Each One, Teach One
Das Ende des Kolonialismus bedeutete keinesfalls das Ende westlicher Dominanz. Wie wir die Welt wahrnehmen und welches Wissen wir über sie produzieren, ist bis heute – auch in Europa – mit erzählten und verschwiegenen kolonialen Geschichten verwoben.
Deshalb fordert Ngugi wa Thiong’o eine »Dekolonisierung des Denkens«. In seinen Essays hebt er die wesentliche Bedeutung der afrikanischen Sprachen für die Vermittlung von Kultur und Geschichte innerhalb Afrikas und als Mittel zur Befreiung von kolonialen Herrschafts- und Denkstrukturen hervor. Doch nicht nur die ehemals Kolonisierten sind betroffen. Die hegemoniale Perspektive schlägt auf die Kolonisierenden zurück und entmenschlicht sie ebenfalls, wie von Aimé Césaire in seinem berühmten Text „Über den Kolonialismus“ beschrieben.
Bis heute beschäftigt uns die Frage, wie eine Dekolonisierung der Gesellschaften in Hinblick auf die Geschlechter, Kulturen, die Wirtschaft und die Politik gelingen könnte. Wie können koloniale Spuren in Wissenschaft, Literatur und Alltag sichtbar gemacht werden? Wie ist der Anspruch der Dekolonisierung mit den Forderungen und Kämpfen für soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus zu verbinden?