Leselampe

2020 | KW 32

© Pitt Simon

Buchempfehlung der Woche

von Hydre Éditions (Bridel/ Luxembourg)

Hydre Éditions ist ein zweisprachiger Kleinstverlag, benannt nach der Hydra von Lerna, der vielköpfigen Wasserschlange aus der griechischen Mythologie. Seit seiner Gründung 2012 veröffentlicht der Verlag belletristische Werke auf Deutsch und Französisch. 

In jüngster Zeit konzentriert sich das Verlagsprogramm auf Erzählungen und Kurzgeschichten, mit Veröffentlichungen einer aufstrebenden Generation luxemburgischer Autor*innen wie Elise Schmit, Gewinnerin des Prix Servais pour la littérature luxembourgeoise 2019 für Stürze aus unterschiedlichen Fallhöhen, Jeff Schinker, dessen mehrsprachige Sammlung Sabotage 2018 erschien, oder Francis Kirps, der für seine humoristischen Neubearbeitungen von Klassikern, Die Mutationen, 2020 sowohl mit den Prix Servais als auch mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet wurde.

Francis Kirps
Die Mutationen
Hydre Éditions, Bridel 2019.

Die Stubenfliege Leon Sumsa erwacht eines Morgens und findet sich in ein „ungeheures Wirbeltier“, also einen Menschen verwandelt. Der Löwe aus Kurt Tucholskys Satire Der Löw ist los! mutiert zu einem Eisbären, der das hippe Berlin erkundet. Das Modell der Venus-Statue aus Prosper Mérimées Erzählung La Venus d`Ille arbeitet als junge Sklavin in einem „Betrieb“, der verblüffende Parallelen zur heutigen Arbeitswelt aufweist. Kleists Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege wird in die Zukunft verlegt, wo die letzten vier Menschen sich bekriegen. Die Mutationen sind sieben Geschichten und ein Gedicht, denen jeweils ein klassischer Text als Vorlage dient, von Rotkäppchen bis Virginia Woolf, über Lovecrafts Cthulhu.

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2020

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