Hier führen Sie Schriftsteller und Schriftstellerinnen in Text und Bild durch ihr persönliches Ruhrgebiet. Zehn der Touren sind 2010 entstanden. Zwei weitere kamen 2011 hinzu.

Die Literatouren Ruhrgebiet wurden durch die RWE Stiftung Stiftung ermöglicht.

Ulrich Land

Weiß-Grün im Pott ODER: Ein Radweg, zwei Jahreszeiten

Joschi von Scherenberg
ca. 7 Stunden ca. 160 km Reise über den Emscher Radweg

Der so genannte Strukturwandel als komplexer Prozess ist das zentrale Thema. Bei der Reise über den Emscher Radweg hält der Autor augenblickliche Eindrücke von seinen Wegmarken fest und versucht auf diese Weise die verschiedenen Zeitschichten der sich stets verändernden Orte zugänglich und transparent zu machen.

Als Hör-Tour

Gelesen von Ulrich Land

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Ulrich Land

»Weiß-Grün im Pott ODER: Ein Radweg, zwei Jahreszeiten«

Fotos: Joschi von Scherenberg


Der Emscher-Park-Radweg. Vom Maximilianpark in Hamm bis zum Rheinufer in Duisburg. Die Nordroute nahe der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal, die Südroute zwischen Rhein-Herne-Kanal und Ruhr. Durchziehen in lang gezogenem Oval in ost-westlicher Richtung das nördliche Ruhrgebiet. Insgesamt 230 Kilometer lang. Zuzüglich mehrerer empfohlener Abstecher und Querverbindungen. – Eines jedenfalls wolltest du nicht, den Weg als radelnder Ruhri-Heimathirsch hinter dich bringen. Bisschen langsamer sollte es zugehn, um wirklich zu sehn, was man sehn kann. Um hängen zu bleiben mit Gedanken und Nachgedanken. Indes so ruhrgebietsversessen, dass du dir einen Fünf-Tages-Gewaltmarsch auf Schusters Rappen antust, bist du auch wieder nicht. Also mussten andere Verkehrsmittel her! Okay, zugegeben, ganz frank und ganz frei, du bist die 230 km nicht komplett auf Skiern abgefahren. Obwohl es das Wetter zugelassen hätte. Und damit sich dieser Ruhrgebietsradweg nicht nur schneeweiß abbildet, warst du ein paar Wochen später noch mal mit Rollerblades auf der Strecke. Lünen, Waltrop, Bochum, Essen, Bottrop, Duisburg: also einmal "quer durch". Und auch da spielte das Wetter erstaunlicherweise brav mit. Womit wir denn beim Eigentlichen (jedenfalls was die Präliminarien angeht) wären.











































Grummer Teiche
Bochum-Grumme, Weg am Kötterberg

Ein Bekannter aus Bochum erzählt dir, er finde es höchst merkwürdig, dass er in den letzten Jahren seinen inzwischen vier- und sechsjährigen Söhnchen – um bitteren Enttäuschungen vorzubeugen –, stets mit großem Bedauern in der Stimme zu verklickern versucht habe, in hiesigen Landstrichen, im Ruhrpott gebe es keinen Schnee mehr. Global Warming und so weiter. Und prompt habe ihn der Januar/ Februar 2009 deftig Lügen gestraft. Gut, da konnte er sich noch leidlich rausreden mit Verweis auf seltene Anomalien respektive unberechenbare Wetterkapriolen. Aber jetzt dieses Jahr, dieser Winter – mein lieber Scholli, wie lasse der ihn jetzt dastehn vor seinen Sprösslingen! Mit seinem verdatterten Gesicht gebe er entweder den ausgebufften Lügenbold ab oder den übelst tumben Kaffeesatzleser.

Du hast, als du mit dem Gedanken spieltest, eine Winterreise übern Emscher Radweg zu absolvieren, dir ausgemalt, wie Joschi, der Fotograf, und du, wie ihr beide mit gespreiztem Regenschirm im ruhrpöttisch graugrauen Nieselregen mit dem Fahrrad durch die Pfützen heizt, das eine oder andre Nebelfoto schießt und dann umgehend die nächste Pommesbude ansteuert, um die durchnässten Jacken auszuwringen und mal wenigstens für einen Augenblick aufzuhängen.

