Leselampe

Buchempfehlung der Woche

von Felix Schiller
Volontär im Literarischen Colloquium Berlin

Franziska Füchsl
rätsel in großer Schrift
(Lyrik), edition mosaik, Salzburg 2018

Boom Bam, was ein Debüt. Und gleichzeitig einer meiner Lieblingsbände 2018. Das Ich dieser Texte hat Derrida im Gepäck und ein halb ausgefülltes Kreuzworträtselheft gefunden, aus dem heraus ihm*ihr die aus dem Kontext gerissenen Worte nun in den eigenen Denk- und Sprachstrom sickern. Glücklicherweise alle bereitliegenden Wortspiele mit „Kreuz“ vermeidend werden die Worte aber als Kreuzungen ernst genommen: von lautlichen Überlagerungen, von Bedeutungen und von Sprachen. Über gemeinsame Buchstabenfolgen verschleifen sie sich teils lautlich, stehen plötzlich wieder in ihrer Bedeutung hart gegeneinander und andersherum. Man hat wirklich das Gefühl, in ein von Ausdrucksträgern abgelöstes Rattern und Klickern der Sprache zu kommen. „Nous“ ist das französische Wir und die griechische intellektuelle Erkenntnis zugleich, „Oral“ und „Labor“ schultern sich auf einmal gegenseitig. Eine schlüssigere konzeptuelle Legitimation für assoziierendes Sprechen ist mir kaum begegnet. Die Texte haben dadurch eine wohltuende Mischung aus freikombinierendem Spiel und rahmensetzender Konsequenz. „das buch ist eine ansammlung von rustle, geraschel. nicht redlich ist das buch, liederlich, nimmerstill und nimmersatt, rustling, säuselnd, ein schütteldich von blättern.“ Zum Glück!

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