Die Journalistin und Autorin Rasha Abbas wurde 1984 in der Küstenstadt Latakia (Syrien) geboren und wuchs in der Hauptstadt Damaskus auf. Sie begann ein Journalismus-Studium an der Universität von Damaskus, wurde 2007 aber suspendiert, so dass sie das Studium nie abgeschlossen konnte. 2008 veröffentlichte sie ihre erste Sammlung mit Kurzgeschichten “Adam hasst das Fernsehen” und wurde dafür beim Damascus Capital of Arab Culture Festival mit einem Preis für neue Autoren ausgezeichnet. Seitdem publiziert sie Kurzgeschichten und Kolumnen in verschiedenen Medien, u.a. im PEN Atlas, Words Without Borders, The Common, Süddeutsche Zeitung, Al-Quds al-Arabi, As-Safir Newspaper, O2 Publishing. 2012 verließ sie ihr Heimatland und ging nach Beirut. 2014 kam Rasha Abbas als Jean-Jacques Rousseau Fellow an die Akademie Schloss Solitude nach Deutschland. Per Flugzeug und mit einem offiziellen Visum einzureisen sei eine "Luxussituation" gewesen, sagt die Autorin. Aktuell lebt sie in Berlin.
Was hat Sie nach Berlin verschlagen? Die Liebe? Der Zufall? Die Weltpolitik?
Ich würde sagen, das war die Weltpolitik. Als ich Syrien verlassen musste und nach Deutschland kam, entschied ich mich für Berlin. Aus verschiedensten Gründen war das die beste Wahl: hier herrscht eine freundliche Atmosphäre und ich kannte schon Leute.
An Berlin liebe ich:
Ich liebe die unkomplizierte Kommunikation hier. Man kommt immer leicht ins Gespräch, wenn man an der Straße nach dem Weg, nach Tabak oder Zigarettenpapier fragt. Ich liebe auch gebrauchte Möbel, die auf der Straße stehen und genommen werden können.
In Berlin vermisse ich:
Manchmal vermisse ich die Stille. Die Stadt ist immer in Bewegung und kann dadurch mitunter anstrengend und überfordernd sein.
Ein Lieblingsort in Berlin:
Einer der Orte, die mich am meisten emotional berührt haben, ist die Max Liebermann Villa. Besonders die Geschichte der Villa und die leeren Flächen an der Wand, an denen Bilder von der Landschaft des Umlands, von Seen und Gebäuden hätten hängen sollen.
Sind Sie in Berlin ein anderer Mensch, eine andere Autorin, ein anderer Autor als im Land Ihrer Herkunft? Inwiefern?
Ja, vielleicht. Die Veränderungen in deiner Art zu schreiben sind mit Gewichtsveränderung vergleichbar: Du bist die letzte Person, die sie bemerkt. Aber es ist schon so, dass die Anspannung, die sich in früheren Texten niederschlug, abgenommen hat.
Ein literarisches Werk, das ich gern geschrieben hätten:
A Thousand Rooms of Dream und Fear von Atiq Rahimi.
2008 Preisträgerin bei der „New Voices“ competition des Damascus Capital of Arab Culture Festival
2014 Jean-Jacques Rousseau Stipendium an der Akademie Schloß Solitude
2015 Artist-in-residence Stipendium am Literarisches Colloquium Berlin
2015 Artist-in-residence Stipendium am OMI Art Center Translation Lab in Ghent, New York