Dass es noch solche Winter gibt, dass es überhaupt noch Winter im Pott gibt, grenzt an einen Paradigmenwechsel. Immerhin haben wir's diesmal nicht bloß mit dem üblichen Brei aus zerrinnenden Schneematschflecken, Salzwasserpfützen, staubgraubraunversifften, tausendfach aufgetauten und wieder festgefrorenen Eisschlieren und Buckelpisten auf den Straßen zu tun. Nichts da. Tage-, wochenlang nicht entjungfertes Jungfrauenweiß. Und trotzdem – um das Kapitel Wettergeschwätz denn auch zügig zum Ende zu bringen – macht der unerschöpfliche Grauockervorrat des Himmels über der Emscher es einem nicht leicht, diese Welt hier fotografisch ansprechend in Szene zu setzen. Nölt jedenfalls Joschi, dein Mann am Auslöser. Jedes Mal, wenn der Wetterbericht strahlendblaues Sonnengelb über schmuckem Weiß prophezeit, besinnt sich die Chose, kaum dass ihr euch aus dem Auto gepellt habt, eines anderen, eines besseren, eines angemesseneren konturlosen Lichtbreis, der jedes Bild wie jedes andere Bild wirken lässt. Zur Unkenntlichkeit gelbgrau eingekleidet. Jeden Hauch Blaulicht umgehend, schattenloser Witzlosigkeit geopfert.

Irgendwie ist es diesem Radweg by the way gelungen, dir ein paar merkwürdige Gedankengänge beizupulen:

Dass das efeuüberwucherte Hexenhäuschen oberhalb der Grummer Teiche keine Hexe beherbergt. Und nicht Hänsel und nicht Gretel.


Joschi und du, ihr raunt euch immer wieder zu: Sind Ecken hier und Flecken, da wart ihr im Leben noch nicht. Abgelegene Winkel, wovon das Ruhrgebiet – wie jede andere Welt – ungezählte hat. Einer abgelegener als der andere. Die interessante Frage nur: Wie kommt man dahin? Wie findet man die? Wiewohl in diesem Fall haben euch diese Arbeit ja die Ruhrradler abgenommen, die die Route hier zur Radroute erkoren haben. Ein Radweg, logisch, was soll ein Radweg, wenn er nicht zu Ecken, durch Winkel, um Kurven führt, wo man im wirklichen Leben im Leben nicht hinkäme?!


Dass auf den Halden kein Wein wächst. Dass dessen ungeachtet das Grün hier erstaunlich grün ist. Dass jeder Ruhrpötter sich darüber echauffiert, dass jeder Nicht-Ruhri spätestens im zweiten Satz das üppig grüne Grün des Potts lobpreist. Selbst dann, wenn sich's grade weißzuckergussverklebt bis braunschnee-vermatscht geriert. Dass jedenfalls an wenig anderen Stellen der Republik der Kontrast zwischen grün und grau derart ins Auge sticht.

Dass überhaupt die Farben hier viel farbiger und das Revier leiser geworden ist, die Häuser die Trauerringe um die Fensteraugen verloren haben und auch das Putzwasser nach getaner Tat nicht mehr trauerschwarz im Eimer steht.



Wo aus Müll die Berge gebaut sind, aus Abraum und Überflusskohle Hochgebirge, aus abgearbeiteten Rohren Kunstwerke, in atemlosen Gebläsehallen die Bretter ausgelegt werden, die die Welt bedeuten, aus der Rostpatina des ausgeblasenen Hochofens ein museales Edelexponat gezaubert wird.

LÜNTEC Technologiezentrum Lünen GmbH
Am Brambusch 24
44536 Lünen-Brambauer

Lünen

Noch weiter Richtung Osten. Wo hoch oben auf dem alten Förderturmgestell der ehemaligen Zeche „Minister Aschenbach IV“ ein merkwürdiges Ufo hockt und übers Technologiezentrum Lüntec wacht. Ein Alu-Hambörger, dem aber die rote Soße fehlt und der deshalb schon seit Jahren vergeblich drauf wartet, dass ein Tyrannosaurus kommt und ihn da vom Gestänge runterpickt. Wo also während der öde dahinnebelnden Jahre das plattrunde Raumschiff aus seinen trüb geschrubbten Fenstern in die Gegend schielt, um rechtzeitig gewahr zu werden, wenn die Bagger anrücken und die Abrissbirne kreisen lassen. Wo aber einstweilen dieses Silberding jedem Radfahrer zuzwinkert, der staunend um die Ecke biegt. Und jedem Skiläufer und Inlineskater sowieso. Wo das Kosmosshuttle droben auf seinem Stahlgestakse auf jeden Fall auf keinen Fall verrät, ob's grade gelandet ist oder grade abheben will. Bloß zwischengeparkt im absoluten Halteverbot, oder hat sich 's auf Dauer dort oben eingenistet? Doch ein Storchennest?

Dann plötzlich – du traust deinen Augen nicht – plötzlich zischt ein Dampf aus, ein elektrisches Britzeln, ein unheimliches Sirren erfüllt die Luft. Das plattgedrückte, verchromte Überraschungsei wird von einem Schaudern erfasst, ein Zucken, Rucken. Dann werden die Nieten, die Schrauben, die Anker abgesprengt. Das glubschige Silberfischauge hebt ab! Fliegt los, fliegt raus ins All. Verdammt, wer will jetzt wieder einfach abhauen? Und wohin? Und das sinkende Schiff mit Namen Revier sich selbst überlassen?

