Dienstag, 09. Januar 2018

20:30 UHR

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Doppelrelease-Lesung
mit Alexander Gumz und Katharina Schultens
Moderation: Daniela Seel


kookbooks feiert im ORi das Erscheinen von zwei neuen Gedichtbänden: Alexander Gumz' „barbaren erwarten“ und Katharina Schultens' „untoter schwan“.

Alexander Gumz hat fast sieben Jahre für seine zweite längere Veröffentlichung gebraucht. Jetzt ist sie endlich da. Und Katharina Schultens' bereits vierter Band stand – noch bevor er auf Papier vorlag – schon auf der Liste der besten Bücher 2017 des MDR. Die beiden lesen gemeinsam, vor- und nacheinander, in Interaktion.

Weiteres Personal des Abends (Auswahl):

Elfen, Kinder, Starlings und Spione; Selbstmörder, Terroristinnen, Geisterjäger, Zombies und Dämonen; Pierrotziegen, Baobab und Brombeeren; außerdem John Ford, die heilige Muttergottes, Gott selbst (in Shorts) und natürlich: Schwäne und Barbaren.



„sätze verwenden wie gesten. nein: nichts verwenden, nichts benutzen. nur hinstellen, gegeneinander stellen, entstehen lassen. tickende tonspuren, lauschende apparate.

sich selbst aufschneiden, neu zusammensetzen. mut finden im mehrdeutigen: konkret, nicht paraphrasierbar. wie ein geruch, ein lichtwert, ein foto, ein lied.

landschaften lieben, sie beklagen: autobahnen und feldwege, tiere ohne pelz. kapitalismus nicht kapieren. apokalypsen besingen mit kalauern. das surreale schimmern von bürogebäuden, die offenen poren eines bahnhofs.

gelesen werden können. anders gelesen werden können. muster, analogien und auflösungen. rauschen, flüstern, gebrüll. blaues licht, nachts, aus einem schwimmbecken.“

(Alexander Gumz: barbaren erwarten, Gedichte, kookbooks 2018)



„in einem februar, im winter vor einem frühjahr, in dem mein vater starb, vor einem sommer, in dem mein kind kam, ist mir ein schwan im haff festgefroren. jetzt schwimmt er im warmen kanal. kommt er an land, ist er clumsy, watschelt auf schwarzen füßen daher. diverse tierarten folgen ihm, es ist ein einziges gefiedertes desaster, eine monsterparade –

aber manchmal, manchmal sind es starlings, summende schwärme, manchmal fliegen sie von allein in formationen, eine murmuratio/n – und mein schwan dreht eine runde vor der brücke, schaut halb mordlustig und halb sehnsüchtig hinterdrein, als ob es drohnen wären und er hätte ihre fernsteuerung verschluckt.

ich atme sein wesen ein, wenn ich schreibe, ich atme es aus. ich bin ein chor, der sich einsingt, und ein raum, der hallt. ich bin unzählig und nicht vorhanden. ich spreche mit euch: ich bin mein monster und ihr seid seine variationen.“

(Katharina Schultens: untoter schwan, Gedichte, kookbooks 2017

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