Leselampe

Buchempfehlung der Woche

von parasitenpresse (Köln)

Die parasitenpresse ist ein kleiner, unabhängiger Literatur-Verlag aus Köln. Seit dem Jahr 2000 geben wir neue deutschsprachige und internationale Lyrik heraus, aber auch kürzere Prosatexte, Kurzdramen oder Kunstbücher.

15-18 neue Titel erscheinen jährlich bei uns. Ausgezeichnet wurden davon allein in diesem Jahr (2020) Kinga Tóth mit dem Hugo-Ball-Förderpreis und Adrian Kasnitz mit dem Dieter-Wellershoff-Stipendium. Artur Becker erhält die Chamisso-Poetikdozentur der Sächsischen Akademie der Künste. Der Gedichtband eins: zum andern von Karin Fellner steht auf der Lyrikempfehlungsliste der Akademie für deutsche Sprache und Dichtung. Fusseln von Wolfram Lotz wurde am Theater der Keller in Köln uraufgeführt. Die Wiener Autorin Lydia Haider wurde zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen und hat dort den Publikumspreis gewonnen und der venezolanische Dichter Rafael Cadenas ist für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen.

Eleonore Schönmaier
Wellenlängen deines Liedes
(Gedichte); Übersetzung aus dem Englischen von Knut Birkholz, parasitenpresse, Köln 2020

Zum Gastland-Auftritt Kanadas bei der Frankfurter Buchmesse (2020/21) ist der Gedichtband Wellenlängen deines Liedes der kanadischen Dichterin Eleonore Schönmaier in der Übersetzung von Knut Birkholz bei uns erschienen. Die Texte sind in der nordkanadischen, post-industriellen Landschaft der borealen Wälder angesiedelt, wo Schönmaier aufgewachsen ist. Sie, die deutsche und österreichische Vorfahren hat, verlässt aber die Wälder, taucht ein in die urbane Welt der Exilanten (sie war eine Weile Nachbarin von Elisabeth Mann Borghese), der Kunst, Musik, Literatur und Wissenschaft, bis sie schließlich den Sprung über den Atlantik nach Europa wagt. Das letzte Gedicht des Bandes heißt „Frankfurt, Oktober“ und ist fast eine Prophezeiung, denn wenn die aktuelle Situation es erlaubt, wird sie diesen Oktober in Frankfurt lesen. Heute lebt sie in den Niederlanden.

Wie Kettenglieder fügt sich ein Gedicht zum anderen. Das folgende Gedicht ist immer eine Antwort auf das vorherige und ein Weiterschreiten auf einem langen, musikalisch-poetischen Weg. „Das Fließende innerhalb der Gedichte spiegelt sich in ihrer feinsinnigen Anordnung. Die Wirkung gleicht der einer Symphonie mit verwobenen und subtil variierten musikalischen Motiven, und wie bei einer Symphonie entsteht so ein komplexer Zusammenklang.“ (Arc Poetry Magazine)

Ein interessanter Aspekt sind auch die Bewegungsformen in den Texten: Rad fahren, Ski fahren, Wandern, Unterwegssein im Boot – das alles schreibt sich auch in die Art und Weise ein, wie die Gedichte Dinge reflektieren: mäandernd, umkreisend und sich langsam dem Ziel nähernd.

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2020

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