Arbeiterdenkmal
Herner-Straße / Vierhausstraße
44809 Bochum

Restaurant Oriental Garden
(chinesische, mongolische, asiatische Spezialitäten)
Herner Straße 221–223
44809 Bochum
Tel.: 0234 - 956 63 95

Mo - Fr: 11:30–15:00 Uhr & 17:30–23:00 Uhr
Sa, So & an Feiertagen: 11:30–23:30 Uhr
Kommentar: hat was von Massenabfertigung, ist aber lecker

Tippelsberg
Bochum-Riemke, Tippelsberger Straße

Tetraeder
"Haldenereignis Emscherblick"
Bottrop-Batenbrock,, Halde Beckstraße

Bergwerk Prosper-Haniel
Holthausener Straße
46244 Bottrop

Alpincenter Bottrop
Prosperstraße 301
46238 Bottrop
Tel.: 02041 - 7095-0

Öffnungszeiten:
Skihalle
Piste: täglich 11.00 - 23.00 Uhr
Letzter Einlass Kasse: täglich 21.00 Uhr
Après Ski: So - Do bis 24.00 Uhr
Fr & Sa bis 02.00 Uhr
Buffet täglich 11.30 - 22.00 Uhr
all inclusive Getränke täglich bis 23.00 Uhr
Biergarten
Mo - Fr: 11.00 - 22.00 Uhr
Sa & So: 10.00 - 22.00 Uhr
Sommerrodelbahn
Mo - Fr: 11.00 Uhr - bis zum Einbruch der Dunkelheit
Sa & So: 10.00 Uhr - bis zum Einbruch der Dunkelheit
Hochseilklettergarten
Mo-Fr: 14.00 - 20.00 Uhr
Sa & So: 11.00 - 21.00 Uhr



Jahrhunderthalle Bochum
An der Jahrhunderthalle 1
44793 Bochum
Tel.: 0234 - 36 930

geöffnet nur bei Veranstaltungen
Führungen auf Anfrage

Bochum/ Bottrop
    

Dass der Radweg nicht die A40 ist – nicht so schnell und nicht so langsam. Jedenfalls hört   man von dort entschieden weniger Staumeldungen.

Dass sich auf dieser motorfreien Meile der Ruhrpott-Multikultimeltingpot in keinster Weise widerspiegelt: Der marokkanische Opelaner fährt eben sonntags nicht Fahrrad, der serbische Kiesfahrer hat keine Lust auf Inliner, der japanische Industriedesigner hasst Hundekacke als Mittelstreifen. Dass sich aber dennoch rechts und links des Weges zeigt: Die Vielfalt des Potts ist gradezu utopisch.



In der Bude – einmal Curry-Pommes, aber nur, wenn noch wat da is. Un ob noch wat da is – in der Bude am Currywursttisch der alte Dauerbrenner: "Ich sach immer, heh, wat soll ich auffer andern Seite von Dortmund? Fährsse nach Polen in Urlaub, is dein Auto schon da. Dat is Service, verstehsse!"

Da spielt 's auch nicht wirklich eine Rolle, welcher Vorfahre dieses ach so witzigen Witzbolds sich in welcher Generation aus welcher Ecke Polens aufgemacht hat, um dem Enkel in der x-ten Generation eine Zukunft aus dem Flöz unter der Ruhr zu hauen. Vergessen und vergeben.

Wer suchet, der findet. Bochum an der Herner-Straße/ Vierhausstraße. Auf einem Grünfleck, leicht abgehoben auf einer Anhöhe, mit der Straßenkreuzung verbunden durch eine heckengesäumte paar-Stufen-Treppe: da steht er und friert: der Mann der Arbeit. Steht mit freiem Oberkörper, bronzemuskelgestählt, das eiserne Gesicht blank poliert, eine Schneekappe auf dem raspelkurzen Haar. Blickt seltsam entrückt in die Ferne. Mag sein, dass er früher Ausschau hielt nach der Sonne der Freiheit hinterm Kohlenqualm und -staub; mag sein, dass er jetzt Ausschau hält nach dem Kohlenqualm und -staub vor der Sonne. Oder mag sein, dass er überhaupt nicht mehr weiß, wonach er Ausschau halten soll. Dir geht 's ans Herz. Kratzt ihm wenigstens den Schnee vom Mottek; schwer genug, dieser Kawenzmann von einem Hammer! Die kalte Kappe dagegen lässt du ihm.

Und in der Nähe gibt's auch was Erschwingliches zu essen: Restaurant „Oriental Garden“

Dass die subarktischen Verhältnisse dieses Januars dem griesegrauen Charme des Emscher-Ruhr-Zweistromlandes nicht wirklich Abbruch tun. Und ebenso wenig dem kratzegrünen Zauber der ersten Maiwochen des gleichen Jahrs.



