Das reiche Fräulein von Lochow
Das reiche Fräulein von Lochow
In Nennhausen, im Kreis Westhavelland, war das Geschlecht derer von Lochow viele Jahrhunderte lang erbangesessen. Es galt als eines der reichsten im ganzen Land, rühmte sich aber auch seines Reichtums sehr und wurde übermütig und verschwenderisch. Als ein Fräulein von Lochow mit einem schwedischen Kriegsmann sich vermählte, ging es lustig zu auf Schloß Nennhausen. Die Braut rühmte sich ihren ärmeren Verwandten gegenüber ihres Glückes und ihres Reichtums, und als der Hochzeitszug am Gröninger See entlangführte, warf das stolze Fräulein im Übermut einen kostbaren Ring, den es am Finger trug und der allein den Wert einer Standesherrschaft besaß, in die Flut. Als am dritten Tag der Hochzeit, die acht Tage währen sollte, das Mahl aufgetragen wurde, da fand die Braut in dem Magen des Fisches, der auf silberner Schüssel ihr vorgesetzt wurde, ihren Ring. Ein großes Entsetzen erfaßte die Mehrzahl der Hochzeitsgäste, daß sie schnell davoneilten und die Feier jäh gestört wurde. Von der Stunde an schwand das Glück aus dem Haus Lochow; es geriet in Armut, der Feind kam ins Land und zerstörte den Besitz, bis der letzte aus dem stolzen Geschlecht die Heimat verließ. Im Dorf Nennhausen aber sollen noch heute Perlen und Schmucksachen vergraben sein, die einst das übermütige Fräulein von Lochow als Hochzeitsangebinde erhalten hatte.