Leselampe

2016 | KW 12

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Buchempfehlung der Woche

von Assaf Alassaf
Syrischer Autor, Journalist, Zahnarzt. Auf Facebook publiziert er seit 2013 literar. Skizzen über die Revolution u. den Krieg in seiner Heimat, über seine Reise nach Mauretanien, sein Leben als Flüchtling. Im mikrotext Verlag ist "Abu Jürgen" erschienen.

Rasha Abbas
Die Erfindung der deutschen Grammatik
(Kurzgeschichten); Aus dem Arabischen von Sandra Hetzl, mikrotext Verlag 2016

Im Berliner eBook-Verlag mikrotext ist am 8. März 2016 das neue Buch der syrischen Schriftstellerin Rasha Abbas, „Die Erfindung der deutschen Grammatik“ erschienen. In ihrem Buch präsentiert Rasha Abbas vielseitige Kurzgeschichten die eine sehr speziellen Art von Satire durchzieht. Abbas nimmt dabei die Beziehung des Neuankömmlings mit seiner neuen Heimat unter die Lupe: Deutschland. Eine Beziehung, die über das Brechen von Klischees über Deutschland und die Deutschen aufgebaut wird. Dieser Klischeebruch gelingt Abbas über das Erzählen persönlicher Alltagserlebnisse, wie sie jeder Neuankömmling, aber auch jeder alteingesessene Bewohner Deutschlands kennt - jedoch mit dem Beigeschmack von Abbas' typischer irrwitziger Phantasie und ihrer beißenden Ironie.
Beispielsweise wird in einer Geschichte mit dem Titel „Wohnungsbesichtigung“, die einen wahnwitzigen Dialog mit Herrn Müller, dem Vermieter, bei einem Besichtigungstermin enthält, die typische Mentalität eines Wohnungseigentümers persifliert, der sein Mietobjekt anpreist, egal in welchem Zustand es ist. Es geht aber auch um Klischees, die man womöglich vom Anderen hat, besonders wenn jener Andere von einem Ort kommt, der besonders zu Allgemeinplätzen verleitet. In ihrer Geschichte „Die Erfindung der deutschen Sprache“, von der das Buch auch seinen Titel ableitet, behandelt Abbas ihre noch ganz frische Erfahrung mit dem Erlernen des Deutschen - einer Sprache die Kopfschmerzen und Ratlosigkeit erzeugt, besonders was ihr komplexes Genussystem betrifft. In dieser und auch den anderen Geschichten gelingt der Autorin die Gratwanderung zwischen den beiden Leserschaften, der arabischen und der deutschen, zwischen den Neuankömmlingen und alten Bewohnern. Es geht um den hiesigen Lebensstil und das deutsche bürokratische System, das schließlich beide Seiten gleichermaßen in seiner Komplexität verwirrt und unter seinen unendlichen Papierbergen begräbt.
Rasha Abbas' Buch ist eine unterhaltsame, frische Lektüre, deren besonderen Stil man so schnell nicht mehr vergisst. Man muss es gelesen haben.

2016

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