Nun gut, der höchste Berg Bochums zu sein, ist für einen Berg vielleicht nicht unbedingt die größte aller denkbaren Ehren. Nicht gerade eine Meisterleistung. Für einen schlichten Müllhaufen indes denn doch beachtlich. Wobei, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ist der Tippelsberg auch geologisch ein Berg, jedenfalls tief drunten, sein Sockel, ein Ausläufer des Ardeygebirges. Und da oben drauf hat man dann fast anderthalb Jahrzehnte Bau- und Bodenschutt deponiert, den Aushub einer Bochumer U-Bahnstrecke zum Beispiel. Und seitdem ist der Gipfel plötzlich 150 Meter hoch und gewährt dir freien Blick: 80 Kilometer weit übers Ruhrgebiet.

Und in nächster Nähe die ruhrpott-idyllischen Grummer Teiche.

Egal, ob Halde für den Abraum aus den Tiefen des Pütts oder Halde für den Abfall aus den Tiefen des Baucontainers, immer sehen diese industriell gefertigten Gebirge aus wie überdimensionale Geodreiecke. Grade so, als könne der Mensch kein organisch anmutendes Gebilde zuwege bringen, sobald ein Reißbrett zwischengeschaltet ist. Scherenscharfe Horizontlinien, pfeilgerade Baumreihen, messerschnittgestylte Sträucher. Jedes Kieselsteinchen weiß, wo's zu liegen hat. Jeder Grashalm hält sich an den Flächennutzungsplan. Da geht nichts kreuz nichts quer, kann man sich nicht verlaufen, nicht versteigen, nichts gerät ins Schwimmen. Unmögliches ist und bleibt unmöglich.

Man kann es kaum besser auf den Punkt bringen als das Tetraeder auf der Botropper Halde: die Welt der schnurgeraden Gratwanderungen. – Streng geometrisch; sogar die Asymmetrie ist ausgefeiltes Planungskalkül.
Auf der Nachbarhalde direkt gegenüber befindet sich eine Halle für Abfahrtski sommers wie winters mit Après-Ski im Biergarten auf der Halde.

Dass deine Skier sich auf dem winterweißen Emscher Radweg schwer tun, weil der verdammte Haldenschotter es immer noch schafft, durch den Schnee hindurch zu kratzen. Dass auch der frühjahrsgrüne Emscher Radweg sich als nicht wirklich sanftmütig erweist. Irgendwie kommen immer und immer wieder irgendwelche Kanten durch, was dir aber komischerweise die Laune nicht verhagelt.

Dass auf Skiern an der Bochumer Jahrhunderthalle vorbeischrappen zu können, an ein Jahrhundertereignis heranreicht.



Kommentar eines Spaziergängers:
"Aber in Innsbruck, ham Se gesehn? Da ham se kein' Schnatz Schnee. Vierschanzentournee un alles braun oder wat. So wat von braun! Un hier im Pott is die ganze Kohle weiß oder wat. So wat von weiß!"

Friedrich-Ebert-Brücke
Rheindeichstraße / Richard-Hindorf-Platz
47119 Duisburg






Duisburg

Dass der Rhein im Ruhrpott das Meer ist.



Duisburg-Ruhrort. Wo hinter kantigen Riesenpfützen, kaimauereingefassten Flusstotarmen, schräg gefächerten Hafenbecken die Ruhr sich in diesem anderen Fluss mit großem R verliert. Da hast du diesen Meeresgeruch in der Nase. Quatsch, natürlich Quatsch. Aber du wirst ihn nicht los. Das Auge isst mit und ist mit vor Ort. Dieser Blick über die Hafenwelt, der Anblick der kreischend lufttanzenden Möwen, der Ausblick auf die Rheindeichlandschaft. Das riecht nach Salz, riecht einfach nach Salz, nach Sturm und Strand und Muschelsand. Kann man hier irgendwo Surfbretter leihen?

Vielleicht da drüben? Wo dieser rotlackierte Mast seine Rahen in den beigegelben Schneehimmel stakst, als sollten sie die bleischweren Wolken anreißen, aufreißen, auf dass diese wie prallgefüllte Kopfkissen ihre Flockenschätze in die Lüfte wirbeln und herabfedern lassen möchten.
Gleich gegenüber befindet sich das Museum der deutschen Binnenschifffahrt. Das Museumsrestaurant „Navigare“ bietet eine ausgesprochen ansprechende Gastronomie.

Oder gibt's den Surfverleih hier unter der Brücke, die sich an langen Trossen übern Rhein spannt und sich darüber freut, dass irgendwer ein paar rote, blaue, hellgraue Farbeimer gefunden hat und den Brückenträgern, Betonflanken, Eisengeländern zu Leibe gerückt ist? Wohl kaum. Wenn du hier den Blick in die andere Richtung schweifen lässt: Industrie, Hochhausbauten, nichts, aber auch gar nichts, was nach Salz riecht.

