Leselampe

Buchempfehlung der Woche

von Michael Lieth

Mitbegründer der Serie945756, ein Verlagsprojekt, dass sich auf die Veröffentlichung von erster Literatur spezialisiert hat, berät hauptberuflich zu den Themen Innovation und Digitale Transformation.

Douglas Coupland
Generation X
(Roman), Blumenbar, Berlin 2018

Ich versuche mich an einem Vergleich: Es gibt jene Bücher, die man in dem Moment, in dem man sie liest, nicht nur mit Vergnügen liest, da sie anstrengen, fordern; schlechthin eine Zumutung, ein großes Abarbeiten, später Verarbeiten. „Frost“ von Thomas Bernhard läge beispielsweise irgendwo in diesem Stapel (mit dem Vermerk „besonders wichtig“). Großartige Literatur bei großer Schwere auf der Brust, erst kürzlich in Frankreich beendet. Hervorragender Haftgrund, Traumata eingeschlossen. Und doch, es gibt jene Bücher, die ich beim Lesen vergnügt lese, auch sie mag ich, sie zerren nicht an mir, sie wärmen ein wenig, umarmen mich, sind leicht, leichtfüßig, eine Brise, ein feiner Entwurf voller Zuversicht. Nicht immer hat jene Literatur gleich weniger Haftung, wie sich anhand von Douglas Couplands „Generation X“ zeigt: Dag, Andy und Claire, ein wundersames Trio, die Hauptfiguren des Romans, man möchte ein Quartett draus machen, reinspringen, sich anschließen, in ihre Welt einschließen. Keine protestantischen Lebensentwürfe, keine schlechten Wahrheiten, dafür viel Witz, Spiel, Schönheit in der Summe der Dinge. Ausreichend Distanz zur Bewunderung, genügend Nähe zur Möglichkeit. Und Bernhard sollten Sie natürlich so oder so lesen!

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