Leselampe

Buchempfehlung der Woche

von INK Press (Zürich)

So lange es Menschen gibt, werden Geschichten erzählt. Bei manchen Geschichten lohnt es sich, sie festzuhalten. Sie kommen im Programm von Ink Press unter anderem aus Bulgarien, dem Land, wo der älteste Goldschatz der Menschheit gefunden wurde. Es sind universelle Geschichten, die berühren und die uns im Innersten treffen. Die Begegnung mit dem Fremden ist eine literarische Entdeckung par excellence.
Für Ink Press ist es wichtig, in steter Berührung mit den Künsten zu sein. Dies bringt Bücher hervor, die die Zeit überdauern, da es in der Kunst, die sie in sich tragen, um alles geht. Das Programm ist die Einladung an Sie, diese Geschichten weiterzuerzählen und zu fallen, ohne sich zu verletzen.
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Albertine Sarrazin
Querwege
(Roman); Aus dem Französischen von Claudia Steinitz, Ink Press, Zürich 2019.

"Ich habe noch keine Zeit gehabt, meine Tat zu bereuen, aber wenn ich es eines Tages tue, werde ich Sie davon in Kenntnis setzen."
Albertine Sarrazin

Ein Ausnahmetalent! Ich verstehe nicht, wie man so poetisch und klug sein kann, wenn man eingesperrt ist.
Sasha Marianna Salzmann

Albertine Sarrazin schreibt, um von ihrem Leben sprechen zu können. Ein „authentisches“ Schreiben, in Zeitnot. Eine Planung für die Zukunft gibt es nicht: Lebendig ist nur die Gegenwart.
Ria Endres

Albe ist frei, und Lou sitzt noch ein Jahr im Knast. Ein von Albe mit Geld bestochener Anwalt hat ihre Texte rausgeschmuggelt, jetzt will sie sie abholen, um endlich Autorin zu werden.
Vermeintliche Freunde enttäuschen sie, für viele Regionen Frankreichs hat sie ein Aufenthaltsverbot, arbeiten ist für sie keine Option, und so wird es schwer, die Zeit bis zu Lous Entlassung zu überstehen, ohne rückfällig zu werden.
Albertine Sarrazin hat zeit ihres Lebens nachgedacht, über ihre Adoptiveltern, über das Leben und immer über sich selbst, um mit ihrer immensen dichterischen Erfindungskraft darüber zu schreiben.

Zwischen August und November 1966 hat Albertine Sarrazin Querwege, ihren dritten und letzten Roman, verfasst, der noch zu Lebzeiten ihren Ruhm als Bestsellerautorin bekräftigt.

Geboren 1937 in Algier wird sie von einem griesgrämigen französischen Ehepaar adoptiert und realisiert schon früh, dass sie zu niemandem gehört. Ein Viertel ihres Lebens verbringt sie in Frankreichs Gefängnissen und kritzelt Notizen für die Romane Astragalus und Der Ausbruch auf Papier, um immer anwesend zu bleiben.
1967 stirbt die Autorin mit 29 Jahren nach einer Nierenoperation und hinterlässt ein einmaliges, im Knast gelebtes und erdichtetes Werk.

Claudia Steinitz, lebt in Berlin und übersetzt seit vielen Jahren französischsprachige Literatur aus Frankreich, der Schweiz und Haiti, unter anderem von Véronique Bizot, Virginie Despentes, Yannick Haenel, Véronique Olmi, Catherine Safonoff und Lyonel Trouillot. Von Albertine Sarrazin hat sie Astragalus und Der Ausbruch neu übersetzt. Ausgezeichnet 2019 mit dem Hamburger Literaturpreis für literarische Übersetzungen und 2020 mit dem Johann-Friedrich-von-Cotta-Literatur- und Übersetzerpreis der Landeshauptstadt Stuttgart.

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