Den Kopf dreimal gewendet, und du siehst nicht nur in dreierlei Welten – Rheinmeerlandschaft, betonkantige Hafenfurchen, Stadtsilhouetten mit nassen Füßen im schmutzig-rheinen Wasser –, du siehst auch in dreierlei Zeiten. Jahrzehntausende zurück, als hier der Urstrom die Schnauze voll hatte von der ganzen Schlepperei, seine Schottertonnenlast, den ganzen Scheiß einfach liegen ließ. Bloß, um sich im nächsten Frühjahr dann durch genau diese Schotterdecke durchzubeißen und ein neues Bett aufzuschlagen. Bloß, um dieses ein paar Monate später wieder mit einer Riesenladung Kies vollzustopfen. Bloß, um ... und so weiter und so fort, Jahr um Jahr.

Kurzes, millimeterkurzes Rucken des Kopfes: Dein Blick bleibt hängen an einer zweiten Brücke, einer alten Eisenbrücke. Hundert Jahre her, vielleicht hundertfünfzig. Nicht mal eindeutig erkennbar, ob hier seinerzeit die Eisenbahn rüberratterte – der Name "Eisenbahnhafen" legt's nahe. Oder Pferdefuhrwerke? Holperten Karren mit Holzspeichenrädern daher, trotteten Hafenarbeiter, Stahlkocher, Ruhrtreidler, Bahnrangierer nach getaner Arbeit mit an langen Armen schlenkernden Henkelmännern von hüben nach drüben? Mit Sicherheit jedenfalls eine Verkehrsader der Industrialisierung.

Kurzes, millimeterkurzes Rucken des Kopfes: Dein Blick bleibt hängen an der Stadtansicht, an den erigierten Phallusbauten der Dienstleistungsgesellschaft, an den Glas-Beton-Lasagneklötzen der Informationsgesellschaft. An diesem einen einzigen winzigen Standpunkt auf einer alten Brücke zeigt sich: Hier ist der Strukturwandel überhaupt nichts Neues. Hat nie angefangen und nie aufgehört. Die Zeitschichten stoßen unmittelbar aneinander, schieben sich wie früher die Rheineisschollen über- und untereinander. Die Behäbigkeit des Flusses, das Knirschen steinkratzender Pflugscharen, das Schlackern nach ranzigem Fett riechender Transmissionsriemen, das Rattern der Zahnradgebisse im Fabrikgetriebe, das Zischen des Hochofenabstichs, das Tickern und Zirpen digitaler Schnittstellen. Seit jeher: in Bewegung.

Dass hier das Stetige der Wandel ist. Kein Jahr wie das andre.



Am Brückengeländer ein Tropfen. Nein, nicht aus Wasser. Ein Eistropfen, der die Welt drumrum als verbeultes, aber glasklares Freezing-Bild festhält: zu Parabelästen gefrorene Hafenkräne, den himmelwärts emporgebogenen Rhein, die beiden bruchsteinklumpigen Brückentürme wie gekrümmte Bananenstümpfe.

Dass das Ruhrgebiet hier anfängt.

Dass das Ruhrgebiet hier zu Ende ist. Jedenfalls im Kopf des Normalsterblichen. Dass das Revier noch ein paar fette Wurmfortsätze auf der linken Rheinseite zu bieten hat: Zumutung für die eingefleischten Vorstellungscluster.



Zeche Zollverein
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
Tel.: 0201 - 830 36 36

Führungen auf Anfrage

ebendort (Gebäude "Kohlenwäsche"):
Ruhr Museum

täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet
Eintritt: 6 €
4 € ermäßigt
5 € in Gruppenund (Gebäude "Kesselhaus")
red dot Design Museum
Tel.: 0201 - 730 10 4 0

Öffnungszeiten:
Di - Do: 11 bis 18 Uhr
letzter Eintritt: 17 Uhr
Fr - So und an Feiertagen 11 bis 20 Uhr
letzter Eintritt: 19 Uhr
(geschlossen: 24.12., 25.12., 31.12. & 01.01.)
(bei Schulklassen und größeren Gruppen telefonische Voranmeldung [s.o.])
Eintritt: 5,- Euro
Bei Sonderausstellungen: 8,- Euro
Ermäßigt: 3,- Euro

























































Essen

Dass es im Revier tatsächlich noch Ecken gibt, in denen noch Rauch aufsteigt aus Schloten, die aussehn wie Fabrikschlote, neben Hallen, die aussehn wie Fabrikhallen, in Gang gesetzt von Mitarbeitern, die aussehn wie Fabrikarbeiter.

Dass andrerseits aber aufgelassene Alt-Zechen schon nach fünf, sechs Jahren einem Schlosspark in nicht viel nachstehn. Dass morbide Gemäuer nicht tausend Jahre Kirchengeschichte hinter sich haben müssen. Dass auch Gewölbe ohne barocke Putten und goldglänzende Säulenkapitelle Kult und Kultur beschirmen können.



