Leselampe

Buchempfehlung der Woche

von Shida Bazyar

Geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim. Ihr Debütroman "Nachts ist es leise in Teheran" erschien 2016 bei Kiepenheuer & Witsch
und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis und dem Uwe-Johnson-Förderpreis. Ihr zweiter Roman erscheint im Frühjahr 2021.

Nino Haratischwili
Das achte Leben (Für Brilka)
(Roman), Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2014

Dieses Buch ist so dick, so schwer, so eng auf dünnem Papier gedruckt wie kein anders Buch in meinem Bücherregel, außer vielleicht der Bibel. Ich empfehle es immer jedem Menschen auf der Welt und sage warnend dazu: Es ist viel zu schnell fertig gelesen. Es hätte für mein Gefühl noch dicker, noch schwerer, auf noch viel mehr dünnem Papier gedruckt worden sein können.

Nino Haratischwili beschreibt eine Familie im Georgien des 20. Jahrhundert über Generationen hinweg, ihre Schicksalsschläge, ihre guten und schlechten Tage, ihr Lieben, ihr Leiden - sie beschreibt also alles, was man für viel Drama braucht. Sie macht das aber so gekonnt, bleibt so nah an den vielfältigen, lebendigen Figuren, dass nichts daran übertrieben oder pathetisch wird, obwohl die Gefahr so hoch hätte sein können.

Das, was die Historie der Autorin vorgibt, verknüpft sie mit Figuren, die man am Ende persönlich getroffen zu haben glaubt. Mit diesen Figuren habe ich gelitten, habe geweint und wieder verstanden, was eigentlich das Besondere am Lesen ist.

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2020

91