Elizabeta Lindner, geb. Kostadinovska, studierte Germanistik an der Universität St. Kyrill und Method (2001, Dipl. Phil.) in Skopje und Neuere Deutsche Literatur und Slawistik (2002-2005 - Russisch und Südslawische Literatur) an der Universität Regensburg, wo sie 2005 ihr Studium abgeschlossen hat (Magistra Artium). In ihrer Magisterarbeit untersuchte sie die Bedeutung der Kabbala in Gustav Meyrinks Roman „Der Golem“. 1999-2000 hatte sie ein DAAD-Semesterstipendium: Studium der Germanistik und Slawistik an der TU-Dresden. Nach dem Studium absolvierte sie in Regensburg eine Fortbildung in Kulturmanagement.
Seit 2006 lebt sie in Berlin als freie Literaturübersetzerin, Herausgeberin, Autorin und Künstlerin. Seit 2007 Gründerin und Redakteurin des Literaturportals www.slovokult.de, ein Portal für mazedonische Literatur auf deutsch, das sie mit anderen literarischen Übersetzern gestaltete. 2008-2015 war sie zusammen mit Igor Isakovski die Mitherausgeberin und die Übersetzerin deutschsprachiger Bücher ins Mazedonische im Verlag Blesok und organisierte Lesungen mit den übersetzten Autoren (bisher: Ingo Schulze, Benjamin Stein, Jürgen Nendza und Michael Krüger) sowie einige Buchpräsentationen. Sie hat bisher ca. 30 Bücher (auch für andere Verlage) übrsetzt.
Nach dem frühen Tod des Verlegers in Mazedonien im Dezember 2014, widmet sie sich der Entwicklung eigner Projekte. 2015 gründet sie den Verlag SlovoKult::Literatur in Berlin, 2016 das Online-Magazin SlovoKult::Liteartur/a auf Mazedonisch und seit Ende 2017 auch auf Deutsch. 2018 gründete sie (und seit dem leitet auch) die Biennale für zeitgenössische Künste SlovoKult :: literARTour (text/vision/sound), die internationale, interdisziplinäre, mehrsprachige und multimedia Präsentationen der Autor:- und Künstlr:innen anbietet. Jede Ausgabe hat auch eine Anthologie mit Werken von allen Teilnehmer:innen (Text und Kunst) bzw. Tape von den Soundkünstler:innen. Da die Festivalausgabe 2020 gestreamt wurde, kann man die Videos auf dem Youtube-Kanal des Festivals sehen.
Seit 2016 kooperiert sie mit dem Kunstverein Art Equlibrium in Mazedonien, mit dem sie die Biennale SlovoKult in Gevgelija und Skopje organisiert, und seit 2020 auch die Buchreihe SlovoKult :: Slovothek veröffentlicht - vor allem übersetzte und mehrsprachige Gedichtbände, die Lindner herausgibt und in zwei Verlagen und zwei Ländern erscheinen.
Elizabeta Kostadinovska ist auch ihr Künstlername, mit dem sie Texte veröffentlicht und Collagen, experimentelle Bild-Text-Arbeiten und multimedia Poesieperformances zeigt. Sie schreibt auf deutsch, mazedonisch (und manchmal englisch) Lyrik, Essays und Kurzgeschichten und übersetzt sie in die andere Sprache. Sie veröffentlicht in asugewählten deutschsprachigen Zeitschriften und Anthologien. 2020 erschien ihre zweisprachige Lyriksammlung mit einigen experimentellen Kunstwerken: Zweizählig zu Besuch bei dem endlosen Abgrund.
Seit 2015 nimmt sie teil an Gruppenausstllungen und zeigt ihre multimedia poetry performances in Berlin, Skopje und Gevgelija, im Mai 2017 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in Skopje.
Was hat Sie nach Berlin verschlagen? Die Liebe? Der Zufall? Die Weltpolitik?
Der freie Wille und die Hoffnung, dass man von hier aus eine schönere Welt erreichen bzw. die Hässlichkeit der Welt korrigieren kann.
An Berlin liebe ich:
alles - die Vielfalt, die Freiheit, die Inspiration, die Menschen, das Leben. Leider sehe ich eine Gefahr für unsere Liebe, die heißt: Gentrification, Bürokratie, Ungerechtigkeit und die systematische Vernichtung von Qualität und Subkultur.
In Berlin vermisse ich:
Manchmal Geld, manchmal Zeit.
Ein Lieblingsort in Berlin:
die alte Volksbühne, Loophole, Sux, k-fetisch, Trödler.
Sind Sie in Berlin ein anderer Mensch, eine andere Autorin, ein anderer Autor als im Land Ihrer Herkunft? Inwiefern?
Ja, ich fühle mich zuhause, weil ich die Welt besser empfinden kann. Die internationale bunte Welt ist hier versammelt und man fühlt sich kosmopolitisch.
Und ich schreibe selber auf Deutsch, das heißt ich selber gehöre zu einer Minderheit und in Berlin macht das auch einen Sinn.
Ein literarisches Werk, das ich gern geschrieben hätten:
Eigentlich reicht mir die Übersetzung literarischer Werke, die ich liebe: ich schreibe sie beim Übersetzen.
Ein eigenes Werk ist auch auf dem Weg, hoffentlich ist das dann genau so schön, wie die Übersetzten.
2021 extensiv initiativ Stipendium des DÜF und der Bundesbeauftragten für Kultur im Rahmen von Neustart Kultur :: mazedonische Übersetzung ausgewählter Gedichte von Sophie Reyer
2016 wurde sie für die Übersetzung des Erzählbandes "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" von Clemens J. Setz und 2017 für "Verbarium" von H.C. Artmann mit der Übersetzerprämie des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ausgezeichnet
2014 - Preis für Lyrikübersetzung "Grigor Prlicev" verliehen vom Kollegium des internationalen Treffens literarischer Übersetzer in Makedonien für Paul Celan "Ausgewählte Lyrik".
(Der Preis wird seit 1974 für herausragende Lyrikübersetzung ins Makedonische verliehen)
2011 wurde sie für die Übersetzung des Romans "Holzfällen" von Thomas Bernhard mit der Übersetzerprämie des österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ausgezeichnet
Seit 2010 mehrere Stipendien und Aufenthalte in Übersetzerhäusern und verschiedenen Städten:
EÜK Straelen (DE, 2010, 2011, 2013, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019), Looren (CH, 2011, 2015), Ventspils (LV 2014, 2017, 2021), in Wien (A, 2014), in Prag (CZ, 2015)
Arbeitsstipendien für Übersetzer:
Robert Bosch Stiftung (2010, 2015)
Kunststiftung NRW (2011, 2014, 2015, 2017)
Pro Helvetia (2011, 2015)
DAAD (2013)
Kultusministrium NRW (2019)
Österreichische Gesellschaft für Literatur (2014)