Aufgerichtete oder wahlweise flachgelegte Schuhkartons, verschachtelte Gebäudequader und -würfel, schräge oder waagerechte Rampen kreuz und quer, Flachdächer allenthalben, rechtwinkliges Stahlfachwerk mit rotbraunen Backsteingefachen. Ein ganzes Regiment von Schornsteinen, ein Gewirr aus Gleisanlagen, Fördertürmen, Förderbändern. Aber es steigt kein Rauch mehr aus den Schloten. Statt Kohleloren gehn Kohlmeisen ihren Geschäften nach. Maigrüner Wildwuchs allenthalben.

Deine Inlineskates verkanten sich – war ja klar, so was von sonnenklar – verkanten sich in den alten Werksbahnschienen, die das weitläufige Gelände zerschneiden und verbinden und sich am Vergissmeinnicht erfreuen, das aus den Ritzen zwischen den Betonbodenplatten sprießt.

Essen, Zeche Zollverein. Galt bei der Eröffnung Anfang der Dreißiger Jahre als größte Zeche der Welt. Vor 25 Jahren kam der "Deckel auf den Pütt". Ruhe sanft. Samt angeschlossener Kokerei. Posthum als Weltkulturerbe geadelt. Und ganz nebenbei soll aus dem ehemaligen Bergwerk in einem der ärmsten Stadtteile Essens der "bedeutendste Designstandort Deutschlands" werden, ein Gestaltungszentrum mit europäischer Strahlkraft, wie's in einschlägigen Hochglanzbroschüren heißt.

Dass die Dunkelkammern der Kämmerer abenteuerlich rote Dunkelziffern hervorbringen, die ihnen kaum noch einer übel nehmen mag.



Für das Herrichten des Geländes und die Sanierung der alten Zechen- und Kokereigebäude haben die Herrschaften bislang rund 215 Millionen Euro verbraten. Seither firmiert ein Teil der alten Gebäude als Industriemuseum, in einigen anderen sind tatsächlich eine Hand voll Designer, Agenturen, Eventausrüster und ähnliche Kreativgrößen untergeschlüpft.

Aber irgendwie scheint's zu klemmen. – Du stehst vor einer Tabula rasa, vor einer Wüstenei hinter provisorischem Zaun. Der ehemalige Holzlagerplatz, der auch ein viertel Jahrhundert nach der Stilllegung noch auf die Errichtung der im Bebauungsplan ausgewiesenen "Design-Stadt" wartet. Dafür gibt's dann auch keine öffentlichen Gelder zu verknallen, hier muss man private Investoren anspitzen.

Ein einziges einsames Gebäude auf weiter Flur – "Design-Stadt Nr. 1" – steht stramm und hält die hochgestochenen Pläne hoch. Anthrazitfarbener Kasten. Viereckig, wie er viereckiger nicht sein könnte. Bei einigem guten Willen kann man sagen: angeglichen an die Bauhaus-Geradlinigkeit der alten Zollverein-Gebäude. Gut und schön, aber wenn dieses belanglos bis schläfrig daherkommende Gebäude Initialzündung und Vorbild für die Bebauung hier sein soll, dann dürfte die Design-Stadt ihrem Namen verdammt wenig Ehre machen. Nicht zuletzt, wo nicht grade wenig Klingelschildchen erkennen lassen, dass in etlichen Büroeinheiten niemand andrer zu Haus ist als Max Mustermann. Kein Wunder, dass der Investor dieser Immobilie keine Nachahmungstäter dazu bewegen kann, für das eine oder andre Gebäude Geld locker zu machen.

Inzwischen haben die zuständigen Herrschaften das Label "Design-Stadt" vorsichtshalber schon mal etwas kleiner geschrieben und nennen das Vorhaben jetzt "Creative Village", um die Erwartungen an die eher tristen Tatsachen zu gewöhnen. Einer der wenigen Investoren, der – angeblich – noch im Gespräch ist, ist ein ominöser Scheich, der seit ein paar Jahren durch die Zollvereinsgerüchteküchen geistert. Irgendeine Überweisung getätigt hat der Mann aus dem Morgenland indes noch nicht. Das siebenstöckige Fünf-Sterne-Hotel im Creative Village, das man ihm aus dem Kreuz zu leiern gedenkt, lässt auf sich warten, steht bislang noch nicht mal auf dem Reißbrett.


Dass die Hartnäckigkeit des Ruhrpötters, mit der er einmal gefasste Pläne verfolgt, mitunter in Verbissenheit ausartet. Bevor er eben diese Pläne dann mit lockerem Schwung zu dem Gesteinsschutt schmeißt, mit dem die stillgelegten Stollen aufgefüllt werden. Auf dass weitere Bergschäden verhindert werden möchten und die Welt nicht ins Rutschen gerate.



