Leselampe

2019 | KW 16

© Privat

Buchempfehlung der Woche

von Katrin Thomaneck
Sie war die Herausgeberin der dreisprachigen Online-Zeitschrift "Transcript" sowie der "Finnegan’s List". Momentan koordiniert sie die Literatur- und Musikprojekte der Allianz Kulturstiftung in Berlin.

Nino Vetri
Lume Lume
(Roman); Aus dem Italienischen von Andreas Rostek, Edition fotoTAPETA, Berlin 2013 (Original 2010).

Der Protagonist des Buches – gebürtiger Palermitaner – will herausfinden, was es mit dem Text eines rumänischen Liedes auf sich hat, das ihm schon immer gefiel. Lume Lume, wie das Lied heißt, bedeutet „Welt“ oder auch „Leute“. Auf der Suche nach der Übersetzung des Textes trifft der Erzähler auf die Einwohner seiner Heimatstadt Palermo und ihre wechselvollen Geschichten. Eine ganz eigene Welt, in der die rumänischen Nachbarn eher Eros Ramazzotti hören als alte Lieder aus ihrer Heimat, Signora Licata nie ganz ihre Tür öffnet, außer für Mohammed aus Bangladesch, den sie Salvatore nennt, und in der man außerdem lernt, dass es doch eigentlich viel hygienischer ist, mit den Händen zu essen als mit einer Gabel. Das Lied wird zur persönlichen Hymne des Protagonisten, wie ein musikalisches Thema bringt es die einzelnen Geschichten zusammen. In einem ihm eigenen Ton, unaufgeregt und unterhaltsam, erzählt der Autor, Musiker und Buchhändler Nino Vetri von den alten und neuen Einwohnern seiner Stadt Palermo, die ein Abbild unseres heutigen Europas darstellt.
Der Schriftsteller Andrea Camilleri, Sizilianer wie Nino Vetri, schreibt im Nachwort: „Ein Buch, bei dem ich empfehlen würde, es zweimal zu lesen. Beim ersten Mal, um die Erfindungsgabe Vetris zu genießen und eine Sprache, die man in so gelungener Form selten findet, ein zweites Mal aber, um es als ,Handbuch des zivilisierten Zusammenlebens in der Welt‘ zu lesen. Was ja nicht wenig ist.“

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