Leselampe

2017 | KW 11

© Barbara Dietl

Buchempfehlung der Woche

von Stéphanie Lux
Literaturübersetzerin (Übersetzungen ins Französische u.a. von Clemens J. Setz, Michael Köhlmeier u. Andrea Maria Schenkel), arbeitet gelegentlich als Buchhändlerin bei Anakoluth in Berlin

Annie Ernaux
Das bessere Leben
(Roman), Aus dem Französischen von Barbara Scriba-Sethe; S. Fischer, Frankfurt/M. 1988./ "La place", Gallimard, Paris 1983.

Annie Ernaux ist eine „transfuge de classe“: eine soziale Überläuferin, die durch ihr Studium und den Erfolg ihrer Bücher der bescheidenen Welt ihrer Familie entkommen ist. Nach dem Tod ihres Vaters versucht sie dessen Leben zu rekonstruieren, ohne stilistische Kunstgriffe, in der Sprache, die seine war.
Daraus ist eine bewegende Hommage geworden, die Hommage einer durch das – durchaus für sie von ihren Eltern gewollte – „bessere Leben“ gespaltenen Tochter an die einfache, aber nicht verachtenswerte Existenz des Vaters.
Bei ihrem französischen Verlag Gallimard ist vor ein paar Jahren ein Sammelband erschienen, der wichtige Werke der Autorin zusammenführt. Sein Titel: "Écrire la vie". Das Leben schreiben: ein Vorhaben, das ihr seit vier Jarhzehnten großartig gelungen ist.
Auf daß Annie Ernaux, das literarische Pendant zu Didier Eribon (ein großer Bewunderer ihres Werkes), doch in Deutschland leider noch weitgehend unbekannt, weiterübersetzt und wiederentdeckt wird.

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