Du bleibst stehn. Dein abschätziges Grinsen erstarrt zur Fratze. Keinen Steinwurf vom potentiellen Hotelstandort entfernt, blickst du an einem weiteren Problemgebäude hoch. Der so genannte "Kubus". Ein puristischer, heller Würfel. 35 Meter lang, breit, hoch. Wie zufällig darüber gestreut: zahlreiche, unterschiedlich große Vierecke, in denen rahmenlose Fenster erstaunliche Durchblicke gewähren. Durchblicke weniger ins Gebäude hinein als hindurch! Denn der Blick ins Fenster gelangt geradenwegs durchs übereck sitzende Nachbarfenster wieder hinaus und landet im Himmel. Und du hast das Gefühl, der ganze Betonwürfel ist irgendwie schwerelos. Luftig, leicht, als würde er bloß aus seinen fensterdurchsetzten Wänden bestehen. Ohne störendes Innenleben. Ohne Zwischenböden, Zwischenwände, Zwischenmenschen.

Dabei sollte es eigentlich richtig losgehn mit diesem Würfel, seiner raffinierten Architektur und der darin untergebrachten "Zollverein School of Management and Design". Muss doch einfach die Ansiedlung allerhand kreativer Gewerke initiieren und Investoren anlocken! Aber Pustekuchen. Dass das Gebäude auf ein räumlich strukturiertes Innenleben verzichtet, dass man hier mittels spanischer Wände, Rigips-Nischen und Tapetentüren x-beliebige Räume in den Raum stellen kann oder doch könnte, wenn man nur wollte, spricht Bände. Es ist nämlich abgesehen von ein paar vereinzelten Führungen, Ausstellungen und Werbeveranstaltungen kein Leben in der Bude. Wenn man ehrlich ist: von Anfang an.

Der Hochschul-Kubus war eigentlich für 150 Studierende ausgelegt. Die hat man aber für das anfangs dort angebotene Design-Management-Studium nie zusammenbekommen. Der einstweilen neueste Hoffnungsschimmer: Die Essener Folkwang-Schule will über kurz oder lang mit ihrem Design-Zweig hier einziehen und außerdem auf dem Gelände des angedachten Creative Village ein, zwei weitere Gebäude hochziehen. Was noch fehlt, wer hätte das gedacht, ist der Investor. Bis also wirklich die ersten Folkwang-Studenten das Gelände bevölkern, kannst du problemlos noch ein paar lange Inliner-Runden drehn. Aber immerhin scheint man – Folkwang sei Dank – noch einmal knapp an der nächsten Zollvereinmisere vorbeigeschrammt zu sein und der Kubus denn doch kein Millionengrab zu werden.

Trotzdem, die Design-Stadt bleibt das Sorgenkind auf Zollverein. Einfach eine Schnapsidee, die künstliche Erzeugung eines künstlerisch anmutenden Stadtteils!

Dass sich grade die, auf die Zollverein ein Auge geworfen hat, die innovativsten Überzeugungstäter der Designbranche, dass die sich scheint's ungern festnageln lassen und womöglich doch noch was andres im Sinn haben, als das monokulturelle Bewirtschaften der nachindustriellen Ödnis.



Du gehst in die Hocke, ziehst deine Rollerblades von den Füßen und – und als du die Knie wieder durchdrückst, fangen deine Augen an zu zwinkern. Du siehst, dass die beiden riesigen Speichenräder da oben sich wieder drehn. Warte Mal, in welchem Film bist du grade? Siehst den Förderturm kopfstehn und auf seinen Schwungrädern, als wären 's Inlinerwheels, von hinnen rollen. Auf den eben noch vergissmeinnichtüberwucherten Eisenbahngleisen ein fahriges Kommen und Gehen, die Kohlebunker werden Betontrichter für Betontrichter in die Luft gehoben, die Maschinenhäuser, die Waschkaue, das Hauptmagazin werden Stein für Stein, Förderband für Förderband, Zahnradzahn für Zahnradzahn zerlegt. Und jetzt, jetzt wachsen drüben den Koksofenbatterien Flügel! Über die Fassade des Kesselhauses entrollt sich ein riesiges Banner. Ist das Maos Schädel? Auf den Kompressorenhäusern wehen verdächtige Flaggen: auf knallrotem Grund ein Halbrund aus knatschgelben Fünfzacksternen. Fertig gepackte Koffer stapeln sich vor der Maschinenhalle. Geht ganz Zollverein auf Reisen? Auf Reisen ins Reich der Mitte? Oder umgekehrt, kommen die Chinesen und bringen die alte Kohlenlawine noch mal ins Rollen, fangen wieder von vorne an – wie im Falle des einstigen ThyssenKrupp-Hüttenwerks, das 2001 in Dortmund zerlegt und in Shanghai wieder aufgebaut wurde?  Diesmal allerdings, weil's so schön ist, hier vor Ort. Wenn dein starker Arm es will, rollen alle Fahrräder los. Bevölkern in Bälde lauter gelbe Männlein den Emscher Radweg?

Dass die Welt erstens anders ist, als man sie zweitens sieht.



Waltroper Schachtschleuse und Schiffshebewerk
Westfälisches Industriemuseum Altes Schiffshebewerk Henrichenburg
Am Hebewerk 2
45731 Waltrop
Tel.: 02363 - 970 70

Öffnungszeiten :
Waltroper Schachtschleuse
immer
Altes Schiffshebewerk Henrichenburg
Di - So 10-18 Uhr
Einlass bis 17.30 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 3,50 Euro
Kinder/Schüler 2,00 Euro
Ein umgebauter, ehemaliger Doppeldeckerbus
steht als Museumscafé bereit.

Und als Gastronomie gleich neben der Schachtschleuse:
Café Restaurant Kortmann
Zum Neuen Hebewerk 2
45731 Waltrop
Tel.: 02363 - 623 86‎

Waltrop

Dass auch eine rappeltrockene Schleuse Erinnerungsschichten ab- und auftauchen lässt.

Und dass eine rappeltrockene Schleuse im Mai die kathartischen Wonnen des Schreibens lehrt.



Es ist einfach nicht zu fassen. Du bist nichts Gutes mehr gewöhnt. In früheren Zeiten, als du öfters auf den Dingern standest, da wusstest du tatsächlich auch, wie bremsen geht! Leicht in die Knie gehn, rechtes Bein leicht voran, Fuß anwinkeln, so dass die Ferse zum Boden zeigt, worauf der Bremsklotz wie 'n Radiergummi übern Asphalt schrammt – und früher oder später kommt man zum Stehn.

Nun ist in der alten Waltroper Schachtschleuse aber kein Asphalt, sondern Betonpflaster. Und die Rampe, die man dort eingezogen hat, um Fußgänger und Radfahrer, Skiläufer und Rollschuhfahrer durch das alte Becken für die Schiffe zu schleusen, die Rampe hat ein für ungeübte Inlineskater ungesund steiles Gefälle.

Dass du dich aber gleich zweimal – oder war 's gar dreimal – so was von auf die Schnauze legst, das ist denn doch irgendwie peinlich. Und die einzige Möglichkeit, damit umzugehn, ist: aufschreiben! Flucht nach vorn antreten und das Drama coram publico ausbreiten. Selbstoffenbarung, der Kunstkniff des Schreiberlings. Vergleiche das heilige Sakrament der Beichte: Raus damit, und man ist's los! So fördern die Rollschuhstürze im Waltroper Schiffshebewerk – nebst zwei Oberschenkelhämatomen – auch die Wonnen des Schreibens zu Tage.

Und wenn wir schon mal bei Offenbarungseiden sind: Du bist kein Eingeborener des Reviers, bist Wahlruhrpötter; mithin spielte sich der Heimatkundeunterricht, den du genossen hast, nicht hier ab. Das ist denn aber auch die einzige Entschuldigung, die du vorbringen kannst, um der geneigten Leserschaft zu verklickern, dass du bei beiden Waltroper Exkursionen, winters wie frühjahrs, der festen Überzeugung warst, die Waltroper Schachtschleuse sei das Schiffshebewerk. Und dass du erst zu Hause beim Durchblättern irgendwelcher Ruhrpottfotobände und beim Nachrecherchieren der genauen Standortkoordinaten festgestellt hast: Die Schachtschleuse ist die Schachtschleuse und nicht das Schiffshebewerk. Wenn auch in unmittelbarer Nähe.

Bis zum "Ruhri-Heimathirsch" also ist es noch ein weiter Weg. Obwohl mich die Emscher Radweg-Touren – zugegeben – dieser Spezies wahrhaftig ein ordentliches Stück näher gebracht haben.

Ein Sonnenschirm vom vergangnen Jahr schmiegt sich drüben, auf der Castrop-Rauxler Seite an den Bahndamm. Offenbar hat ihn ein längst verstummter Herbststurm von irgendeinem Balkon, aus irgendeinem Schrebergarten hier rüber geweht. Im Bahndammgesträuch verfangen, überhalsüberkopp, den dürren Schirmstock in den grauen Januarhimmel reckend. Signet der Sinnlosigkeit: die Stoffwölbung parabolspiegelartig nach unten. Schirmt weder Sonne noch Regen ab. Das einzige was sie noch zu Wege bringt, ist das Regenwasserpfützensammeln. Wasserlache im Sonnenschirm, durchgefroren, festgefroren. Eine Eislinse ohne Sinn und ohne Verstand. Aber der Stoff, der ihr die Rundung verliehen hat, leuchtet knatschgelb!

Dass das Gefühl, heh, das ist meine Gegend, dem, der es erkennt, das Hektikherzklabastern nimmt.